Kapitel 97

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Familientag (1) ...

Früh am Samstagmorgen im Hause Gerkhan erwacht Emilia in Lillys Bett, die Sonnenstrahlen dringen durch die Schlitzen der Rolladen hindurch in das Zimmer. Sie reibt sich vorsichtig an ihre Augenlider und dann fällt ihr ein, dass sie hier zu Besuch ist und das Zimmer von Lilly neugierig anschaut. Lilly hat einen anderen Geschmack als Emilia, das Zimmer von Lilly ist mehr eine Mischung aus pink und weiss mit etwas grüner Farbe. Auf dem Schreibtisch findet Emilia ein grosses Familienfoto gerahmt in einem Bilderrahmen und alle lächeln glücklich. „Eine schöne Familie", schmunzelt Emilia und sieht sich einmal herum, was sehr gepflegt aussieht und man sich hier wohlfühlen kann. „Ob Onkel jetzt wach ist? So wie ich ihn kenne, eher nicht. Den muss man zum Aufstehen zwingen, so ist er halt", denkt sie und mit einem Lächeln auf ihrem Gesicht öffnet sie die Türklinke und geht die Treppe nach oben. Eine Etage höher befindet sich ein Gästezimmer, welches Paul mit Jenny bezogen haben und öffnet dessen Zimmertür einen Spalt auf und sie schaut mit einem Auge vorsichtig in das Zimmer rein. Die Fenster sind mit Vorhängen ausgestattet und durch die Sonnenstrahlen ist das Zimmer etwas hell und Emilia sieht aus der Bettdecke vier Paar Füsse, die einander gekuschelt sind, herausragen. Leise auf Zehenspitzen schleicht sie sich an das Bett heran und muss schmunzeln, wie Paul da liegt, mit seinen Armen breit ausgestreckt auf dem Bauch liegend und neben ihm Jenny, die ihre Schlafposition normal einhält. Emilia kriecht sich in die Mitte des Bettes und legt sich auf den Rücken ihres Lieblingsonkel. Nun hört Emilia Pauls Brummen und dieser versucht sich auf den Rücken umzudrehen, dabei rutscht Emilia vom Rücken ab in die Mitte. Jenny wird durch das Drücken auf der Matratze wach und muss sich erstmal sortieren, was eigentlich los sei. Als sie dann Emilia an Pauls Oberkörper kuschelnd vorfindet, muss sie schmunzeln und schnappt sich ihr Handy und nimmt diesen Moment als Schnappschuss auf. „Guten Morgen, meine Maus!", gibt Paul seiner Nichte einen dicken Kuss an die Stirn, „wie spät ist es jetzt?" „Morgen, Paul! Fast sieben Uhr morgens", quiekt Emilia und halb verschlafen witzelt Paul:"Es ist noch mitten in der Nacht." Paul öffnet erst ein Auge um sich an die Helligkeit im Zimmer anzupassen und dann ist das zweite Augenlid auch geöffnet. Er blickt in die schönen smaragdgrünen Augen von Jenny, die den beiden anlächelt. Emilia wechselt die Kuschelseite und lehnt sich nun an Jenny, die sich geschmeichelt fühlt. „Mach mal ein Selfie von uns drei", bittet Emilia Jenny um den kleinen Gefallen, was diese auch macht. In dem Moment stehen Ayda und Lilly, beide Hand in Hand festhaltend, in der Tür und schauen belustigt auf das Bett, wo sich gerade ein schönes Bild abspielt. Paul zeigt sich offenherzig und streckt seine Armen breit aus und sagt zu den Töchtern seines Partners:"Komm her, lass uns kuscheln." Ayda will den ersten Schritt auf Paul zu gehen, während Lilly zögernd stehenbleibt und damit Ayda auch zum Stehenbleiben hält. Paul bemerkt die Schüchternheit bei Lilly und versucht es auf einer anderen Weise und steht auf. Während Aydas Blicke auf den muskulären Oberkörper von Paul herabschauen, hat dieser Lilly auf seinen starken Armen genommen und lässt sie durch die Luft wirbeln. Japsend vor Freude lässt Lilly es gefallen und nun wird sie sanft auf die Matratze geworfen. Emilia fängt an mit einem Kissen leicht an Lilly zu drücken und diese macht mit, nun steigt Ayda mit ins Spiel ein, Paul schnappt sich weitere Kissen von der Couch, die in der Ecke steht, gesellt sich dazu und es entsteht mit fünf Personen eine grosse Kissenschlacht, bei dem alle lachen und ein Kissen durch einen Riss Feder verliert und diese über deren Köpfe wirbelt. Jenny bittet alle zu einem Foto, die Köpfe eng aneinander geragt und bevor Jenny auf den Auslöser drückt, ruft sie in die Runde:"Cheese!"

Im Steigenberger Hotel erscheinen die Gäste gutgelaunt zum Frühstück. Sogar Hubert und Margot bedienen sich am ausgiebigen Frühstücksbuffet und auf dem Weg zu ihrem Tisch laufen sie Semir und Andrea entgegen, die den Eltern mit einem „Guten Morgen" begrüssen. „Schön, dass ihr auch da seid. Wir setzen uns dahinten neben den Pflanzen", gibt Hubert noch mit auf dem Weg und schon sind Semir und Andrea am Buffet. „Oh, so schön dekoriert mit Blüten. Ich könnte davon ein Foto machen", schwärmt Andrea von der Dekoration. „Das sieht richtig köstlich aus, das erinnert mich an was, nur ich komme nicht darauf", überlegt Semir, wo er das mal gesehen hat. Andrea lächelt Semir an:"Du erinnerst dich doch bestimmt an unseren Hausgast Charles? Der Lilly vor einem herankommendes Auto gerettet hat." „Ach, der Charles, genau der, der bei uns ein Luxusfrühstück hergezaubert hat. Ob er das hier zubereitet hat?", grübelt Semir, was eher unwahrscheinlich ist. „Kann ich mir nicht vorstellen. Hm, was er wohl jetzt macht oder wie es ihm geht?" Andrea zuckt ahnungslos mit den Schultern, mit dem Teller voller Köstlichkeiten gibt sie ihrem Mann einen kleinen Küsschen:"Alles Liebe zum Hochzeitstag, ich freue mich auf deine Überraschung!" „Dir auch, mein Herz, alles Gute zum Hochzeitstag und möge noch weitere folgen. Du, ich muss mal schnell wohin, es ist dringend!", reicht Semir seiner Frau seinen aufgefüllten Teller und nun steht Andrea mit den zwei Tellern in den Händen am Buffet und schaut ihrem Mann hinterher, der aus dem Salon eilig hinausgeht und die Gäste werfen einen ungläubigen Blick zu Andrea, die es kalt lässt und ihr künstliches Lächeln aufsetzt, zu dem Tisch geht, an dem ihre Eltern das Frühstück einnehmen. „Wo ist denn Semir?", fragt Margot und die Tochter antwortet:"Er hat was vergessen, kommt aber gleich wieder." „Aha", kommt nur von Hubert, der ein Blaubeertörtchen in den Mund schiebt und genüsslich kaut. An der Rezeption trifft Semir die nette Hotelfachfrau von gestern Abend hinter der Theke wieder und sie lächelt:"Guten Morgen, alles Gute zum Hochzeitstag! Und ich habe für Sie einem Mondscheinpicknick auf einem Elektroboot für heute Abend um 20 Uhr reserviert. Kennen Sie sich mit Booten aus?" „Ja, bei meinem Beruf kommt es schon mal vor, dass ich einen Boot steuere. Nur fehlt eine Weltreise mit so einem riesigen Yacht", scherzt Semir und die Frau lacht mit, wünscht ihm einen schönen Tag und händigt ihm die Adresse des Bootsverleih aus. „Das Picknick wird auf das Boot geliefert. Sie brauchen sich um nichts zu kümmern, nur Ihre Frau sollten Sie mitnehmen." „Auf jeden Fall und vielen Dank für Ihre Mühe!", bedankt sich Semir und möchte zurück in den Saal gehen und das leckere Frühstück mitsamt Frau und Schwiegereltern geniessen bevor es zu dem Tagesausflug geht. Sein Handy vibriert in seiner Jackett, er holt es heraus und sieht das eingehendes Foto von Paul, welches ihn mit den vier Frauen lächelnd zeigt und unter dem Bild die Aufschrift:"Beste Glückwünsche zum Hochzeitstag!". „Guck mal, wie niedlich", zeigt er das Bild Andrea, die sich darüber freut und ihre Töchtern in guten Händen zu wissen weiss und den Tag unbeschwert geniessen kann.

Nach dem Frühstück helfen alle mit, das Geschirr vom Esszimmer in die Küche zu bringen, Jenny räumt es in die Spülmaschine ein, die Mädchen reden durcheinander, was sie mit dem heutigen Tag anfangen wollen und Paul grinst:"Ihr könnt euch nicht entscheiden?" Die kleine Köpfe werden geschüttelt, Lilly zuckt mit den Schultern, während Ayda eine Idee hat:"Lass uns im Schuppen nachschauen." Kaum hat sie es ausgesprochen, schon rennen sie alle aus dem Haus zu dem Schuppen. Emilia findet in einer Ecke unter einer verstaubten Decke einen Skateboard und ist begeistert, Lilly nimmt aus einem Regal Rollschuhe, und Ayda ihren Roller. Im Regal lachen einen Beachball und Federballschläger die Mädchen an und sie nehmen es einfach vom Regal. Draussen auf dem Hof im Kreis liegen die gefundenen Sachen, Paul und Jenny kommen dazu und mustern sich die Sachen an, wie Emilia ist Paul auch vom Skateboard angetan und schnappt sich diese und beginnt auf dem Hof damit zu skaten. Lilly staunt nicht schlecht über Pauls Künste und Emilia ruft:"Zeigst du mir das mal?" „Was haltet ihr davon, wenn wir damit ins Blaue fahren?", hat Jenny die schöne Idee bei dem warmen Wetter. „Der Rheinauhafen wäre ein schöner Ort, da kann man auch Eis essen und für uns Erwachsene Kaffee", zwinkert Paul Jenny mit seinem rechten Augen an. „Kannst du mir bei den Rollschuhen helfen?", blickt Lilly Jenny an, die sich Jenny langsam annähert. Sie nickt mit dem Kopf und streichelt Lillys kleinen Kopf, was Semirs jüngste Tochter zu einem Lächeln bringt. Alle machen sich startklar...    

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