Verratene Freundschaft...
Auf dem Parkplatz tröpfelt der Regen leicht, Semir und Paul stehen sich gegenüber und eine Weile herrscht Schweigen. Mit einem flehenden Blick schaut Semir Paul an, und Paul presst die Lippen zusammen, zeigt einen Ausdruck ohne Gefühle und nickt. „Ich warte dann im Auto auf dich", spricht Lea und setzt sich hinters Steuer. „Ich höre", unfreundlich betont Paul seine Stimme und steckt seine beiden Händen in die vordere Hosentasche. Vorsichtig und mit einem kurzen Lächeln auf den Lippen hat Semir zuerst die Neugierde, wer die Frau ist. „Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig! Komm jetzt mal auf den Punkt, ich habe nicht ewig Zeit!", lautet die pappige Antwort von Paul und Semir erschreckt sich ein wenig, versucht sich aber, das nicht anmerken zu lassen. „Paul, es ist wirklich ein Missverständnis, ich..." „Ich glaube nicht, dass es ein Missverständnis ist. Dafür habe ich deine Worte laut und deutlich verstanden!" Um nicht aufbrausend zu sein, versucht Semir es mit ruhiger Stimme:"Ich war selbst überrascht, als Alex im Büro war und mir gesagt hat, dass er gerne wieder mein Partner sein möchte." „Oh, wie schön für dich!", die Stimme Pauls sarkastisch. „Paul, bitte lass mich ausreden!", mit beiden Händen packt Semir Paul an seinen kräftigen Oberarmen. Paul jedoch verzieht sein Gesicht zur Seite, der Regen tröpfelt etwas stärker und prasselt auf deren Köpfen. Bei Semir mit seinen ganz kurzen Haaren kein Problem, während bei Paul seine wuscheligen Haaren sich glatt plättet. „Natürlich habe ich mich für einen Moment geehrt gefühlt, aber nur für einen KURZEN Moment! Du bist mein Partner, und ich würde mich freuen, wenn du es weiterhin bleibst!", nun hat Semir es gesagt. „Und wieso sollte ich nicht?", ist Paul ein wenig über Semirs Aussage überrascht. „Tja, ich glaube, Alex hat vor, wieder nach Deutschland zurück zu kommen", schüttelt Semir mit dem Kopf und löst sich von Pauls muskulären Oberarmen. „Na toll! Zuerst macht er Jenny mit seinen angeblichen Liebeserklärungen schöne Augen und dich klopft er weich, indem er wieder dein Partner sein möchte!" Semir lässt ein quälendes Grinsen los, „ich bitte dich, mich weichklopfen? Paul, ein türkischer Hengst lässt sich nicht weichklopfen!" „Das habe ich aber anders gesehen, so wie du freudig auf Alex zugegangen bist." Das Gespräch wird langsam lauter und heftiger. „Du müsstest mich eigentlich kennen, es war eher freundschaftlich gemeint und keine stürmische Umarmung. Ausserdem habe ich schon mit Alex gesprochen und ihm gesagt, dass...", weiter kommt Semir nicht, da Paul ihm das Wort abschneidet. „Was?" „Ich habe Alex gebeten, sich bitte nicht in eure Beziehung einzumischen. Ich weiss, wie sehr du Jenny liebst, und...". Der Regen droht stärker zu werden und Semir hat die Mühe, seine Sätze zu vollenden. „Mit deinem Freund redest du über meine Beziehung zu Jenny. Sag mal, geht es noch?", tippt sich Paul mit seinem Zeigefinger an seiner Stirn. Der Verband scheint durchnässt zu sein, es kann sich kaum noch um seinen Kopf halten. „Paul, nicht die Details! Ich habe nur gesagt, Alex solle sich aus eurer Beziehung raushalten. Mehr nicht. Möchtest du nicht bei uns zuhause deine Verletzung auskurieren? Die Kinder würden sich freuen", lenkt Semir das Gespräch in eine erfreulichere Stimmung. „Nein, danke! Ich möchte erst Klarheit haben, was mit Jenny ist, was Alex vorhat. Und bist du überhaupt noch mein ehrlicher Freund? Weisst du, wie ich mich gefühlt habe, als du dich gefreut hast, als Alex dir sagte, er würde wieder deinen Partner werden? Verraten, verletzt und gedemütigt habe ich mich gefühlt! Und ich Vollidiot habe dich damals angehimmelt als tollem Vorbild! Ich weiss nicht, ob ich weiterhin dein Partner bleibe!" Mit diesen Worten dreht sich Paul verärgert mit hochrotem Kopf ohne Abschied von Semir um und reisst die Beifahrertür auf. Der laute Knall lässt Semir schockieren, so hat er sich das Gespräch nicht vorgestellt. „Paul! Warte bitte!" Blitzartig möchte Semir an die Fensterscheibe klopfen, der VW von Lea startet und rollt vom Parkplatz weg. Im Regen bleibt ein zurückgelassener Semir völlig schockiert über das Ausmass des Gesprächs und nun scheint die Freundschaft einen weiteren Riss bekommen zu haben. „Verdammt!", flucht Semir und geht zu seinem BMW.
