Kapitel 3

622 19 3
                                    

   Willkommen auf Rügen...


Die lange Brücke deutet auf baldigen Ankunft in Rügen...Paul fährt an einem Schild, das Entspannung pur auf Rügen zeigt, und trommelt aufs Lenkrad, während er sich hinter den anderen Auto in einer Reihe anstellt, die zum Campingplatz führt. Meldet sich für den Aufenthalt an, bekommt die Nummer seines Platzes und fährt den Bulli dorthin. Es hat einen tollen Ausblick auf die vielen bunten Kite-Surfer, die auf der Ostsee tummeln. Ach, wie herrlich dieser Ausblick ist...einfach PERFEKT! Paul zieht seine Alltagsklamotten aus, schlüpft in die coole Badehose, holt seinen Surfbrett aus dem hinteren Busteil und läuft mit ihm unter dem rechten Arm auf das Wasser zu und legt seinen besten Stunt hin.

Einige Zeit später wird es dunkel und Paul kommt zufrieden aus dem Wasser, zieht die Badehose aus und wickelt ein langes Handtuch um seinen Hüften und hängt die Badehose irgendwie am geöffneten Kofferraum seines Bullis auf zum Trocknen. Er huscht in Badelatschen mit Wechselklamotten in den Gemeinschaftsraum der Männer, duscht sich schnell und zieht sich um, kehrt zurück zu seinem Bulli. Es wird frisch heute Nacht und schnappt sich seinen warmen Sweartshirt und eine Flasche Bier, das er von zu Hause mitbrachte, im Bulli im Minikühlschrank lagerte und ein belegtes Sandwich, welches seine Mutter ihm für die Fahrt hierher vorbereitete. Sieht sich in der langsam werdenden Dunkelheit am Campingplatz herum und entdeckt in der Nähe ein Lagerfeuer, wo sich alle anderen Urlauber in einer gemütlichen Runde um das Feuer herum sitzen. Er gesellt sich grüßend dazu. Kramt aus seiner kurzen Hosentasche sein Handy aus, ruft kurz Zuhause an um seinen Eltern zu benachrichtigen, dass er gut angekommen sei. Irgendwie konnten seine Eltern verstehen, dass er lieber zuerst das Wasser erkunden wollte, ehe er sie benachrichtigen wollte. Dann fällt sein Blick auf Jennys Name im Display. Kurz entschlossen öffnet er den Text und schreibt „Es ist voll schön hier, schade, dass du nicht dabei bist!" und drückt auf Senden. Macht mit seinem Handy noch ein paar Selfies.

Fast zur gleichen Zeit bei Semir im Garten. Andrea bereitet den Tisch vor mit den Salaten, da die beiden spontan beschlossen haben, einen schönen, familiären Grillabend zu machen. Semir steht am Grill, dreht Würstchen und Putenfleisch während Andrea die drei Mädchen zum Essen in den Garten ruft. Es wird gut gegessen, getrunken und gelacht. Ayda und Lilly erzählen von der Schule und ihren Freundinnen, was sie so mit ihren Eltern an dem langes Wochenende unternehmen werden. Dana tippt auf ihrem Handy herum, zwischendurch redet sie auch in die Runde rein. Semir bemerkt ein Vibrieren seines Handys in der Hosentasche, zückt das Handy raus und lächelt. „Schatz, Paul hat ein Foto aus Rügen geschickt. Er sitzt am Lagerfeuer und prostet mich mit der Bierflasche zu." Dana steht abrupt vom Gartenstuhl auf und läuft zu seinem Vater hin, um sich das Bild genauer anzusehen. „Ach, wie süss und doch so alleine drüben", sagt Dana. Verwundert über ihr Auftauchen an seiner Seite, guckt er sie fragend an und dreht das Handy zu Andrea, so dass sie auch das Bild sehen kann. Neben ihr sitzen Ayda und Lilly, die ihre Köpfe ebenfalls aufs Handy stecken. Nach dem Essen und dem Aufräumen lassen Semir und Andrea bei einem Glas Rotwein den Abend langsam ausklingen, die Mädchen sind im Bett und Dana in ihrem Zimmer. „Ich glaube, dem Paul bedrückt irgendwas", beginnt Semir das Gespräch mit seiner Frau, nachdem die beiden sich auf der Rattancouch auf der Terrasse Platz nehmen. „Habt ihr darüber gesprochen? Ich meine, ihr seid Partner und versteht euch eigentlich ganz gut." „Schon, ich vermute, es hat mit irgendeiner Frau zu tun. Sonst war Paul immer in Plapperlaune, wenn er einen Fisch an der Angel hatte. Vielleicht spreche ich ihn mal darauf an, jetzt lass uns den Abend geniessen", prostet Semir mit dem Glas seiner Frau zu. Andrea lächelt ihren Mann an:"Gute Idee, aber erst nach dem Wochenende!" und nimmt einen Schluck aus dem Glas und seufzt zufrieden in sich hinein.

Jenny und ihre Freundin Laura sind bereits in Feierlaune, tanzen auf der aufgebauten Tanzfläche in der Nähe am Kölner Rhein und unterhalten sich. Es sind viele Leute hier, es ist auch ein schöner lauwarmer Abend, der später noch frisch wird. Da beide Durst haben, holt Laura sich an der Theke im Bierzelt, welches neben der Tanzfläche steht, was zu trinken für die beiden Freundinnen. Beim Verlassen der Theke entdeckt Laura ein paar ihrer Freunde von der Berufsschule, welche Jenny nicht kennt, da ihre Freundin von Beruf Bürokauffrau ist. Schnell gibt Laura Jenny ihr Glas und teilt ihr kurz mit, sie wolle schnell ihre Freunde begrüssen, möge aber wieder zurückkommen. Jenny blickt auf einen freien Platz auf einem Klappstuhl draussen und schaut sich das bunte Treiben auf der Tanzfläche an. Sie hört ein Mitteilungston ihres Handys und liest die überraschende Nachricht von Paul, schmunzelt kurz, überlegt wie sie es deuten soll und tippt eine Nachricht ein:"Ach, mach dir keine Gedanken, ich amüsiere mich schon ganz toll!" Dann bemerkt sie eine Person, welches neben ihr steht und bietet ihr ein Glas Weisswein an. „Für die schöne Frau", sagt ein gut aussehender Mann und deutet auf den freien Stuhl neben ihr: „Ist da noch frei?" Jenny schaut den Mann an, nickt und nimmt das Glas entgegen. „Auf den Mai!", prostet der Mann. Beide schweigen einen Moment und schauen auf die Tanzfläche, bis der Mann die Stille beendet. „Sind Sie alleine hier?", fragt er aus Neugier. Jenny schüttelt den Kopf und deutet mit dem Kopf zur Gruppe junger Leute, welches ihre Freundin beitritt. „Ich bin mit meiner Freundin hier, sie ist da drüben." Zwischendurch wirft Laura einen Blick zu ihrer Freundin und bemerkt, dass ein Typ neben ihr sitzt und mit ihr ein lockeres Gespräch führt. Sie beschliesst, Jenny das zu gönnen, da sie weiss, wie es zurzeit mit Paul und ihr steht. Vielleicht kommt Jenny heute Abend mal auf andere Gedanken.

„Ich bin übrigens Stevie, und das Sie lassen wir lieber, falls es Ihnen nichts ausmacht", stellt der Mann sich gegenüber Jenny vor. „Gerne, ich bin Jennifer! Einige nennen mich auch Jenny, was mir eigentlich lieber ist." Und so nimmt der Abend seinen Lauf... 

Mehr als nur Freundschaft?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt