Kapitel 13

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Am Sonntag...

Durch die Helligkeit im Schlafzimmer und die Haare von Emilia an Jennys Gesicht treffend, wacht sie langsam auf. Stützt mit den Armen auf der Matratze, schaut sich im Raum um und ihre Blicke bleiben bei Emilia und Paul hängen, die beiden liegen eng angekuschelt im Bett. Sie versucht unbemerkt vom Bett wegzukommen, dabei fällt ihr das Märchenbuch geöffnet auf den Kopf liegend neben ihr auf. Sie nimmt es in die Hand, und als ihr Blick auf die letzte Seite fällt, aus dem ein Frosch ein wunderschöner Prinz wird. Sie geht in träumerischen Gedanken ins Bad. Dann hat sie Lust, einen schönen Frühstückstisch für die beiden zu decken, bereitet alles vor, auch den Kaffee in der Kaffeemaschine, nur den Startknopf drücke sie später. Wirft nochmal einen kurzen Blick ins Schlafzimmer, „Ach, wie niedlich die beiden sind...", träumt ein wenig, wie es mal später aussehen wird, wenn das da im Bett der eigene Mann mit dem gemeinsamen Kind wäre", seufzt wohlig und beschliesst, beim Bäcker frische Brötchen und Croissant zu holen. Auf dem Weg zur Haustür geht Jenny noch kurz in die Küche vorbei, schaltet die Kaffeemaschine ein und verlässt die Wohnung. Auf dem Rückweg vom Bäcker erhält sie eine Nachricht von Stevie:"Guten Morgen, Jenny. Wie geht es Dir, was macht die Verletzung? Ich hätte Zeit, mich wieder mit Dir zu treffen. Wie wäre es mit bald?" Nachdenklich an morgen gewidmet, schreibt sie:"Danke, mir geht es soweit ganz gut, bin eine Woche nicht im Dienst, könnte mich mit Dir treffen. Was schlägst Du vor?" Beim Betreten der Wohnung duftet der Kaffee direkt in ihre Nase, sieht auf die Wanduhr, die 10 Uhr anzeigt und dass noch keiner am Tisch sitzt, denkt lächelnd:"Typisch, die Renners sind wirkliche Schlafmütze!" Jenny steht vor der Tür, die ins Schlafzimmer führt, öffnet sie ganz leise und geht an die Bettseite von Paul, streichelt ganz leicht an seinem Arm:"Guten Morgen!" Paul bemerkt, dass sein Arm berührt wird, öffnet langsam ein Auge und als er in Jennys direktem Gesicht blickt, ist das andere Auge auch schon offen und er lächelt sie liebevoll mit einem „Guten Morgen, Jenny!" an. Paul löst sich aus der Umarmung von Emilia, weckt sie sanft. „Ich habe frische Brötchen und Croissants geholt", lockt Jenny die beiden aus dem Bett. Nach ein paar Minuten springt Emilia aus dem Bett, rennt ins Bad, zieht sich im Nu um und sitzt schon am Tisch. In der Zwischenzeit Paul zu Jenny:"Toll, du warst schon beim Bäcker, bist wohl eine Frühaufsteherin". Jenny geht um das Bett herum auf die andere Seite, wo Emilia die Decke gewühlt liegen lassen hat und richtet sie ordentlich, „konnte nicht mehr schlafen. Hatte Lust zum Bäcker zu gehen. Für die Gastfreundschaft möchte ich mich irgendwie auch bedanken, zum Beispiel mit einem Sonntagsfrühstück." „Und, war es so schlimm hier, wie du im Krankenhaus gedacht hattest?", blickt Paul mit dem Kopf schief zu Jenny. „Im Gegenteil, ich habe es genossen. Du bist wirklich in Ordnung bis auf das Chaos, das du manchmal veranstaltest." Von der Küche aus ruft Emilia nach den beiden, wo sie bleiben. Gegen Nachmittag bringt Paul seine Nichte zurück zu ihren Eltern wie es mit Pauls Schwester ausgemacht war. Jenny wollte auch wieder zu ihrem Vater gebracht werden, erklärt sich bereit, erst nachdem Emilia nach Hause gebracht wird. Paul biegt mit dem Auto in die Strasse rein, die in einer Sackgasse endet. Lisa wohnt mit ihrem Mann Thomas in einem schönen Haus, das halb in weisser verputzter Wandfarbe und mit grauen Klinkern dargestellt ist, das mit einem grossen Garten verbunden ist. „Meine Eltern sind auch da", zeigt er mit dem Finger auf das Auto seiner Eltern. Paul parkt den Wagen neben den seiner Eltern auf dem Stellplatz vor der Garage zum Haus, alle steigen aus. Paul nimmt die Reisetasche und Emilia geht mit Paul Hand in Hand, Jenny hinter die beiden um das Haus herum auf die Terrasse. Ein fröhliches „Hallo" und Umarmungen untereinander beginnt, bis auf Pauls Eltern, die erstaunte Blicke werfen, mit wem denn ihr Sohn Paul da komme. „Mama, Papa, darf ich euch Jenny vorstellen?", mit freudiger Stimme und legt seinen Arm auf die Schulter von Jenny und schiebt sie ein wenig nach vorne. Thomas kommt auf Paul zu und begrüsst ihn mit einem Handschlag. „Jenny, das sind meine Eltern und die von Lisa. Das ist Thomas, Lisas Mann." Helga und Klaus geben ihr freundlich die Hand, schauen sich an und nicken. „Es gibt Kaffee und Kuchen", deutet Lisa mit den Händen auf den gedeckten Tisch gerichtet und an die Gäste gewandt, „nehmt euch doch Platz! Kann mir einer ein wenig helfen?" fragt Lisa in die Runde. Thomas wollte seiner Frau unterstützen, aber Paul meint:"Kümmere du dich um Emilia, die hat bestimmt viel zu erzählen", und ist schon in der Küche verschwunden. Am Tisch sitzt Jenny neben Pauls Vater, der sie lächelnd anschaut:"Wissen Sie, Sie sind die erste Frau, die Paul uns Eltern vorgestellt hat." Das gibt Jenny ein schönes Gefühl, dass sie in einer Familie herzlich aufgenommen wird und dazu noch als erste Frau. Die beiden kommen in ein Gespräch und Jenny erfährt, dass die Vorliebe von Klaus die Cobra Autos sind. Er habe eine weisse Cobra Auto in der Werkstatt stehen, an dem Paul und sein Vater rumbasteln und es wieder in Schuss bringen wollen. „Wieder was Neues von Paul, was ich noch nicht von ihm kenne", geht es durch die Gedanken bei Jenny. Die Geschwister kommen mit Kaffee und Kuchen auf die Terrasse zurück, es wird ein schöne Gesellschaftrunde und Emilia erzählt aufregende Geschichten, was sie alles bei Paul erlebt hatte. Sie kommt dann auf das Thema ihr Geburtstag nächsten Freitag, den Blick auf Jenny gerichtet, die gerade einen Schluck Kaffee trinkt, „ich möchte Jenny auch zu meinem Geburtstag einladen. Darf ich, Mama?" Jenny glaubt in dem Moment verhört zu haben, und verschluckt sich an den heissen Kaffees und hustet heftig. Alle blicken auf sie und Paul ist es, der ihr schnell zu Hilfe kommt und sie auf dem Rücken klopft. „Alles ok?", fragt er mit Sorge an Jenny gewandt, diese nickt nur den Kopf. Lisa zu ihrer Tochter:"Wenn du das möchtest, ist für mich in Ordnung." Nachdem Jenny wieder normal atmen kann:„Danke Emilia, aber wir kennen uns nur das Wochenende." „Das ist egal, ich mag dich sehr!" kommt Emilia auf Jenny zu und umarmt sie. Jenny ist gerührt und nimmt dankbar die Einladung an, Paul der ihr gegenüber sitzt, schaut sie happy an und sein breites Grinsen erstrahlt. Gegen Abend verabschieden sich alle untereinander, und Paul bringt Jenny zu ihrem Vater. Im Mercedes schaut Jenny Paul an:"Deine Familie ist sehr nett!" „Ich weiss", mit einem Lachen zu Jenny, „ich freue mich, dass du mitkommst zu Emilias Geburtstag nächste Woche!" „Ich mache das Emilia zuliebe", zischt Jenny. „Vielleicht auch, um in meiner Nähe zu sein?", kommt es spontan von Paul aus dem Mund geschossen. „Was soll ich ihr schenken?", versucht Jenny das Thema abzulenken. Bevor Paul antworten kann, sind sie schon bei Martin Dorn vor der Villa im Vorgarten