Kapitel 56

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Verabredungen...

An dem Sonntagmorgen in ihrer Wohnung wacht Jenny gegen vormittags auf, streckt sich die Armen und Beinen, in ihren Gedanken laufen die Gespräche mit Laura rum und sie beschliesst, nun endlich reinen Wein einzuschenken, und Stevie um ein klärendes Gespräch zu bitten. Das sei sie ihm schuldig und möchte nach ihrem Handy greifen, das auf ihrem Nachttisch liegt. Bevor sie eine Nachricht an Stevie schreibt, fällt ihr Blick auf die eingehenden Nachrichten von Paul und öffnet diese:"Guten Morgen, schöne Frau!"... mit Küsschen ... „Ist alles in Ordnung bei dir? Muss ich mir Sorgen machen?" ..."Können wir uns heute sehen? BITTE, ich komme um vor Sehnsucht..."...mit Herzen... Jenny lächelt und meldet sich zuerst bei Paul. Es dauert bis er ans Handy geht:"Jenny, endlich meldest du dich! Warte bitte, ich gehe auf die Terrasse." „Hi, Paul! Mir geht es gut, ich war gestern so lange mit Laura in der Altstadt gewesen und erst heute früh gegen 4 Uhr morgens zuhause. Da wollte ich nur noch ins Bett", erzählt Jenny. „Hattest du einen schönen Abend gehabt?", möchte Paul wissen. Jenny, die das Handy am Ohr hat, und noch im Bett liegt, hört verträumt nur die Stimme von Paul und würde ihn jetzt gerne bei sich haben, als sie durch sein Rufen:"Jenny? Jenny, bist du noch da?" gestört wird und wieder klaren Gedanken fasst. „Ja, bin noch da, habe von deiner Stimme geträumt." „Aha, nur meine Stimme? Sonst nichts?" „Ich würde dich schon gerne sehen, aber ich habe mir vorgenommen, heute mit Stevie Klartext zu reden, was die Sache zwischen ihn und mir angeht und danach wollte ich zu meinem Papa vorbeifahren, ich möchte ihm eine freudige Nachricht mitteilen, die ich dir zu verdanken habe!" Verwundert fragt Paul nach, was sie ihm zu verdanken habe, daraufhin meint Jenny, er würde das schon früh genug erfahren. „Heute Nachmittag bringe ich Louis zum Hauptbahnhof, danach könnte ich dich sehen", hofft Paul, Jenny lässt ihn zappeln:"Schauen wir mal..." und lächelt. „Bitte, ich komme um vor Sehnsucht nach dir, ich brauche deine Küsse, um den Tag zu überstehen." „Geduld ist nicht deine Stärke, was? Ich liebe dich", lacht Jenny und verabschiedet sich mit einem lauten Kussgeräusch und von Paul hört sie ebenfalls die Küsse und „Ich dich auch" durch den Hörer. Jenny richtet sich im Bett auf und scrollt in ihrem Handy nach dem Namen von Stevie und fragt ihn in der Mitteilung, ob er heute mit ihr in seiner Nähe in einem Cafe treffen könne. In der Zwischenzeit macht sich Jenny im Bad zurecht, nimmt ein kleines Frühstück zu sich und hört eine eingehenden Mitteilungston auf ihrem Handy. Sie liest die Nachricht von Stevie, er sei bereit mit ihr zu treffen und erwartet sie gegen nachmittags in dem Cafe Extrablatt.

