Wechselbad der Gefühle...
Jenny sucht Alex Nummer heraus und möchte ihn anrufen. Während sie wartet, packt sie schon das Nötigste für den Übernachtungsbesuch nächsten Abend in den kleinen Rucksack ein. Kurz schaut Jenny auf das Display und mit der anderen Hand tastet sie nach einem T-Shirt, nichtsahnend, dass es Pauls Lieblings T-Shirt ist. „Alex scheint ziemlich lange zu telefonieren, es ist Mitternacht in Deutschland", stellt Jenny fest und legt auf. Kurz holt sie aus dem Bad einige Pflegesachen und steckt es ebenfalls in den Rucksack. „Ich bin wirklich gespannt, wohin mich James führen wird. Ob es auch der richtige Ort ist für meine Probleme? Ich bezweifele es überhaupt. Abwarten bis morgen, dann bin ich etwas schlauer", schwirrt es in Jennys Gedanken, was James mit ihr vorhat. „Noch mehr Drama kann ich wirklich nicht gebrauchen!" Das Kopfkissen schüttelt Jenny kräftig durch und lehnt diesen an die Wand des Bettes, setzt sich auf die hohe Matratze, die bequem scheint. Mit Herzklopfen drückt sie auf die Taste des Handys und der gewählte Klingelton ist am anderen Ende zu hören. Im Krankenhaus klingelt Pauls Handy auf dem kleinen Tisch. Gerade hat er die Augen zu bekommen, nun ist er wieder wach und greift im Dunklen zum Handy. Das Display zeigt das Bild Jenny lächelnd in dem schönen Sommerkleid, das sie zu Pauls Geburtstag getragen hat. Überrascht, wer um die späte Uhrzeit anruft, zögert Paul ein wenig. Andererseits kann Paul auch nicht ohne Jenny sein, ihre Wärme, ihr Lachen und vor allem ihre Stimme fehlen ihm. Paul nimmt das Gespräch an. „Hallo Jenny!" Einen Augenblick ist Funkstille, dann meldet sich Jenny auch. „Paul? Hallo, wie geht es dir? Ich habe gehört, dass du einen Unfall hattest." Man kann Pauls Seufzen am anderen Ende hören, Jenny hat das Gefühl, dass Paul genervt ist. „Ja, das stimmt. Aber morgen, also heute, werde ich entlassen. Alles gut und mach dir keine Sorgen." „Mache ich aber! Paul, mir gegenüber musst du nicht den Helden spielen!" „Was willst du dann hören? Mir geht es nicht gut, habe Streit mit Semir, Alex macht dir Hoffnungen und du zweifelst an der Liebe!" Wumm, das sass! Jenny merkt, dass Paul am Telefon etwas abweisend zu ihr ist. „Ich weiss, was ich uns zumute. Ich bin auch nicht glücklich darüber und werde bald eine Entscheidung fällen", sagt Jenny, in der Hoffnung, Paul würde was Positives sagen. „Das wäre das Beste für uns alle, ich möchte nicht länger an der Nase herumgeführt werden! Ich kann dir nur sagen, dass du die Liebe meines Lebens bist, dass du mein Leben auf den Kopf gestellt hast! Die Armbänder, die ich dir geschenkt habe, zeigt, wie sehr ich dich liebe!" Funkstille... „Jenny? Weinst du?", ist Paul sicher, dass er am Hörer etwas hört. Jenny versucht das Weinen zu unterdrücken, als sie ihre Blicke auf die Armbänder richtet und vor ihren Augen dieses romantischen Abends in der Waldhütte abspielt, an jenem Abend, wo Paul sie mit den Armbänder überrascht hat. „Paul, es ist nicht meine Absicht, mit Gefühlen zu spielen." „Jenny, warum hast du mir nichts von dem Brief deiner Oma erzählt?", fragt Paul vorsichtig. „Können wir das vielleicht besprechen, wenn ich zurück in Deutschland bin?", mit den Tränen hat Jenny zu kämpfen und Paul zeigt Verständnis. „Ok, lass uns bald Klarheit verschaffen, so geht das nicht weiter. Das schadet auch unserer Beziehung, oder haben wir überhaupt noch eine gemeinsame Zukunft?" Jenny hört Pauls harte Worte, sie selbst realisiert auch, dass es eine grosse Fragezeichen hinter dem Wort „gemeinsame Zukunft" steht. „Ja, da hast du recht, ich muss handeln, bevor alles schlimmer wird. James wird mich zu einem Ort bringen, an dem ich über meine Gefühle klar werde und...", sagt Jenny, als sie von Paul unterbrochen wird. „James?" Ein leises Lachen ist zu hören, Jenny klärt Paul auf:"James ist ein Mitarbeiter vom FBI und mach dir keine Sorgen, er ist netter Typ." „Aha", ist Paul erleichtert. Das Gespräch beginnt sich langsam zu lockern. „Es ist wirklich sehr schön hier, obwohl ich noch nicht alles von New York weiss", stellt Jenny fest und Paul lächelt:"Habe ich dir doch gesagt, New York ist aufregend. Wie gefällt es dir beim FBI?" „Schön, die Kollegen sind alle nett und Nick, der Teamchef, lässt mich daran teilnehmen. Ich hatte mir das alles anders vorgestellt, aber es gefällt mir!" „Jenny, das freut mich für dich." „Wie ist das mit dem Unfall passiert?" Nun ist es mit der lockeren Unterhaltung vorüber und die Rückblicke, wie es zu dem Unfall kam, spielt sich wieder vor Pauls Augen ab. Stattdessen gibt Paul Jenny nur eine kurze Antwort zu dem Unfall. „Ein