Mehr als nur Freundschaft?

Kapitel 47

Der letzte Versuch...

„Hallo Jenny!", macht Paul den ersten Schritt, „lass uns über die Sache reden!" „Was machst du hier?", damit hat sie nicht gerechnet, wer vor der Tür stehe. „Ich freue mich auch, dich zu sehen", steht Paul noch vor der Tür auf den Krücken. „Wie bist du hierher gekommen?" Paul lacht auf:"Schon mal was von Taxi gehört und praktisch, dass es bei dir einen Aufzug gibt." Jenny war bis vor einigen Minuten noch klar im Verstand und wollte Paul um ein klärendes Gespräch bitten, nun ist sie verwirrt, dass er vor ihr steht und in ihr kommt die Enttäuschung wieder hoch:"Denkst du, mit Blumen ist alles gesagt?" Paul schaut Jenny schief an:"Was für Blumen? Ich habe dir schon mal gesagt, dass ich nicht so ein Blumentyp bin." „Ach, das glaubst du wohl selbst nicht?" „Sag mal, müssen wir das hier im Treppenhaus ausdiskutieren?", fragt Paul, der auf ein ruhiges Gespräch gehofft hat, stattdessen wird die Diskussion lauter. „Und warum hast du dann Semir von uns erzählt, obwohl ich dich darum gebeten habe, dass die Sache unter uns bleibt?" „Ich habe dir gar nichts versprochen, dass ich es geheim halte. Hast du es vergessen?" „Soweit kommt es noch!" „Können wir das bitte drinnen klären", bittet Paul um Einlass in ihre Wohnung. „Nein!", mit verschränkten Armen steht Jenny im Türrahmen und verweigert Paul das Betreten der Wohnung. „Semir hat mich immer wieder gefragt, was mit mir los sei. Da habe ich es ihm erzählt, was passiert ist. Das ist eigentlich nix Schlimmes! Wieso machst du aus einer Mücke einen Elefanten?" langsam versteht Paul die Aufregung bei Jenny nicht mehr. „Weil ich es nicht möchte, dass es die grosse Runde macht!", regt sich Jenny auf. Paul lässt einen lauten Seufzer raus:"Jenny, das Wochenende in der Eifel hat mir klar die Augen geöffnet, dass ich mehr möchte als nur eine Affäre!" Jenny zögert und möchte einen Schritt auf Paul zugehen, aber das Innere versperrt ihr die Möglichkeit, stattdessen nimmt Paul ihre Hand und hält sie fest:"Am Anfang habe ich vielleicht noch an eine Affäre gedacht, aber dann ist alles anders geworden. Durch das Zusammensein mit dir ist mir bewusst geworden, was schon lange fehlt in meinem Leben. Wir haben viel Zeit miteinander verbracht, uns privat in die Seele schauen lassen, haben Spass. So etwas ist mir noch nie passiert und ich glaube nicht, dass es mir jemals wieder passieren wird. Ich habe noch nie eine Frau richtig geliebt, bevor ich dich getroffen habe. Nicht so, wie ich dich liebe. Und ich wäre ein Vollidiot, wenn ich dich einfach so kampflos aufgeben würde!", nun lässt Paul die Hand los und fährt mit der Hand durch die Haare. Nun hat er es aus dem Herzen gesagt, was er für Jenny empfindet. Beide schweigen eine Weile, in Jennys Kopf dreht sich alles, die eine Seite die Sehnsucht nach Paul und die andere Seite, die Angst erneut verletzt zu werden. „Paul, ich kann das nicht...", verzweifelt ringt Jenny mit Fassung. „Dann ist das, was zwischen uns war, für dich nur eine Affäre?", fragt Paul Jenny mit traurigem Blick. Als Jenny keine Antwort gibt, fordert Paul sie auf, ihn in die Augen zu sehen und klar und deutlich zu sagen, dass es für sie eine Affäre ist. Jenny schaut kurz in die Augen von Paul, wendet den Blick aber schnell auf den Boden. „Ok, keine Antwort ist auch eine Antwort", und möchte gehen. „Entschuldige bitte, dass ich hier einfach so reingeplatzt bin!", dreht sich Paul um und geht auf den Aufzug zu. Jenny sieht ihn mit Tränen hinterher, knallt die Tür zu und lehnt sich an diese sinkend auf den Boden und weint hemmungslos. Während Paul auf den Aufzug wartet, ruft er Semir an, er möge ihn bitte bei Jenny abholen. Im Flur weint Jenny und fühlt sich total mies, wieso kann sie nicht über ihren Schatten springen und die Vergangenheit mit Alex vergessen? Eine Weile sitzt sie mit dem Rücken an der Wohnungstür, ihr Blick fällt auf die Karte, die unter der Kommode liegt und greift nach dieser. Öffnet das Kärtchen und liest:„Liebe Jenny, es tut mir leid, dass ich letztes Mal einfach spontan vor deiner Tür stand. Habe solange nichts mehr von dir gehört. Ich habe ein schlechtes Gewissen und möchte mich bei dir entschuldigen, Stevie." Dann wirft sie die Karte neben sich auf den Boden und denkt:"Mist, jetzt habe ich Paul auch Unrecht getan! Kann es noch schlimmer werden?" Schlagartig wird ihr bewusst, dass sie sich für das Verhalten mit den Blumen bei Paul entschuldigen muss und reisst die Tür auf, geht auf den Lift zu. Da es zu lange dauert, nimmt sie die Treppenstufen nach unten und als sie die Hauseingangtür aufreisst, kann sie nur noch die roten Rücklichter von Semirs BMW sehen, der gerade Paul abgeholt hat.