Kapitel 8

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Nächster Morgen...

Diesmal ist Paul, ein wenig schlecht gelaunt, pünktlich auf der PAST, begrüsst die Kollegen bevor er mit der Tasse Kaffee ins Büro geht und Semir am Schreibtisch vorfindet. Zieht seine Jacke aus und lehnt sie über seinen Stuhl. Nippt am Kaffee und lässt den Computer hochfahren. „Paul, geht es dir gut? Du weisst, dass du mir vertrauen kannst", spricht Semir leise zu seinem Partner, ohne dass die Kollegen oder sogar die Krüger, die ihr Bürotür offen stehen hat, es nebenan mitkriegen. „Mir geht es ok, habe nur schlecht geschlafen. Danke, ich komm auf dein Angebot zurück", sagt Paul ohne Semir anzusehen, da er an einer Aktenarbeit beschäftigt ist. In seiner Jackentasche ertönt ein Ton, welches erläutert, dass eine Nachricht auf seinem Handy eingegangen ist. Paul nimmt das Handy aus der Jackentasche, öffnet die Nachricht und schon ist seine schlechte Laune verflogen, setzt ein kurzes Lächeln auf, liest und schreibt eine Nachricht zurück. Kurze Zeit später piept das Handy wieder, Paul schreibt zurück, wieder eine Nachricht und so weiter. Das fällt nicht nur Semir auf, sondern auch Susanne und Jenny, die nebenan im Raum arbeiten und die Köpfe durch das Fenster zu den Kommissaren strecken. Susanne schaut Jenny fragend an, die zuckt nur mit den Schultern, die „keine Ahnung" deutet. Unterhalten sich neben der Arbeit ein wenig und lachen über einen Witz. Irgendwann geht die Tipperei dem kleinen türkischen Mann auf die Nerven und er meint ironisch:"Deine gute Laune ist wieder da, dann schmeckt mein Kaffee wieder besser!" Paul lehnt sich im Stuhl zurück, lächelt ins Handy und meint, Semirs Worte an ihm gerichtet, gehört zu haben:"Was hast du eben gesagt?" „Nichts, nur dass der Kaffee mir wieder schmeckt. Sag mal, mit wem chattest du denn andauernd?" Paul erzählt ihm kurz, dass er Romy auf Rügen kennengelernt hat und dass sie ihm ein paar Bilder auf dem Surfbrett geschickt hat, und dass sie heute heim nach Holstein fährt. „Ach, ist das die Frau mit der Liebe?", neugierig fragend an seinen Partner gerichtet. Paul lacht und zuckt nur mit den Schulter:"du hast aber eine lange Nase!" Semir sagt nichts mehr und geht an die Damen im Nebenraum vorbei murmelnden sagen:"Er schreibt mit einer Frau" in die Küche, um Kaffee nachzufüllen. Jenny hat die Worte mitbekommen, fühlt sich leicht betroffen und lässt sich nichts anmerken, jedoch Susanne merkt, dass Jennys Lächeln die Stimmung sinkt. „Alles gut, Jenny?", fragt Susanne. „Ach, habe ein wenig Kopfschmerzen", und reibt sich an ihre Stirn. In leise Gedanken denkt Jenny:"Ist doch so wie ich gedacht habe, es ist nur eine Nacht gewesen. Einmalig! Sehe ich das auch so? Meine Gefühle sagen was anderes...was der kann, kann ich auch, oder?"


Finn kommt mit dem Ergebnis der Nachforschung zu dem Kennzeichen, das zum Fluchtfahrzeug gehört, zu den Hauptkommissaren und teilt denen das Ergebnis mit. Semir ruft Hartmut per Handy an, möchte wissen, wie weit er mit der Untersuchung des Lackes ist. Das Gespräch dauert einige Minuten, und von Susanne bekommen die Herren die Adresse des Fahrzeughalters und beiden machen sich auf dem Weg zu seinem Wohnort. Nehmen ihn fest, kommen zurück zur PAST, verhören den jungen Mann in dem dunklen Raum, alles wird gestanden. Fall abgeschlossen, der Bericht wird schnell abgetippt und bei der Krüger abgegeben. So endet die Woche...


Tage vergehen...

