Kapitel 46

435 17 7
                                    

Wut und Enttäuschungen...

„FUCK!", kommt es aus dem Munde von Paul und dieser schlägt mit beiden Händen vor das Gesicht und dann in die Haare gezogen, „ist sie noch hier?" und will aufstehen und greift nach den Krücken. Semir rauscht an Andrea vorbei in den Flur, öffnet die Haustür und schaut hinaus auf den Hof, kommt wieder zurück. „Und?", fragt Paul seinen Partner? „Nichts, wie vom Erdboden verschluckt!" „Was ist hier los?", schaut Andrea abwechselnd zu ihrem Mann und zu Paul, „kann mir einer mal erklären, was das Theater um Jenny soll?" Andrea schaut ihren Mann vorwurfsvoll an, während Paul hinter Andrea steht und ihm ohne Worte deutlich zu verstehen gibt, Stillschweigen darüber zu bewahren. „Ähm...", Semir gerät zwischen die Fronten seiner Frau und seinem Partner, „...das ist ein Missverständnis! Ich kläre das morgen." Irgendwie lässt Andrea sich nicht unterkriegen und ernst zu ihrem Mann:"Ich merke doch, dass da was nicht stimmt. Wegen einem Missverständnis die Tür heftig zuknallen, das passt doch gar nicht zusammen!" Paul fühlt sich verantwortlich und möchte nicht, dass Semir und Andrea seinetwegen Streit haben, also gibt er ehrlich zu:"Es ist wegen mir!" Andrea schaut Paul verblüfft an. Die drei nehmen den Platz auf der Terrasse wieder ein und Paul erzählt nun auch Andrea, was nun zwischen Jenny und ihm laufe. Andrea ist dafür, dass Paul sich nun mit Jenny über die Gefühle aussprechen soll, so wisse jeder, wo derjenige dran sei. Ausserdem freue sie sich für Paul, denn sie mag ihn sehr und Jenny kennt sie auch. Andrea verabschiedet sich von den beiden, sie sei so müde und würde gerne ins Bett gehen. „Ich komme gleich auch", küsst Semir seine Frau auf den Mund. „Noch ein Bier?", an Paul fragend? „Nein, habe genug für heute!", so Paul enttäuscht, dass es schief gelaufen ist:"Jetzt ist Jenny richtig sauer auf mich!" in seinen Gedanken vorstellend. „Du Paul, ähm...", versucht Semir erneut, „ich glaube, ich kann Jenny verstehen. Mit meinem Vorgänger, Alex, hatte sie auch was am Laufen. Das wusste die PAST, sie möchte das nicht so preisgeben. Sicher bin ich mir aber nicht, was da alles passiert ist. Geht mich zwar nichts an, aber nachdem Alex gegangen ist, hat Jenny sehr unter der Situation gelitten. Ich denke, klärt das besser unter euch, vielleicht kannst du Jenny danach besser verstehen", steht Semir auf und klopft seinem Partner freundschaftlich auf die Schulter. „Übrigens, ich würde mich für dich und Jenny freuen! Dass du dann endlich mal eine vernünftige Beziehung hast!", freut sich Semir, als er ins Wohnzimmer reingeht. Zurück bleibt Paul auf der Terrasse und holt sein Handy aus der Tasche, wählt die Nummer von Jenny.

Währenddessen ist Jenny in ihrer Wohnung angekommen, die Enttäuschung steht ihr gross ins Gesicht geschrieben. „Ich habe es doch gewusst, Paul kann die Klappe nicht halten!", streift ihre Jeansjacke ab und wirft sie im Schlafzimmer achtlos in den Sessel und wirft sich aufs Bett, das Gesicht im Kopfkissen und die Tränen laufen ihr über die Wangen. Das Handy beginnt zu klingeln, sie holt es aus ihrer hinteren Hosentasche und sieht das Bild von Paul, wirft das Handy vor ihr weg, das etwas weiter neben dem Kopfkissen landet. Das Klingeln ertönt ihr weiter in den Ohren, Paul scheint nicht aufgeben zu wollen. Jenny nimmt das Handy, lehnt das Gespräch ab. Es klingelt erneut, sie nimmt genervt ab:"Man Paul, was willst du?" „Jenny, leg nicht auf! Lass es mich erklären!", versucht Paul Jenny zu einem Gespräch zu bewegen. „Was gibt es da zu erklären? Und was hast du an unserer Abmachung über Stillschweigen nicht kapiert?", fängt Jenny an zu schluchzen, das langsam laut wird. „Jenny, weinst du? Soll ich zu dir kommen?", fragt Paul mit schlechtem Gewissen, „wir klären das in Ruhe." „Nein, LASS mich in Ruhe!", lauter schluchzend bricht sie das Gespräch ab, wirft das Handy auf den Nachttisch und verkriecht in ihren Klamotten bleibend, sich in ihrem Bett unter der Decke und weint. Ihr Herz tut weh, hatte sie Paul doch vertraut, dass die Sache zwischen ihnen geheim bleiben könnte. Sie wäre bereit gewesen, näher auf Pauls Gefühle zu gehen, nun ist sie zwei Schritten rückwärts nach hinten, was die Gefühle betrifft. Paul geht es auch nicht anders, sein schlechtes Gewissen lässt ihn den Blick an der Haustür stärker werden, als er die Treppe nach oben in das Gästezimmer nehmen möchte. Paul ist so kurz davor, sich in den BMW von Semir zu setzen und zu Jenny zu fahren. Aber letztlich entscheidet er sich, dass die beiden erstmal eine Nacht darüber schlafen und morgen die Situation ein wenig beruhigt hat. Semir wird alles andere als begeistert sein, wenn Paul sich mit der Schiene in sein Auto setze. „Auf jeden Fall muss ich mit Jenny reden, ich würde sie jetzt gerne in meine Armen nehmen und sie trösten", denkt Paul, während er die Treppe mit der einen Krücken in der Hand hochhüpft.

Mehr als nur Freundschaft?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt