Kapitel 58

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Kurze Nacht...

Nachdem sich Paul wie ein Gentlemen verhalten hat, beim ersten Kennenlernen mit dem Vater seiner Freundin höflich umzugehen und die erste Nacht mit Jenny nicht in der Villa bei den Dorns verbringen möchte, vermisst er Jenny schon und seine Gedanken kreisen sich um die Überraschung, die er für sie planen möchte. Fast Zuhause angekommen, spürt er ein Vibrieren seines Handys in seiner Hosentasche, beim Aussteigen aus dem Dienstwagen nimmt er das Handy und liest die Nachricht:"Mein Schatz, was für eine Überraschung ist es? Biiitttteeee....Kuss Kuss Kuss...Ein klitzekleiner Tipp vielleicht?" Paul lacht und schliesst seine Wohnungstür auf, zieht die Nike aus, streift seine Jacke ab und will sie aufhängen, bemerkt nicht, dass sie an der Garderobe auf den Boden fällt. Sein Blick ist so vertieft in das Handy, auf dem er gerade eine Nachricht zu schreiben beginnt, dass er die Umgebung nicht wahr nimmt und sich barfuss im Vorbeigehen ins Bad an einem Stuhl, das nicht richtig an den Tisch gestellt ist, daran mit seinem rechten Fuss stösst. „Aua!", pustet Paul den Schmerz aus der Lunge, unterbricht die Nachricht zu schreiben und legt das Handy auf den Tisch. Macht sich im Bad fertig für den Schlaf, dabei fällt sein Blick auf die Uhr, es zeigt knapp 2 Uhr morgens. „Oh, viel Schlaf wird nicht mehr drin sein, aber was soll es?", denkt Paul bei dem Zähnen putzen und überlegt nebenbei, wie er die Überraschung angehen soll. Schaut nach, ob an seinem Zeh was blutet, was nicht der Fall ist, nur noch leichtes Pochen. Auf dem Weg ins Schlafzimmer schnappt er sich das Handy und legt sich ins Bett, schreibt weiter an der Nachricht:"...ich gebe dir nur den kleinsten Tipp, pack dir eine kleine Tasche für eine Nacht ein! Mehr wird nicht verraten!" und sendet ganz viele rote Herzen darunter, die Nachricht wird abgeschickt. Nach kurzer Zeit kommt die Mitteilung von Jenny:"Oh, eine kleine Tasche einpacken? Übrigens, können wir bitte Privates und Dienstliches trennen auf der Arbeit?" „Wird mir schwerfallen, aber ich versuche es!", schreibt Paul, der immer mehr und mehr gähnt. „Schlaf gut, mein Schatz, träum was Schönes von mir...Kuss Kuss Kuss...", liest Paul noch schnell die Antwort von Jenny, bevor ihm die Augen zufallen und er mit einem Lächeln in die Träume geht...


Drunter und drüber auf der PAST...

