Kapitel 37

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Die Auktion...

Während im Fürstenhof das Frühstück eingenommen wird, wird zur gleichen Zeit draussen auf der Einfahrt die Oldtimer von den grossen LKWs verschiedener Autohäuser aus den Anhänger ausgeladen und in die vorhersehende Reihe aufgestellt. Der Mann, der die Auktion durchführt, ist mit dabei und schaut sich die Papiere an, die mit der von den LKWs gebrachten Oldtimer vergleicht wird und in die richtige Aufstellung sortiert wird. Die Stehtischen werden von den Kellner hingestellt und ein wenig geschmückt, der lange roten Teppich wird ausgerollt auf die Treppenstufen vom Eingang des Hotels bis sie über das Ende der Treppenstufen weiter einige Meter rollt. Ein Page kehrt nochmal schnell über den Teppich, denn es muss alles perfekt aussehen. Nach dem Frühstück machen sich Vater und Tochter sowie Paul und Jenny langsam auf den Weg nach draussen auf die Einfahrt des Hotels, wo sich mittlerweile die Oldtimern in einer Reihe rechts und links mit einigen Abständen nebeneinander stehen. Das Wetter zeigt sich von der schönsten Seite, die Sonne strahlt und die warme Luft weht den Leuten in die Haare. Die Frauen mit den grossen Hüte und aufgesetzter Sonnenbrille in elegante Kleider stolzieren neben den fein gekleideten Männern, oder stehen an einem von mehreren runden Stehtischen, die mit weisser, strechtische Husse abgedeckt sind und prosten sich mit einem Glas Prosecco zu und führen eine nette Unterhaltung. Den Treppenstufen nach draussen absteigend schaut Jenny durch ihre Sonnenbrille abgeschirmt auf eine Gruppe Frauen. Unter ihnen ist auch Gabriella Bovens, die Verlobte von Herrn Lenz. Paul und sein Vater sehen die schönen Oldtimer an und diskutieren schon darüber, obwohl sie noch nicht nah an den Oldtimer stehen. Beide vergessen die Frauen und gehen auf die Prachtstücke zu, schauen hinein, fühlen das Leder auf den Sitzen, begutachten das Armaturenbrett, Gangschaltung und die Scheinwerfer. Fachsimpeln sich gegenseitig oder kommen mit einigen anderen Kenner in eine Unterhaltung. Jenny fühlt sich fehl am Platz und Lisa, die eigentlich auch gerne die Oldtimer ansehen würde, bleibt stattdessen bei ihr und so gehen die beiden eine lockere Runde rund um die ausgestellten Wagen, die gleich in einer Stunde zur Auktion versteigert werden. Lisa bricht das stille Schweigen zwischen den beiden:"Und hast du dich gut amüsiert mit meinem Bruder?" Verdutzt über die Frage, gibt Jenny doch eine ehrliche Antwort:"Ja, das haben wir. Ich habe Paul näher kennen lernen können und wir haben über alte Zeiten gesprochen." „Mhm...", macht Lisa, „nicht bei jeder Frau öffnet Paul sein Privatleben, er hält es eher verschlossen..." Weiter kommt Lisa nicht dazu, da Jenny ihr ins Wort fällt:"Was macht die Vorbereitungen für Pauls Geburtstag?" Die Frage kommt Lisa zwar zu früh vor, und bei Jenny ist es der Themawechsel, bevor sie sich noch über die gestrige Nacht verplappert. Lisa akzeptiert, dass Jenny nicht tiefer auf das Thema eingehen möchte, und sie reden beiden über den Geburtstag von Paul:"Ich habe schon einige Vorschläge notiert, nur die Personenzahl müsste ich bald haben." „Ich habe schon einigen Kollegen gefragt, die sehr gerne kommen würden und was sollen wir ihm schenken?", fragt Jenny und schaut sich kurz um, ob Paul auch wirklich ausser Hörweite ist. „Schenkt ihm einen Gutschein für ein neues Surfbrett oder Neoprenanzug, das würde ihm freuen", schlägt Lisa als Geburtstagsgeschenk vor. „Du kannst mit neun Personen rechnen, die von der PAST kommen, darunter auch Louis, aber psst!", den Zeigefinger auf ihre Lippen gelegt, dreht sich Jenny vorsichtig nach Paul schauend um, dieser scheint sich angeregt mit seinem Vater zu unterhalten, „das ist meine Überraschung für ihn. Dank Hilfe meiner Kollegin konnte ich Louis ausfindig machen. Er hat bereits schon zugesagt." „Gut, für die Übernachtung kann ich unser Gästezimmer anbieten, das ist kein Problem. Paul wird sich freuen, wirklich!" Lisa nimmt Jenny unter ihrem Arm und geht mit ihr auf einen der Stehtische zu und der Kellner kommt mit dem Tablett auf der einen Hand balanciert und bietet Gläser Prosecco oder Orangensaft an. Lisa nimmt zwei Gläser Prosecco, was Jenny dankend ablehnt, sie möchte lieber Orangensaft:"Habe gestern Abend auf der Gala genug Champagner getrunken." Lisa lacht:"War doch wohl eine schöne Nacht?" Jenny sagt nichts, nimmt einfach ohne zu prosten einen schnellen Schluck Orangensaft, während Lisa immer noch lächelt. „Mist! Wie peinlich vor Pauls Schwester!", denkt Jenny und hält Ausschau nach Paul und seinem Vater. Beide kommen an den Tisch zu den Frauen, Paul spricht mit Jenny kurz über den dienstlichen Fall, sein Vater habe die Oldtimer angesehen und keine Fälschung finden können. „Wir müssen an Lenz dranbleiben!", flüstert Paul zu Jenny. „Ok, bis jetzt auch nichts Auffälliges." Lisa lächelt die beiden Turteltäubchen an, während Jenny beschämt woanders hinschaut und Paul mit den Schultern Lisa fragend anschaut.