Bei Lisa Zuhause bahnt sich ein langsamer Abschied von dem langen Wochenende an und auch die Zeit für Paul mit seinem Freund Louis, der am späten Nachmittag die Heimreise nach Hamburg antritt. Schon so lange hat Paul nicht mehr mit seiner Schwester unter einem Dach geschlafen, er bedankt sich nochmal ganz herzlich für alles, die Party und dass Louis die Gastfreundschaft hier nutzen durfte. „Weisst du, dass du die beste Schwester bist?", umarmt Paul Lisa, die gerade dabei ist, die Bettwäsche in dem Gästezimmer auszuziehen und in die Waschmaschine stecken möchte. Dabei helfen Louis und Paul sie und im Nu ist das Gästezimmer wieder so hergerichtet, wie sie vorher war. „Die beste Schwester? Hast du noch mehrere Schwestern?", scherzt Lisa, als bei Louis sein Handy piept, und er eine Nachricht von Girl bekommt. Zu Paul gewandt:"Das ist Girl, ich komme gleich wieder!" und geht nach unten ins Wohnzimmer um in Ruhe mit ihr zu schreiben. Nun sind Paul und Lisa alleine im Zimmer, platzt Lisas Neugier:"Bist du jetzt mit Jenny zusammen?" „Du bist genauso neugierig wie Emilia, kein Wunder bei eure Gene", lacht Paul und fühlt einen lockeren Faustdruck von seiner Schwester in seinem Oberarm treffend. „Ich kann es selbst noch nicht so richtig glauben, dass ich es geschafft habe, Jennys Herz zu erobern", gesteht Paul und Lisa freut sich für ihn, „auch wenn ich dafür so lange gebraucht habe! Ich liebe Jenny wirklich, sie tut mir gut und mit ihr habe ich wieder die Freude am Leben!" „Mein Bruder wird endlich erwachsen!", klatscht Lisa in die Hände und die Augen nach oben gerollt, als ob sie dem Gott da oben danken möchte, dass ihr Bruder zur Besinnung gekommen sei. „War ich das nicht schon immer, das Erwachsen sein?", lächelt Paul seine Schwester an, die als Antwort:"Nicht, was zu einer reifen Beziehung gehört", gibt. „Sogar Papa schwärmt von „der Schwiegertochter", die richtige Frau für seinen Sohn, und dass er das noch erleben kann", erzählt Lisa, was Paul für seinen Vater freut:"Aber wir müssen nicht morgen heiraten!" „Aber wenn, dann müssen wir dabei sein, versprochen?" „Hm, mal sehen, ohne grossen Trubel geht es auch in der kleinen Kapelle in Las Vegas und Elvis ist Trauzeuge", witzelt Paul, und Lisa drückt diesmal ihre Faust etwas fester in Pauls Oberarm:"Tu das deiner Familie nicht an!" Beide Geschwister umarmen sich und lachen. „Na, natürlich nicht! Was denkst du denn von mir?" schüttelt Paul den Kopf und geht mit Lisa die Treppenstufen runter ins Wohnzimmer, wo sie auf Louis treffen. Thomas kommt gerade von der Terrasse mit Emilia herein, sie haben draussen ein wenig Ordnung geschaffen. Paul macht mit Lisa aus, sollte nächste Woche schönes Wetter sein, kann Emilia nach der Arbeit auf die PAST zu Paul kommen, vorausgesetzt, es besteht kein schwieriger Fall und beide können einen kleine Motorradtour machen und dann würde Paul sie nach Hause bringen. Als Emilia das hört, freut sie sich noch mehr und kann es kaum erwarten, endlich mal auf einer geilen Maschine zu sitzen. „Das muss ich morgen meine Freundinnen erzählen", jubelt Emilia. Lisa und Paul schauen sich mit einem Lächeln und Kopfschütteln an. Thomas ist zufrieden über die Lösung, so kehre dann mal für eine Zeit Ruhe im Hause ein, indem Emilia den Eltern nicht mehr mit dem Wort Motorrad in den Ohren klingt.

Im Cafe Extrablatt wartet Jenny an einem Tisch auf ihre Verabredung, während sie wartet, schaut sie ihren Tischnachbarn an, an denen zwei verliebte Personen sitzen, sich die Händchen halten und gerade in ein Lachen ausbrechen. „Ach, wie schön das Verliebt sein ist", geht es durch ihren Kopf, als Jenny am Schaufenster Stevie bemerkt, der ihr zuwinkt. Sie winkt ebenfalls zu und deutet auf den Platz hier, wo nach ein paar Sekunden auch Stevie hinzukommt. „Hallo Jenny!", begrüsst Stevie sie mit einem Kuss an die Wange, „Hallo", kommt es auch von ihr. „Ich habe mich gefreut, dass du dich gemeldet hast!", zieht Stevie den Sakko aus und lehnt sie über den Stuhl bevor er den Platz einnimmt. „Es tut mir leid, dass ich nicht oft melde", beginnt Jenny und ihr fällt es nicht leicht, einem Menschen zu sagen, dass sie nichts weiter für ihn empfindet. „Ach, das ist schon in Ordnung! Ich hatte in letzter Zeit beruflich auch viel um die Ohren gehabt. Mal da ein Meeting oder Versammlung", erzählt Stevie kurz. Die Kellnerin kommt zu den beiden und nimmt die Bestellung entgegen. Aber es wäre ehrlich dem Gegenüber zu sagen, was Sache ist und dann kann man sich auf das Neue einlassen. „Ich muss da jetzt durch!", denkt Jenny kurz nach und versucht die passenden Worte zu finden:"Stevie, ich habe dich hierher gebeten, weil ich mit dir reden möchte. Glaub mir bitte, es fällt mir nicht leicht..." Mit zwei Tassen Kaffee auf dem Tablett kommt die Kellnerin zurück an den Tisch und serviert es, geht wieder weg. Auf Stevies Gesicht ist sein breites Lächeln zu sehen, und als Jenny weiterredet:"Ich finde dich nett, aber mehr spüre ich nicht zwischen uns. Ich habe mich in einen anderen Mann verliebt." Das breite Lächeln verschwindet auf dem Gesicht von Stevie und wird zu einem traurigen Mundwickel. In dem Moment hat Jenny Mitleid mit Stevie, möchte ihm nicht weiterhin Hoffnungen machen. Nach einer Weile hat sich Stevie wieder gefasst und akzeptiert schweren Herzens Jennys Entschluss und sagt:"Du bist wirklich eine nette Frau, ich konnte mich gut mit dir unterhalten und lachen. Ich hatte irgendwie gehofft, dein Herz zu erobern." Jenny nickt verständnisvoll und fügt dazu:"Leider habe ich mein Herz an jemand anderen verschenkt." „Es ist dein Kollege, der blonde Typ, stimmt's?" „Ja, Paul. Es tut mir wirklich leid, dass ich dich enttäuschen muss, aber ich möchte dir gegenüber fair sein", so Jenny. „Danke für deine Ehrlichkeit, das weiss ich an dir zu schätzen! Dein Kollege hat wirklich grosses Glück, dass er eine so kluge Frau wie dich hat", lächelt Stevie traurig. Beide unterhalten noch eine Weile über Gott und die Welt bis der Abschied naht. Beide beschliessen, in Kontakt zu bleiben und sich mal auf einen Kaffee trinken zu treffen. Gegen Abend umarmen sie sich ein letztes Mal und Stevie wünscht Jenny alles Gute für die neue Liebe und für Stevie wünscht Jenny auch eine tolle Frau, die ihm ihr Herz schenken kann.