Der Montagmorgen beginnt angenehm, warmen Sonnenstrahlen fallen durch die Ritzen der Rollos im Schlafzimmer, als Paul langsam erwacht. Er braucht eine Weile bis ihm schlagartig bewusst wird, dass er verschlafen haben müsse, schaut schnell auf den Wecker. Und tatsächlich, er hat vor lauter Verliebtheit vergessen, den Wecker zu stellen. „Mist!", flucht Paul, steht hastig auf, beeilt sich im Bad mit Waschen und Anziehen. Keine Zeit für seinen geliebten Kaffee zu trinken, stattdessen schnappt er sich einen Apfel aus der Schüssel, die der letzte ist und seine Dienstwaffe in Eile rennend in den Holster steckt und mit quietschenden Reifen seinen Mercedes auf den Weg in die PAST steuert. Semirs Wagen steht auf dem Parkplatz, Paul parkt den Mercedes etwas schief rückwärts rein, will in die PAST rein rennen, als gerade Semir mit Finn aus der Tür rauskommen. „Morgen, Partner!", schaut auf seine Armbanduhr, „weisst du eigentlich, wie spät es ist, Paul? Fast neun Uhr!" fragt Semir. „Jaja, tut mir wirklich leid, habe vergessen den Wecker zu stellen! Guten Morgen, ihr beiden!", entschuldigt sich Paul und beisst in den bereits angebissenen Apfel und kaut mit vollem Mund:„Was macht ihr denn?" „Wir fahren auf Streife, Anordnung von der Krüger, bis später", antwortet Semir und steigt in seinen BMW ein, Finn möchte an der Fahrerseite einsteigen, bemerkt aber, dass es eng ist und ruft Paul hinterher:"Du musst schon besser parken können!" und versucht sich hinein zu kämpfen, mit Erfolg. „Ja!", genervt geht er in die Halle hinein, vorbei an einem Abfalleimer und wirft den Apfelstiel wie ein Basketball in den Müll und als er Jenny an ihrem Arbeitsplatz sieht, vergisst er seinen Ärger und geht freudig auf sie zu als er plötzlich eine Stimme hört, die nur von der Chefin sein kann:"Renner! Sofort in mein Büro!" Jenny zuckt ahnungslos mit den Schultern und schaut Paul mitleidig an, wie dieser statt zu ihr zu der Chefin ins Büro geht und die Tür hinter sich schliesst. „Morgen, Chefin!", versucht Paul die Stimmung zu lockern, er ahnt schon, worauf das hinausläuft. „Morgen, Renner! Nehmen Sie bitte Platz", weist die Chefin ihren Mitarbeiter auf den leeren Stuhl zu, „wie oft kommen Sie zu spät auf die Arbeit?" „Da müsste ich im Kalender nachschauen, wie viele rote Striche ich fürs Zuspät kommen eingetragen habe", legt Paul einen Scherz auf, was der Krüger nicht gefällt. „Lassen Sie ihre Witze, seien Sie mal ernst!", mahnt die Chefin und Paul entschuldigt sich für den Witz. „Entschuldigung, dass ich zu spät hier bin, ich habe wirklich vergessen, den Wecker zu stellen", gibt Paul zu. „Bessern Sie sich in Zukunft, und ich brauche die Akten heute auf meinem Schreibtisch. Sie können wieder an Ihre Arbeit gehen", beendet die Chefin das Gespräch und tippt was in ihren Computer ein. Beim Hinausgehen dreht sich Paul an der Tür nochmal um und sagt:"Ich werde mich bemühen, pünktlicher zu sein!" „Noch was, Renner!", fügt die Krüger dazu, „übrigens, es war eine schöne Party und Ihre Familie ist nett. Wie Sie wissen, halte ich Privates und Dienstliches getrennt!" „Ist klar, Chefin!", verlässt Paul mit einem Lächeln das Büro und geht in seins. Paul lässt den Computer hochfahren, lehnt seine blaue Jacke über seinen Drehstuhl. „So, nun brauche ich erstmal einen starken Kaffee!", denkt er und schaut durch die Glasscheibe zu Jenny rüber, die in die Aktenarbeiten vertieft ist. Geht in die kleine Küche und lässt am Kaffeevollautomaten einmal Cappuccino und einen Kaffee durchsickern. In dem Cappuccino fügt er noch ein Karamellbonbon rein und geht mit den beiden Tassen an den Schreibtisch von Jenny, stellt den Cappuccino ab:"Guten Morgen, schöne Frau!" und beugt sich zu ihr vor und gibt ihr einen Kuss auf den Mund. „Morgen, Paul! Hast du verschlafen?", Jenny schaut Paul an. „Ja, weil ich so schöne Träume von dir hatte, ich habe vergessen, den Wecker zu stellen", trinkt Paul einen Schluck Kaffee. „War es schlimm bei der Chefin?", besorgt schaut Jenny ihren Liebsten an, der mit der Hand abwinkt:"Halb so schlimm, ich muss heute wichtige Aktenarbeiten erledigen. Was hast du da für ein Bild auf dem Tisch stehen?" Paul geht um den Schreibtisch herum und sieht sich das Bild an, lacht auf:"Ach ja, das ist von Emilia. Süss von ihr!" „Ich habe Emilia auch versprochen, dass es einen Ehrenplatz bekommt", lehnt sich Jenny in ihren Stuhl zurück und spielt mit ihrer Haarsträhne, „Du, Paul, wir haben doch ausgemacht, dass wir bitte Privates und Dienstliches trennen. Du weisst schon, was ich meine", erinnert Jenny Paul an die Abmachung. Paul küsst Jenny schnell auf die Lippen, „keine Ahnung, was du meinst!" und lacht auf dem Weg in seinen Büro, den er im Moment alleine für sich hat. Jenny lächelt in