Derweil bei Semir und Finn auf dem Campingplatz vormittags, die beiden fahren gerade mit dem BMW auf der Bundesstrasse und beobachten zufällig etwas weiter fernab vom Campingplatz, wie ein LKW mit Anhänger auf einem Parkplatz für Mitfahrgelegenheit neben der Bundesstrasse parkt und der Mann mit einer Glatze aussteigt. Der BMW kommt am LKW vorbei, und Finn, der auf dem Beifahrersitz den Platz eingenommen hat, sieht in das Gesicht vom Mann und meint, den schon mal gesehen zu haben:"Klar! Neulich bei der Kontrolle mit dem Splitter!" Semir bremst die Geschwindigkeit und biegt nach links in einen schmalen Waldweg ein, steigt aus dem Auto und holt aus dem Kofferraum ein Fernglas und rennt mit Finn durch den Wald näher an den LKW heran und beide schauen abwechselnd durchs Fernglas. Nach einigen Minuten kommt ein schwarzes Land Rover auf den Parkplatz rollend an. Der Chauffeur, der auch zeitgleich ein Bodyguard ist, steigt aus, geht um den Wagen herum zur Hintertür und öffnet diese. Heraus steigt ein Mann mit kurzen, blonden Stoppelhaaren und in eleganten, schwarzen Herrenanzug. Im Wagen sitzt noch eine Person, die nicht ausgestiegen werden möchte. Finn, der sich mit Semir im Wald hinter einem dicken Baum versteckt aufhält, versucht mit seinem Handy ein Bild von dem Mann zu machen und schickt diese schnell an Paul und auch an Susanne, die in der PAST beschäftigt ist. Beide beobachten den Verlauf und kehren unbemerkt wieder zurück in den BMW. Der feine Herr wechselt mit dem Mann, der einen Glatzkopf hat, ein paar Worte und dann geht er einigen Schritten vom Wagen weg, zückt sein Handy aus der Innenseite seines Anzuges und wählt eine Nummer.


Das Puzzle wird grösser...