Dienstunfall sozusagen auf der Autobahn." Über die genauen Hintergründe schweigt Paul, der Schmerz über den angeblichen Partnerwechsel sitzt bei ihm noch tief und im Moment stellt Paul sich die Freundschaft in Frage. „Irgendwie habe ich das Gefühl, du verschweigst mir etwas?", liegt Jenny mit ihrem Gefühl richtig und prompt erntet sie eine schroffe Antwort von Paul. „Und was ist mit dir? Du hast mir den Brief deiner Oma verschwiegen. Jenny, ich dachte, wir vertrauen uns? Ich habe immer hinter dir gestanden, dich unterstützt und sogar deinen Traum beim FBI habe ich dir nicht ausgeredet. Ich möchte nur, dass du auch wirklich glücklich bist. Was hat Alex, was ich nicht habe?" Man kann Jennys lautes Seufzen hören, sie verdreht die Augen und gibt vor, müde zu sein. „Du, Paul? Es ist schon spät und ich muss morgen früh raus. Wir reden, wenn ich wieder zurück bin. Ok?" Jenny beginnt zu gähnen und wartet die Antwort ab. Stille... „Paul?" „Ja, bin noch da." „Alles gut?" „Mein Kopf pocht, und...Jenny, du bist die Frau, die ich über alles liebe!" Rührend über seine Worte wird es ihr schwer ums Herz und sie flüstert:"Ich liebe dich auch!" Eine Weile sagt keiner was, dann bricht Paul das Schweigen:"Gute Nacht und schlaf gut!" Jenny wünscht ihm das Gleiche, obwohl es fast auf den frühen Morgen in Deutschland zugeht. Nun legt sie auf, berührt die Armbänder und die Worte von Paul schwirren in ihrem Kopf herum bis ihr die Augen langsam zufallen und sie in einen tiefen Schlaf fällt. Das erneute Handyklingeln scheint Jenny nicht mehr mitzubekommen.
Andrea findet neben ihr eine leere Bettseite und wundert sich, wo Semir in aller Frühe ist. Sonst ist Andrea die Erste, die sich fertig macht und alltäglich ums Frühstück für die ganze Familie kümmert. Sie findet den gedeckten Tisch in der Küche vor und einen schlecht gelaunten Semir am Tisch sitzt, der lustlos in der Zeitung blättert. Seufzend knirscht Semir heftig mit der Zeitung, die nicht mehr ordentlich zusammengefaltet aussieht und legt sie auf den Tisch. „Guten Morgen, mein Schatz!" Andrea legt ihre Armen über die Schulter ihres Mannes und küsst ihn liebevoll an der Wange. „Wie kommt das, dass du schon den Tisch gedeckt hast?" „Ach, ich konnte nicht mehr schlafen. Guten Morgen, mein Herz!" Andrea richtet sich wieder gerade und schaut ihren Mann ins Gesicht. „Ist was passiert?" Mit der Hand reibt sich Semir an seine Stirn und pustet Luft raus. „Ich habe mit Paul gestritten. Es ist wirklich ein Missverständnis!" Mit grossen Augen schaut Andrea ihren Mann an. „Du hast Streit mit Paul? Schlimm?" Semir zuckt mit den Schultern. „Paul hat mich aus dem Krankenzimmer rausgeschmissen. Erst wusste ich nicht, worum es geht." Semir erzählt Andrea die ganze Geschichte von Alex im Büro bei der Chefin, über den Einsatz, Unfall und Krankenhaus, bis er wieder auf der PAST war und von Susanne den genauen Ablauf geschildert bekommt. „Seit Alex hier ist, läuft alles schief! Und Paul macht einen Alleingang und nun liegt er im Krankenhaus. Als ob der Ärger zwischen Panny nicht ausreicht, kommt auch noch unsere Freundschaft obendrauf." Semir nimmt sich einen Schluck Kaffee, während man auf der Treppe runtergehen die Schritten von Ayda und Lilly hört, die sich gut gelaunt an den Tisch gesellen. „Rede mit Paul und stell die Sache klar", seine Frau legt ihre Hand auf die ihres Mannes. Dieser lächelt sie an und weiss, dass er handeln muss, bevor die Freundschaft endgültig zerstört wird. „Ich werde heute bei Paul vorbeifahren und hoffe, dass er mich glaubt!" „Das wird schon, du weisst ja, Paul kann die Tage bei uns verbringen, bis er wieder arbeiten darf", erinnert Andrea ihn an den Vorschlag, den sie mal gemacht hat. Just in dem Moment kreischen die Töchter. „Oh ja, das wäre schön", freut sich Lilly und Ayda sagt:"Ihr vertragt euch bestimmt!" „Hoffen wir es!", nachdenklich schaut Semir seinen Töchter beim Brote schmieren zu. Ein gutes Gefühl hat er nicht, aber er möchte den blöden Streit aus der Welt schaffen. Andrea versucht die Zeitung zu glätten und beginnt mit dem Wirtschaftsteil zu lesen. Fest entschlossen, Paul zu überzeugen, dass er weiterhin Semirs Partner bleibt, verabschiedet sich Semir von der Familie mit Küsschen und steuert seinen BMW Richtung Krankenhaus...
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Mehr als nur Freundschaft?
RomanceGeschichte über Romantik, Freundschaft und Schmerz Dies ist meine erste Fan Fiktion rund um die PAST der Cobra 11 und wie geht es zwischen Jenny und Paul weiter? Sind Gefühle, Schmetterlinge im Bauch da oder doch nur eine Freundschaft zwischen Koll...