Ein Bote mit einem in violetter Farben Blumenstrauss betritt die PAST, weiss nicht wohin und blickt hilfesuchend an Paul, der gerade aus der Küche kommt. „Hier für Frau Dorn", und gibt den Strauss an Paul ab. Paul hebt seinen Augenbraunen und ist erstaunt,dass Jenny auf der Arbeit Blumen geschenkt bekommt, geht mit dem Strauss Richtung Jennys Schreibtisch und die Karte in dem Strauss lächelt ihn an, neugierig schaut er sich vorsichtig um, ob ihm jemand beobachtet und wirft einen schnellen Blick in das Kärtchen. „Mhm..." macht er nur und wird von Jenny hinten an der Schulter tippend ertappt, dreht sich prompt um und reicht ihr den Blumenstrauss in ihre Hände, „der ist aber nicht von mir.Bin nicht so der Typ dafür!" und flüchtet an seinen Schreibtisch zurück. Jenny sinkt ihr freudiges Gesicht, hatte sie in den leisen Gedanken Paul als Romantiker vorgestellt, in ein trauriges Lächeln und liest die Nachricht, lässt ihre Mundwickel nach oben gehen und sucht eine Vase. Füllt sie mit Wasser auf und stellt sie auf ihren Arbeitsplatz. Dabei wird sie von Paul beobachtet, der niedergeschlagen wirkt. Frau Krüger kommt aus ihrem Büro, ruft „Dorn und Renner in mein Büro, bitte!" Beide sehen sich einander an und folgen der Chefin ins Büro. „Was gibt es denn Wichtiges?",ist es Paul, der fragt. „Herr Gerkhan hat gerade angerufen, seine jüngste Tochter ist krank. Er wird heute nicht erscheinen. Renner, Sie werden mit Frau Dorn in einem Team arbeiten, bis Herr Gerkhan wieder einsatzfähig ist. Ich hoffe, das ist in Ordnung für Sie beiden?", schaut die Chefin sitzend Jenny und Paul an. Sofort kommt aus Pauls Mund ein „Klar, kein Problem" geschossen und setzt sein breites Grinsen gegenüber Jenny an, welches mit ihrem ein künstliches Lächeln aufsetzt. Susanne kommt mit einem Notruf an die beiden gewandt:"Tankstellenüberfall an der Raststätte Frechen." Paul übernimmt das Kommando, „Wir übernehmen! Schick bitte Verstärkung und das SEK dorthin! Jenny,wir fahren mit meinem Wagen!" Beide rennen auf den Parkplatz zu Pauls schwarzen Mercedes und fahren mit Blaulicht zur Tankstelle. Auf dem Weg dorthin schreibt Jenny absichtlich vor Pauls Augen eine Nachricht an Stevie, in dem sie sich für den Blumenstrauss bedankt. Paul blickt Jenny an und tut so lässig cool:"Dein Neuer?" Jennys provozierende Antwort:"Stevie entschuldigt sich mit dem Blumenstrauss bei mir, dass er mich letzten Samstag versetzt hatte. Wie süss von ihm!" Grinst Paul an und dreht ihren Kopf an das Seitenfenster und rollt mit den Augen. Viel Zeit für ein Gespräch bleibt nicht mehr, die Tankstelle ist erreicht. Schnell steigen die beiden aus, laufen zum SEK-Einsatzleiter und lassen sich über die Situation informieren. Zur Sicherheit holen beiden aus dem Kofferraum von Pauls Dienstwagen die kugelsichere Weste heraus und legt sie an ihren Oberkörper an. Nach einer Ewigkeit fordern die zwei Geiselnehmer, die den Tankwart und fünf weitere Besucher als Geiseln in deren Obhut halten, ein vollgetanktes Fluchtfahrzeug und 100.000 Euro Bargeld in einem Koffer zu einem verabredeten Zeitpunkt. Nachdem die Zeit abgelaufen ist, Fluchtfahrzeug und das Geld bereit stehend, kommen die zwei bewaffnete Männer mit je eine Geisel an sich bedrohend mit der Waffe an der Schläfe, heraus und plötzlich durch ein frühzeitiger Angriff von einem SEK-Mann fallen Schüsse, die Polizisten bringen sich hinter den Autos in Sicherheit und ein heftiger Schusswechsel bahnt sich an. Einer der maskierten Männer schiesst ausgerechnet auf einer der Kommissare. Ein lautes „Aua!" kommt von Jenny, die schnell ihre Hand an die rechte Schulter festhält, die Waffe fallenlässt und an dem Mercedes Beifahrerseite an der Tür mit dem Rücken angelehnt langsam in die Knie auf den kalten Boden sinkt. Paul stürzt sofort auf Jenny und hält sie schützend in seinen Armen, blickt auf die Wunde und schreit:"Wir brauchen schnell einen Arzt!" Schmerzvoll stöhnt Jenny mit zusammen gekniffenen Augen. Da es ihm zu lange dauert, bis ein Arzt kommt, da gerade in dem Moment das SEK von hinten leise herankommend die maskierten Männer überwältigen konnten und alles dem ein Ende bereitet, springt Paul auf,hebt Jenny hoch, macht die Beifahrertür auf, setzt Jenny vorsichtig hinein und rast von der Tankstelle mit Blaulicht auf die Autobahn zum nächstes Krankenhaus, welches in der Nähe ist. „Halt durch!", fleht Paul Jenny währenddes Fahrens an und nach kurzer Zeit kommen sie mit quietschenden Reifen an der Notaufnahme an. Hastig steigt Paul aus, schlägt die Tür zu, geht um das Auto herum zur Beifahrerseite, öffnet sie schwungvoll, stützt Jenny mit seinen Armen ab und gehen durch die Eingangstür. Eine Schwester eilt mit einem Rollstuhl und dem behandelnden Arzt heran und so wird Jenny rollend in den Behandlungsraum geschoben. Paul wartet auf dem Flur, sitzt, steht auf, läuft nervös auf und ab. Die Sekundenanzeiger auf der Uhr, das im breiten Krankenhausflur an der Wand hängt, ticken und laufen ohne Ende...    

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