Kapitel 116

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Vorbereitungen auf Hochtouren...

Den Schreck steht Paul und Finn noch ins Gesicht geschrieben, lässig cool hat Paul schon eine Ausrede parat:"Lass dich doch einfach überraschen!" „Wenn das eine Überraschung ist", schmunzelt Semir und geht zu Susanne und klärt mit ihr einige Akten. „Puh, das war knapp!" spricht Finn leise, denn Semir hat seine Ohren fast überall. Finn weiss selbst noch nicht, wie Dana auf sein Geständnis reagieren wird. Deswegen möchte Finn auch keinen voreiligen Nachrichten verkünden, ehe das in trockenen Tüchern ist, was die Sache zwischen Dana und ihn betrifft. Paul geht stattdessen in das Büro und Finn folgt ihm. Hier sind die beiden sicher vor dem kleinen türkischen Mann und Paul legt seine Hand auf die Schulter von Finn und gibt ihm einen kleinen Rat. „Sei ehrlich mit dir selbst, geh das Ganze langsam an und versuche ihr deine Gefühle auszudrücken. Sei aber bitte hinterher nicht enttäuscht, wenn die Antwort anders ausfällt, als du dir erhofft hast, sondern verhalte dich wie ein Gentlemen!" Finn hört aufmerksam zu und nickt dabei. „Hat das so bei Jenny und dir geklappt?" Paul wirft einen kurzen Blick durch die Glasscheibe zu Jenny, die gerade ihren Schreibtisch aufräumt und er träumt ein wenig vor sich hin, wie lange er für diesen Schritt gebraucht hat und was Jenny und er bis zum Liebesgeständnis alles erleben mussten. „Das war eine Achterbahn der Gefühle. Ich glaube, du kannst dir vorstellen, wie es sich anfühlt, ob die Person, die du liebst, das Gleiche wie du fühlst." „Es liegt an mir, das herauszufinden", überlegt Finn, wie er das Ganze anstellen soll. „Lass dir was einfallen, du schaffst das schon!" Semir kommt zurück in das Büro und holt die beiden jungen Burschen ab:"Wir bauen jetzt die Bänke und Tische draussen auf!" Paul klatscht in die Hände, „na, dann mal ran!" Draussen auf dem Hofgelände werden Bänke und Tische in den jeweiligen Reihen aufgebaut, die Frauen lassen an den Pavillon-Ständen Luftballons und Lampions aufhängen. Das Wetter zeigt sich von der besseren Seite und jeder packt mit an. Hinter dem Einfahrtstor zum Gelände der Autobahnpolizei steht eine Person unbemerkt und in guter Verstecksposition und beobachtet das bunte Treiben auf dem Hof. Semir und Paul reissen Witze und boxen sich mit der Faust an. Susanne lässt sich von Hartmut helfen, die Luftballons mit der Gasflasche aufzuziehen. Jenny und Finn diskutieren über den Aufbau unter dem Pavillon, der für einen Kuchenstand gedacht ist. In dem einen anderen Pavillon soll ein Grillstand untergebracht werden. Zwischendurch wird eine kleine Pause eingelegt, ein Polizist holt einen Kasten Bier aus der kleinen Küche und stellt diese in die Mitte und fast jeder greift danach. Dazu gibt es auch Mineralwasser, alle prosten in lauter Stimmung zu. Jenny setzt sich auf der Bank neben Paul, ihr Rücken ist an seinem Oberkörper angelehnt und Paul legt seinen Arm um Jenny. In dem Moment spürt Jenny ein komisches Bauchgefühl und schaut sich einmal um. „Alles ok?", fragt Paul, der merkt, wie Jenny sich unruhig in die Runde schaut. „Ich dachte, da wäre was...ach egal!" „Sicher?" „Alles gut, Paul! Ich freue mich morgen, Emilia wiederzusehen." „Ja, die kleine Maus müssen wir morgen abholen und dann lassen wir uns einen schönen Tag machen, mit Musik und Streetdance", neckt Paul, was Jenny zum Lachen bringt. „Jaja, träum weiter!" Paul küsst Jenny ganz liebevoll auf den Lippen. Finn schaut den beiden zu und stellt sich in seinen Gedanken vor, wie er mit Dana vorgehen soll. Es herrscht eine ausgelassene Stimmung und lautes Gelächter. Eine Weile steht die versteckte Person noch da und verlässt unbemerkt das Versteck, so dass keiner was mitbekommt. Die Krüger erscheint in Yogaklamotten auf dem Hof, alle Augen sind auf sie gerichtet, sogar Semir schielt mit seinen Augen auf die gute Figur seiner Chefin und Paul muss ihn leicht in die Rippen stossen. „Was?", funkelt Semir Paul ein wenig böse an und dieser schüttelt den Kopf. „Unfassbar!" „Ach, komm Paul! Jeder Mann schaut eine Frau hinterher." Beide lachen und stellen gerade die letzte Bank auf. „Sie haben aber ein schönes Trainingsanzug an", sagt Paul, der einmal von oben bis unten Kim ansieht. „Danke, das freut mich", in sehr freundlichem Ton. „Dorn, kommen Sie bitte mit in mein Büro!" Paul wirft einen fragenden Blick an Jenny und diese zuckt nur ahnungslos mit den Schultern, geht an ihm vorbei in das Revier. Im Büro der Krüger angekommen, bietet die Chefin ihrer Mitarbeiterin einen Platz auf dem Stuhl an. „Sie haben es hier schön gemacht", stellt Jenny beim Betreten des Büros fest und nimmt auf dem Stuhl Platz. „Danke, hier in der Pause kann ich mich entspannt auf Yoga konzentrieren." Jenny zeigt ihrem hochgehobenen Augenbraunen, wie spontan sich die Krüger in letzter Zeit verwandelt hat. Die Chefin faltet ihre Hände zusammen und beginnt das Gespräch. „Sie haben neulich für ein Seminar beim FBI in New York beworben. Ich habe gerade einen Anruf bekommen, aus Amerika. Es ist leider kurzfristig, aber da eine Anwärterin vor Ihnen wegen einer Krankheit ausfällt, sind Sie in der Liste vorgerückt." „Aha, und das heisst?" „Sonntagmittags fliegen Sie an der Stelle der Anwärterin in die USA statt zum vereinbarten Zeitpunkt." „Oh, das ist aber wirklich überraschend kurzfristig", stellt Jenny fest und die Krüger stellt sie vor die Wahl:"Es ist Ihre Entscheidung, ob Sie übermorgen fliegen oder erst eine Woche später. Ihr Visum liegt schon bereit, Sie brauchen nur Ihre Tasche zu packen. Alles andere ist soweit geregelt, sie werden am Flughafen in New York abgeholt." Jenny überlegt kurz, und sagt dann zu. „Gut, dann benachrichtige ich das FBI und die andere Bewerberin wird Ihren Platz eine Woche später einnehmen. So einen Art von Tausch unter Bewerbern." Die Krüger dankt für das Gespräch und greift zum Telefon, um die Entscheidung ihrer Mitarbeiterin bekanntzugeben. Derweil haben sich die Mitarbeiter verabschiedet, Paul schleppt die leere Kiste mit den Bierflaschen in die Küche und läuft Jenny über den Weg, als diese nachdenklich auf den Boden starrt. „Jenny, was ist los?", hört sie Pauls besorgten Ton in seiner Stimme. „Du, ich fliege schon am Sonntag nach New York." „Wie, jetzt schon? Ich dachte, erst nächste Woche?" „Die Bewerberin vor mir fällt krankheitsbedingt aus, ich nehme ihren Platz früher ein und sie meinen Platz eine Woche später." „Schön, ich weiss, das ist dein Wunsch mit dem Seminar, ich freue mich für dich und werde dich vermissen!" Paul umarmt Jenny so fest, dass er sie gar nicht mehr loslassen möchte. „Paul, ich komme wieder! Ach, bevor ich das vergesse, ich nehme das Bild mit." Jenny löst sich aus der Umarmung und geht zu ihrem Schreibtisch und nimmt den Bilderrahmen, welches Paul mit Emilia huckepack und mit strahlendem Lächeln zeigt. „So habe ich euch immer bei mir." Paul legt seinen Arm um die Schulter von Jenny, beide verlassen die PAST und gehen zum Mercedes. Auf dem Hof erscheint eine Leere, alle Mitarbeiter sind in das Wochenende gerauscht.