Während im grossen Saal,das beim Betreten die vielen Stühlen in den Reihen rechts und links aufgestellt, in den Blick fällt, laufen im Fürstenhof die Vorbereitungen für die Auktion auf Hochtouren. Die Gäste nehmen Platz auf den Stühlen ein. Die Familie Renner mitsamt Jenny nimmt ebenfalls teil und setzt sich in einer Reihe. Pauls Handy vibriert, er holt es schnell aus der Hosentasche und öffnet die Nachricht:"Von Finn", zu Jenny geflüstert, und zeigt ihr das Foto, welches Finn gerade auf dem Parkplatz gemacht hat. „Das ist der Mann, den ich gestern Abend auf der Terrasse gesehen habe!", erkennt Paul die Person. Jenny dreht sich gerade um, hört ein Handy klingeln und sieht, wie Herr Lenz drei Reihen hinter ihr aufsteht, und hastig den Raum verlässt. „Herr Lenz hat geradeeinen Anruf bekommen", sagt Jenny ganz leise zu Paul, der neben ihr sitzt. „Wo ist er?", dreht sich nun Paul nach hinten und sieht nur Gabriella und die Gravenbergs. „Fuck! Ich muss Semir anrufen!", will Paul an Jenny vorbeigehen und er geht durch das Fenstertür in der Cocktailbar auf die Terrasse und wählt Semirs Nummer. Besetztzeichen, nun versucht es Paul bei Finn. Klaus und Lisa schauen Jenny fragend an, was denn los sei. Jenny beruhigt die beiden und sie sollen sich normal verhalten.In der Zwischenzeit funkt Susanne von der Zentrale aus an Semir und Finn:"Cobra 11 für Zentrale kommen, bitte!" Semir schaltet die Freisprechanlage ein:"Zentrale für Cobra 11, wir hören!" Susanne fasst zusammen:"Finn hat mir ein Bild geschickt mit der Frau, dessen Gesicht unter dem grossen Hut abgeschirmt ist. Wir konnten herausfinden, dass es sich um die Person Natascha Popov handelt. Das schwarzen Konto gehört ihr." Finns Handy klingelt, er sieht Pauls Name auf dem Display und ruft Susanne zu:"Moment, ich habe Paul am Handy!" Finn meldet sich:"Hallo Paul, was gibt es?" „Finn,das Foto von dir, das du gemacht hast mit dem Mann, das ist der, den ich gestern Abend hier gesehen habe!" Jetzt weiss Finn nicht, wem er zuhören soll,so entscheidet er sich, sein Handy auf laut. Semir bittet Susanne, sie solle weiter erzählen, was sie raus gefunden habe:"Susanne, Paul hört nun jetzt mit.Was hast du noch für uns?" Paul hört aufmerksam zu, Jenny ist ihm auf die Terrasse gefolgt, nun stellt Paul sein Handy auch auf Laut, so dass Jenny das Gespräch mitbekommt. Susanne wiederholt nochmal von vorne:"Das Bild mit der Frau am Cafe konnten wir zuordnen, das ist Natascha Popov, 45 Jahre alt und lebt in Moskau. Hartmut konnte das schwarze Konto knacken, es gehört der Frau Popov. Im Leben von Werner Gravenberg konnte ich nichts Auffälliges finden, er war damals mit seinem Vater oft auf Geschäftsreisen, sind gut mit den Semjonows befreundet. Gravenberg junior war mal verheiratet, die Ehe ist geschieden und kinderlos, er ist jetzt Geschäftsführer und vermögend, zweite Ehe mit der jetzige Frau und eine Tochter." Semir fällt eine Frage an die Sekretärin der PAST ein:"Was ist mit dem Leben von dieser Natascha Popov?" Alle warten gespannt auf die Antwort von Susanne, die gerade in die Tastatur tippt, einige Sekunden später liest sie aus dem Computer vor:"Hört mal zu, ich habe gerade nach dieser Frau Popov recheriert, sie stammt aus einer armen Familie, hat die Ausbildung als Sekretärin abgebrochen und hat einen Sohn, der 25 Jahre alt ist und Alexander heisst." Dann ist es Paul, der die Frage stellt:"Und was ist mit seinem Vater?" Die Antwort von Susanne:"Im Geburtenregister steht:"Vater unbekannt!"    

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