angekommen, sitzen noch einen stillen Moment im Auto. Schauen sich in die Augen und wissen, jetzt heisst es Abschied nehmen, irgendwie können sie die Blicke schwer voneinander lassen, kommen sich gefährlich nah...bis Jenny die Beifahrertür aufreisst und aussteigt. Paul steigt ebenfalls aus, trägt ihr noch die Tasche bis zur Haustür, stellt sie ab und schaut Jenny in die Augen, bringt aber kein Wort heraus. Kommt ganz nah auf sie zu, nimmt sie in die Armen und für Sekunden steht die Welt um die beiden still herum. Die Umarmung löst sich langsam und schweren Herzens auf, Paul gibt ihr einen Kuss auf die Wange, was Jenny überrascht. Lächelt ihn an:"Danke Paul für alles! Es war wirklich schön!" Es kommt ehrlich aus dem Herzen gesagt. „Habe ich sehr gerne gemacht!", lässt Paul den Blick nicht von Jenny los. Schauen sich weiter in die Augen, Paul geht mit Schritten rückwärts zum Mercedes, stösst sich leicht an der Motorhaube, nimmt es mit Humor: „Gute Nacht und schlaf gut!" Den Schlüssel ins Schloss passend reinstecken ohne den Blick an Paul zu unterbrechen:"Dir auch eine gute Nacht!", Tür öffnet sich. Jenny geht hinein, macht die Tür von innen zu und lehnt sich mit der Stirn an diese. Ihr Herz fühlt sich schwer an, ein paar Tränen kullern ihr über die Wangen, ihr fehlt Paul, SEINE Nähe, SEIN Lachen jetzt schon und sie berührt die Wange, an der gerade Pauls Kuss befindet. „Was ein Wochenende so alles mit Gefühlen ausmacht, einfach der Wahnsinn! Mag ich Paul mehr als ich zugeben mag? Und was fühle ich für Stevie? Zwei Männer und die Gefühle im Chaos", wischt sich Jenny die Tränen mit den Handrücken und sieht Licht im Wohnzimmer, begrüsst ihren Vater freudig umarmend. Ein kurzes Gespräch beginnt und dann möchte Jenny einfach nur noch ins Bett, indem sie vor ihrem Vater vorgibt, müde zu sein. Nachdem sich Jenny von den Klamotten in Schlafanzug umgezogen hat, legt sie sich auf ihr Bett, holt ihr Handy raus, schaut sich die Bilder/Selfies an, die sie mit Emilia und Paul gemacht haben. Wie in Trance schreibt sie eine Nachricht aufs Handy:"Ich vermisse Dich!" und drückt aufs Senden. Müde kommt Paul Zuhause an, schon beim Betreten der Wohnung fällt ihm sofort die Stille auf, just in dem Moment vibriert sein Handy eine eingehende Mitteilung. Denkt, es ist eine harmlose Nachricht, lässt es ignorieren und räumt ein wenig auf. Kann im Moment noch nicht schlafen, zu klar ist sein Verstand und die Geschehnissen der letzten Tagen obwohl er müde ist. Irgendwann legt er sich einfach ins Bett auf der Seite, die Jenny die letzte Nächte berührte und atmet ihren Duft im Kopfkissen ein, wälzt sich hin und her. Steht genervt auf, knipst die kleine Stehlampe auf dem Nachttisch an, holt sich in der Küche ein Glas Wasser und sein Blick fällt auf das Handy, welches auf dem Esstisch liegt. Die ungeöffnete Nachricht zeigt immer noch ein kleines Leuchten, das bedeutet, eine Nachricht ist noch nicht gelesen. Er nimmt das Handy, während er trinkt, liest er die Nachricht, in der steht:"Ich vermisse Dich!" von Jenny. Er fühlt eine Erleichterung im Herzen, sogar sein Herz macht ein Salto. Paul stellt das Glas auf den Tisch ab ohne vom Handy wegzusehen, schlüpft zurück ins Bett mit einem breiten Lächeln, das nicht enden wollen möchte, tippt aufgeregt eine kurze Nachricht ein:"Ich Dich auch!" Schaltet das Licht aus und die Bilder der letzten Stunden mit Jenny spielen sich vor seinen Augen ab und irgendwann werden seine Augenlider schwer und fallen zu.

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