sich hinein, nimmt einen Schluck Cappuccino und macht sich dann an die Arbeit zu schaffen. Sie übernimmt zum Teil die Aufgaben von Susanne, da sie heute einen Termin mit ihrem Sohn Friedrich beim Kinderarzt wegen der allgemeinen Untersuchungen bei Entwicklungen eines Kleinkindes ist. Während der Aktenarbeiten fällt Paul ein, dass er für seine geplante Überraschung noch was machen muss und will gerade im Computer nachschauen und kommt auf einer Webseite, sucht sich das aus, was er buchen möchte, und als er auf Klicken drückt, macht sein Computer ihm gerade einen Strich durch die Rechnung und stürzt ohne Vorwarnung ab. „Ach, das gibt es doch nicht!", schimpft Paul laut und tippt wild auf die Tastatur, in der Hoffnung, der Monitor würde wieder das Bild zeigen. „Ist heute ein Scheisstag, oder was?", schimpft er immer noch und gibt es auf. Greift zu seinem Handy und ruft Hartmut in der KTU an. „Hallo Paul!", begrüsst Hartmut seinen Kollegen, „hast du was Aufregendes für mich?" „Hi, Einstein, mein Computer ist abgestürzt, könntest du bitte kommen und nachschauen?", schildert Paul das Problem. „So aufregend ist das nun auch wieder nicht", stellt Einstein fest, „ich komme in 15 Minuten. Bis dann!" Schnell antwortet Paul noch:"Danke, Einstein!" Die Krüger kommt in das Büro und möchte wissen, wie weit Paul mit den Aktenarbeiten ist, als sie merkt, dass er seelenruhig im Stuhl sitzt und mit seinem Baseball spielt."Renner! Was machen Sie da? Sie sollen Akten bearbeiten!", kommt die Chefin näher an Paul heran und stellt fest, dass sein Monitor eine schwarze Farbe zeigt. „Was haben Sie mit dem Computer gemacht?" „Keine Ahnung, ich war am Bericht schreiben, als es plötzlich nicht mehr ging", schwindelt Paul. „Habe Einstein angerufen, er ist auf dem Weg hierher. „Dann nehmen Sie doch den Computer von Gerkhan!", schlägt die Chefin vor. „Ach, und wie komme ich ohne Passwort rein?" Kim Krüger seufzt und kontert einen drauf:"Dann werden Sie heute Überstunden machen, sobald Herr Freund Ihren Computer wieder zum Laufen bringt!" Paul lässt seinen Frust an dem kleinen Baseball raus, indem er den Ball mit Kraft in den linken Hand, der den Baseballhandschuh trägt, wirft und immer wiederholt bis Einstein endlich in der PAST eintrifft und sich an den Computer von Paul nach dessen Ursache sucht. „Kann es sein, dass du privat im Internet warst und eine Webseite mit einem Virus angeklickt hast?", fragt Einstein, der eigentlich an den Kabeln nichts finden kann. Paul flüstert Hartmut ins Ohr, was er eben im Internet gemacht hat, und dieser lacht. „Bitte verrate mich nicht bei der Krüger!", bittet Paul seinen Kollegen um Stillschweigen, „auch kein Wort zu Jenny und den anderen!" „Ja, ist gut", beruhigt Hartmut seinen Freund. „Das wird aber dauern, bis ich den Virus identifiziert habe." „Ach, Mist!", dann greift Paul zum Handy und ruft Semir an und bittet ihn nach dem Passwort an seinem Computer. „Wofür brauchst du den denn? Du hast doch selber einen zum Arbeiten!", wundert sich Semir, der gerade mit Finn über die Autobahn A4 rast. „Ich erkläre es dir später! Bitte, du musst mir helfen, ich stecke in der Klemme! Der Bericht muss heute noch fertig werden!" versucht Paul seinen Partner zu überreden, mit dem Passwort rauszurücken. Als er das Passwort hört, sagt Paul am Handy:"Ach, da hätte ich selber drauf kommen können. Danke, Partner! Du hast was gut bei mir", beendet Paul das Gespräch, macht sich an dem Computer von Semir heran und beginnt mit den Arbeiten. Kurz vor Feierabend hat Hartmut den Virus besiegt und Pauls Computer ist wieder sauber. „Vielen Dank, Einstein!", bedankt sich Paul und zeigt ihm die zugenähte Lippe. „Habe schon verstanden, dein Geheimnis bleibt bei mir sicher! Bis zum nächsten Mal!" Beide verabschieden sich, beim Verlassen des Büros fällt Hartmut auf, dass die PAST wie leer gefegt aussieht. Die anderen haben bereits Feierabend, auch Jenny. Die Akten legt Paul auf den Schreibtisch von der Krüger und verlässt das Revier. Am späten Abend ist Paul nun endlich Zuhause angekommen und sein Gedanke führt ihn an den Laptop, er checkt seine Mails und da findet er eine Bestätigung für das, was er heute angeklickt hat. „Na, wenigstens das hat geklappt!", freut er sich, klappt zufrieden den Laptop zu und geht an den Kühlschrank und öffnet diese. Viel ist da nicht drin, „das auch noch! Morgen muss ich dringend einkaufen gehen!" spricht er in den Kühlschrank hinein und schliesst diese wieder. Wählt eine Nummer von einer Pizzeria und lässt sich einen kleinen Veggiepizza liefern. Erschöpft von dem langen Tag, schreibt Paul noch schnell eine Nachricht auf dem Handy an Jenny, dass er sie liebe und vermisse.

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