Auf dem Weg nach Hause machen Paul und Jenny noch einen kurzen Stopp in die Edeka, sie kaufen schnell das Nötigste übers Wochenende ein. An einem Regal mit Nudeln und die dazugehörigen Sauce fällt Jenny im Vorbeigehen eine Person auf, die sich mit einer Jacke und Baseballkappe auf dem Kopf bedeckt ist. Das Gesicht ist hinter einer Sonnenbrille getarnt. Jenny bleibt plötzlich stehen, sie habe das Gefühl, die Person löse in ihr was aus. Sie möchte sich vergewissern, wer es sein könnte und möchte umdrehen. Vor dem Regal steht keiner mehr, nur Paul, der auf sie zukommt und lächelt. Er sieht Jennys wirren Gesichtsausdruck und scherzt:"Hast du ein Gespenst gesehen?" Sie schüttelt mit dem Kopf, „was war das denn? Es war so ein Gefühl, als ob ich die Person kenne...", nachdenklich geht sie neben Paul zur Kasse. Im Auto lässt Jenny sich von dem kleinen Zwischenfall im Supermarkt ablenken und fragt Paul, was sie morgen zum Sommerfest anziehen solle. An den Zebrastreifen hält Paul an und sieht eine Frau vorbeigehen. „Das Sommerkleid, das du an meinem Geburtstag getragen hast, darin siehst du einfach fantastisch aus!", hat Paul Jenny noch in guter Erinnerung, als sie in dem Kleid vor ihm stand. Damit hat das Liebesgeständnis zwischen den beiden begonnen. Die Nacht hat Jenny wieder einen mysteriösen Traum, es erscheint wieder die gleiche Gestalt ohne Gesicht, im Hintergrund ist geradeeine Tür durch den Sturm heftig aufgegangen, Jenny steht hilflos auf einem verlassenem Hof und versucht wegzurennen. Die Gestalt kommt immer näher, doch Jenny rennt und rennt. Nur noch Millimeter von ihr entfernt ist die Gestalt in ihrem Nacken und streckt die Hand nach ihr aus, packt sie an der Schulter und zwingt sie zum Umdrehen. Sie blickt klarer in die Augen...    

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