Derweil hat Jenny die kommende U-Bahn noch in allerletzte Sekunde erwischt und lässt sich auf einen freien Platz sitzen. Sie merkt sich das Geschäft, dessen Schaufenster sie so lange aufgehalten hat, weil sie darin etwas Schönes entdeckt hat und muss dabei schmunzeln. Während die U-Bahn unter der Strasse durch die dunkle Röhre rattert, denkt sie:"Sowas Lustiges, was ich gerade gesehen habe...hoffentlich gibt es das noch, wenn ich morgen Abend zurück zum Appartement fahre. Oder ich es hole es in der Mittagspause? Reicht die Zeit dafür? Ach, ich frage mal James." Die U-Bahn hält an der nächsten Station und die Menschen gehen oder kommen herein. Ein Pärchen betritt zuletzt die Bahn und vor der sitzenden Jenny stehen sie in der Mitte und halten die Hand oben an der Stange. Dabei geraten die beiden in einen Streit, das in englischer Sprache gesprochen wird und Jenny versteht teilweise, worum es in dem Gespräch geht und ihre Augen weiten sich. Zwar hört es sich interessant an, leider muss Jenny schon aussteigen. Zu gerne hätte Jenny die Antwort der Frau gehört, nachdem ihr Freund sie gefragt hatte, warum die Frau ihn ausgerechnet mit seinem besten Freund betrogen hatte. „Sowas könnte ich nicht in aller Öffentlichkeit diskutieren. Obwohl, ich muss mich doch nicht mit der Frau vergleichen. Die Antwort wäre schon spannend gewesen. Ach, was mache ich mir da Gedanken drüber? Ich sollte mich um meine eigenen Gefühle kümmern.", diese Worte schwirren durch Jennys Gedanken, während sie die Treppenstufen nach oben geht und die letzten Metern zum FBI Gebäude mit schnellen Schritten zurücklegt. Im Eingang bei den Fahrstühlen trifft sie zufälligerweise auf James, der in seinem Handy beschäftigt zu sein. „Morgen, James!", winkt Jenny durch die Menge, einige Gesichter schauen auf Jenny und als sie nun James gegenübersteht, bemerkt er dieses freudige Lächeln. „Guten Morgen, Jenny! Das ist ja ein Wunder, dass du so strahlst. Ist was passiert?" Der Fahrstuhl öffnet seine Türen, Menschen quengeln sich hinein, James deutet mit seinem Kopf auf die andere Aufzugstür, Jenny folgt ihm und nun fährt der Aufzug auf die gewünschte Etage. „Ja, ich habe in einem Geschäft was gesehen, das muss ich unbedingt haben. Egal, wie! Meinst du, ich schaffe das in der Mittagspause?" James muss schmunzeln. „Dazu musst du mir aber erst verraten, um was es geht und welches Geschäft wo was ist." „OK, das Geschäft ist in der Nähe vom Fifth Avenue und ich möchte ... haben", verrät Jenny nun ihren Wunsch. James schaut sie mit hochgehobenen Augen an, Jenny widerrum lächelt immer noch. „Und, passt die Zeit?", drängt sie, da sie nun auf der Etage zur Tür des FBIs zugehen. „Da habe ich eine andere Idee, ich denke schon, das wird klappen. Machen wir das in der Mittagspause?" Jenny faltet ihre Hände zu einem „Bitte"-Händedruck und James nickt mit seinem Kopf. „Du hast was gut bei mir!", sagt Jenny noch schnell und James schüttelt ungläubig den Kopf. „Frauen müssen sich immer für einen Wunsch durchsetzen. Das ist bei Samantha auch nicht anders." Beide lachen und schliessen dem Team an, das gerade im Besprechungsraum eintrifft.
Die ganze Fahrt im VW spricht Paul kein Wort. Lea schaut ab und zu mal zu Paul hinüber, der gerade mit seinem Handrücken eine Träne wegwischt. „Alles gut? Wer war der Mann?", möchte Lea wissen, als sie gerade bremst. „Das ist mein Par..., ähm, ein Kollege", kürzt Paul die Antwort und spürt, dass der Verband um seinen Kopf ihn nervt und reisst ihn kurzentschlossen ab. „Deine Wunde muss aber verarztet werden", stellt Lea fest. Paul spürt eine Flüssigkeit an seiner Schläfe runterlaufen. „Ich helfe dir", sagt Lea noch schnell und ihre Augen richtet sie wieder auf die Fahrbahn. Bei Paul zuhause angekommen, öffnet Paul die Tür, geht rein in den Flur und Lea sieht zufällig auf der Türklingel das Schild Renner/Dorn. Dann betritt sie die Wohnung, das ihr auf Anhieb gut gefällt. „Guten Geschmack hast du ja", staunt Lea nicht schlecht und kommt näher auf das hölzerne Surfbrett zu. „Wow!", streichelt sie einmal mit ihrer Hand über das Surfbrett, „ein Surferboy bist du auch! Bestimmt gibst du eine sexy Figur ab." Paul lächelt und geht kurz ins Bad, sucht nach dem kleinen Verbandkasten. Lea kommt der Plattenspieler interessant vor ihren Augen vor und macht die Musik an. Das Lied ertönt, Lea bewegt ihren Körper tanzend und als Paul gerade aus dem Bad kommt, und Lea von hinten ansieht, wird es ihm schwer ums Herz...
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Mehr als nur Freundschaft?
RomantizmGeschichte über Romantik, Freundschaft und Schmerz Dies ist meine erste Fan Fiktion rund um die PAST der Cobra 11 und wie geht es zwischen Jenny und Paul weiter? Sind Gefühle, Schmetterlinge im Bauch da oder doch nur eine Freundschaft zwischen Koll...