Kapitel 63

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Die Fahrstunde...

Nachdem Paul seinen Motorradhelm abgenommen hat, lächelt er Jenny an und fragt spontan:"Hast du Lust, mal damit zu fahren?" „Was? Aber ich kann das nicht, bin noch nie Motorrad gefahren!", versucht sich Jenny herauszureden und verschränkt ihre Arme. „Ach, komm schon, das macht Spass. Ich setze mich hinter dir und passe auf, dass nichts passiert. Das hier ist ein Feldweg und um die Uhrzeit kommt keiner", zeigt Paul mit den Händen um sich herum, dass nur die beiden hier sind und keine andere Personen zu sehen sind. „Ich lege meine Hände neben deine und übernehme das Schalten, du musst nur lenken, bis du das Gefühl hast", schaut Paul Jenny mit einem liebevollen Lächeln an und versucht ihr Mut zu machen. „Ist das schwer?", fragt Jenny besorgt, auf vier Räder fühle sie sicherer, aber auch Neugier steigt in ihr auf. Wie es sich wohl anfühlt, die Maschine zu lenken? Paul schaut in Jennys Augen und zuckt mit den Schultern:"Bereit? Keine Angst, ich bin bei dir!" Jenny rutscht ein Stück nach vorne und Paul setzt sich hinter sie. Nachdem er seinen Helm wieder aufgesetzt hat, presst er sich fester an sie und umfasst die Lenkergriffe, Jenny legt ihre Hände auf die von Paul. Nun klappt er den Ständer hoch, zieht die Kupplung und der Motor startet. Bei Jenny flattern die Nerven, aber gleichzeitig spürt sie auch eine Beruhigung, Paul an ihrem Rücken zu spüren und er sie nicht alleine lassen wird. „Bleib locker und halte dich an meine Hände fest", sagt Paul und gibt Gas und gleichzeitig die Kupplung kommend, die Maschine kommt in Bewegung und er nimmt seinen Fuss vom Boden. Jenny stellt ihren Fuss auf seinen. Paul wechselt das Tempo mal in langsam und dann schneller, eine Weile fahren sie durch den Feldweg und kehren dann wieder an die Landstrasse zurück. Ein paar Meter vor dem Ende des Feldweges lässt Paul das Motorrad zum Stehen kommen und beide steigen von dem Sitz ab, nehmen den Helm ab und Paul sieht in die Augen von Jenny, die strahlen. „Und wie fühlt es sich an?", möchte er neugierig wissen. „Das ist so toll, es fühlt sich nach Freiheit an! Jetzt verstehe ich, warum du gern Motorrad fährst", Jennys Stimme überschlägt sich vor Freude, sie zieht Paul an sich heran und gibt ihm Küsse. „Es freut mich, dass es dir Spass gemacht hat", unterbricht Paul den Kuss, „wir sollten langsam zurück, es wird dunkel." Beide setzen ihre Helme wieder auf und Paul übernimmt die Fahrt zurück. Jenny umschlingt ihre Arme fest um Pauls Hüften und schmiegt sich an ihm. Nun sind sie an der Hütte im Wald angekommen, die Kerzenlaterne neben der Tür fackelt ihr kleines Lichtlein, das aus Batterie besteht, im Dunkeln. Paul stellt das Motorrad unter dem kleinen Carpot, das etwas versteckt hinter der Hütte ist. Die Helme lässt er auf dem Sitz stehen und holt aus dem kleinen Koffer einen schmalen Schal und zu Jenny gewandt:"Ich müsste noch was vorbereiten. Es wird nicht lange dauern, versprochen!" und zeigt ihr den Schal, welches er um ihre Augen zubinden möchte. Jenny ist erstaunt, dass Paul noch weitere Überraschungen hat:"Gut, aber du musst mich führen!" Paul legt den Schal um ihre Augen und testet vor ihrem Gesicht, ob sie sich erschreckt. Keine Reaktion, alles gut. Paul nimmt Jennys Hand in die seine und führt sie zu den Treppenstufen, spricht dabei:"Vorsicht, Treppe! Langsam...warte...Treppe...bleib bitte hier kurz stehen und rühre dich nicht!" Paul lässt Jennys Hand los, während er die Tür aufschliesst, sieht er noch, wie Jenny mit dem Kopf nickt. „Ich komme gleich wieder!", und geht rein. Er zündet die Flammen in die Windlichter an, die auf dem Boden im Flur verteilt sind bis hin zum Esstisch im Wohnzimmer, auf dem gedeckten Tisch stehen auch einige Kerzenständer. Im Schlafzimmer sind auch Windlichtern deponiert und diese zündet Paul auch an und holt das Geschenk aus dem Kleiderschrank, stellt es auf dem Tisch, wo Jenny ihren Platz einnehmen wird. Aus dem Kühlschrank holt er die Sachen, die seine Mutter für ihn vorbereitet hat und stellt sie zu den anderen an Auswahl Häppchen auf dem Tisch. Ach, „das Allerwichtigste" fällt ihm noch ein, und er macht sich noch an das letzte Werk, sieht sich einmal um und ist mit sich zufrieden. Nun geht Paul nach draussen zu Jenny, die immer noch mit dem Schal um die Augen verbunden vor der Tür steht.

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