Von der Familie Renner verabschiedet sich Louis und bedankt sich nochmals aufrichtig für deren Gastfreundschaft,er habe sich an dem Wochenende gut gefühlt hier zu Besuch. Während Louis seinen Reiserucksack in den Kofferraum von Pauls Mercedes steckt, drückt Paul seine Familie auch zum Abschied fest und zu Emilia gewandt:"Wir sehen uns bestimmt nächste Woche, wir schreiben aber vorher nochmal, ok?" „Ja, das machen wir. Du,Paul, ich freue mich sehr!", grinst Emilia breit und von ihrem Onkel hört sie ein „Ja, ich weiss!" sagen. Die Freunde setzen sich in den Mercedes, Paul startet den Motor und fährt Richtung Hauptbahnhof Köln. Dort angekommen und fast knapp in der Zeit entschliesst sich Paul, einfach auf einem Behindertenparkplatz zu parken. Paul schaut zu Louis, der nur mit dem Kopf schüttelt. „Ja, ich weiss, was das für ein Parkplatz ist, aber wir sind eh zuspät dran!" „Genau wie bei Jenny und ist das zu glauben?", murmelt Louis, aber Paul hat ihn schon verstanden:„Ach, was meinst du mit Jenny?" „Ähm, nichts weiter..." und holt aus dem Kofferraum seinen Rucksack. Beide gehen in die Eingangshalle, Louis sucht an der Fahrplanauskunft seinen Zug und den dazugehörigen Gleis nach Hamburg auf, und Paul lässt nicht locker. "Nun sag schon! Wir sind Freunde und haben uns immer geschworen, ehrlich zu sein",erinnert Paul Louis an die Worte damals, die die beiden miteinander geschworen haben. „Frag am besten Jenny selbst oder ein kleiner Tipp, ihr Handschuhfach."Paul wundert sich, was in einem Handschuhfach sein könnte, vergisst den Gedanken auch schnell wieder, da der Zug gerade in den Bahnhof rollt und zum Einsteigen bittet. Beide Freunde verabschieden sich mit einer festen Umarmung und Louis fügt noch dazu:"Du musst mich mal in Hamburg besuchen kommen!" „Ja,das werde ich!" Louis steigt in den ICE-Zug und die Türen verschliessen sich.Durch die Fensterscheibe sehen sich die beiden Freunde ein letztes Mal und winken bis auf baldiges Wiedersehen. Der ICE setzt sich in Bewegung und nimmt die Fahrt Richtung Hamburg auf. Paul sieht noch die roten Rücklichter, fühlt sich ein wenig komisch, dass sein Freund wieder weg ist. Er geht zurück zu seinem Parkplatz, die Windschutzscheibe schön frei ohne Strafzettel, startet den Motor und fährt gedankenverloren aus dem Bahnhof raus. An einer Ampel kommt ihm eine Idee...    

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