Kapitel 33

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Der Galaabend...

Die Location zeigt eine atemberaubende Atomsphäre, am Eingang durch die grosse, breite Tür, rechts und links stehen grosse, silbernen Kerzenständer auf Bodenstehend, hereinkommend stehen viele weisse Stehtische, die mit weissem Stoff überzogen sind, Kellnern gehen in langsamen Schritten an den Gästen vorbei und bieten auf der Hand das balancierte Tablett mit Gläser Champagner an. Weiter in den Saal hinein gehend nach hinten auf die langen Fenstern zu, die einen Ausblick auf die Terrasse mit dazugehörigen Gartenmöbel im Hof und dem kleinen See bietet, stehen breite, runde Tische, die bis zu acht Personen an einem Tisch einladend aussieht, in verschiedene Richtungen. An der linken Seite ist eine kleine Bühne aufgebaut, darauf stehen einige Windlichter, in deren die cremefarbenen Kerzen mit ihren Flammen lodern. Vor der Bühne befindet sich eine Tanzfläche, die gross erscheint. An der Decke sind Spots, die einen gemütlichen, drimmbaren Lichterstrahl auf die Location wirft. Auf der rechten Seite befindet sich eine kleine Cocktailbar mit langem Tresen und Stehstühlen in cremeweisser und anthraziter Stoffbezug abwechseln davor stehen. Hinter dem Tresen an der Wand, das ein Spiegelbild hervor zeigt, sind Regale mit Cocktailgläsers, verschiedene Alkoholflaschen plaziert. Gemütliche Sitzecken mit Sessel und kleinen Tisch lädt auch zum Verweilen ein. Es sind viele Gäste anwesend, darunter auch die Gravenbergs und Semjonows, die an einem runden Tisch abseits der Bühne bereits Platz eingenommen haben. Paul und Jenny stehen noch am Eingang an dem Stehtisch und trinken den Champagner, als Herr Lenz mit seiner Verlobten hereinkommt. An dem Stehtisch gesellen sie sich zu Paul und Jenny und unterhalten sich ein wenig, bevor sie sich von der Restaurantleiterin zu ihren Tischen in der Nähe vom Cocktailbar begleitet wird. Die Restaurantleiterin zeigt den Weg zu dem Tisch, Herr Lenz und Gabriella hinter der Dame her, während Jenny und Paul hinter dem Pärchen durch die Menge schlendern. „Och, bitte nicht mit der Zicke an einem Tisch", flüstert Jenny Paul in den Ohr. „Wir haben keine andere Wahl", nimmt Paul Jennys Arm unter seinem Arm, lässt sie zuerst auf den Stuhl Platz einnehmen, bevor er sich selbst hinsetzt. Neben Jenny an dem Tisch sitzen Herr Lenz und seine Verlobten, ein älteres Ehepaar, dessen Mann leidenschaftlicher Oldtimer-Sammler ist und beide aus München kommen. Neben Paul sitzt ein Pärchen, das im fast gleichen Alter wie Paul und Jenny sind, der Herr seinen Vater krankheitsbedingt vertritt und mit seiner Frau anwesend ist und aus Hamburg kommt. Während Paul mit seinem Tischnachbar aus Hamburg locker ins Gespräch über Oldtimer kommt, hat Jenny mit Gabriella Schwierigkeiten eine gute Unterhaltung zu führen, denn die Verlobte von Herrn Lenz möchte wissen, wie lange die beiden zusammen sind und wo sie sich kennengelernt haben. Dann zeigt Gabriella Jenny an ihrem linken Finger den Verlobungsring, der einen dicken, eckigen Diamantstein zur Geltung bringt. Sie erzählt dabei, wie teuer der Ring war und was für Karat der Ring habe. Die neugierige Dame möchte im Gegenzug auch den Verlobungsring von Jenny sehen. Jenny hat es irgendwie schon geahnt, dass Gabriella nachfragt und sie hat einen silbernen Ring von Swarovski mit einem funkelnden, runden Stein an der linken Finger und zeigt diese Gabriella und zieht die Hand auch wieder so schnell zurück, ehe Gabrielle dies genauer ansehen kann. Bevor das Dinner beginnt, kann Jenny die nervende Gabriella nicht mehr aushalten und bittet Paul um Platztausch, dieser befolgt ihren Wunsch und so tauschen Paul und Jenny vor Gabriellas verwunderten Augen die Plätze und Jenny atmet erleichtert aus, berührt mit ihrer Hand unter dem Tisch nach Pauls Oberschenkel, woraufhin er seine Hand auf ihre Hand legt und lächelt ihn an:"Danke, Paul!" Das Dinner beginnt und die Kellner servieren ein Fünf-Gänge-Menü, zwischendurch erzählen sich Paul und Jenny was oder sie unterhalten sich mit dem Pärchen aus Hamburg. Paul weicht Gabriellas Frage aus, als diese ihn nach einem Hochzeitstermin fragt. „Wenn es passt, dann passt es. Ich plane nicht voraus, ich lasse die Dinge angehen und was so im Leben auf einem zukommt", so seine Antwort, was Gabriella an einem Grafen als Antwort verwirrend findet. Nach dem Ende des Dinners zu spätere Stunde ziehen sich einige Gäste in die Cocktailbar zurück, andere Gäste bleiben an dem Tisch sitzen oder gehen an die Stehtische, unterhalten sich angeregt und tauschen neue Bekanntschaften aus, die Frauen machen sich ein wenig frisch vor dem Kosmetikspiegel im Toilettenbereich, darunter auch Jenny. Paul beobachtet zufällig Herr Lenz, wie dieser ohne seine Begleitung hinaus auf die Terrasse geht, nachdem ein Mann, der ganz kurzen, blonden Haaren in Igelform hat, von aussen an das Fenster nach ihm Ausschau hält, der im ungefähr um das Alter 30 erscheint, und mit ihm angeregt diskutiert. Paul verlässt den grossen, runden Tisch und geht in die Cocktailbar, von dort aus kann man auch die Terrasse betreten. In dem Moment kommt Jenny zurück und sieht noch, wie Paul durch die Terrassentür rausgeht. Sie folgt ihm mit langsamen Schritten, es soll ja unauffällig sein. Da es langsam dunkel geworden ist und die Beleuchtung schwach ist, kann Paul sich gut hinter den Palmenpflanzen verstecken und das Gespräch zwischen den beiden Herren lauschen. Der Mann, der in schwarzem Anzug mit dunkelgrauem Hemd und schwarzer Krawatte gekleidet ist, erinnert Herr Lenz an eine Vereinbarung und man wolle Jemanden nicht enttäuschen. Herr Lenz nickt und wird ein wenig nervös, holt sich eine Zigarette aus der Schachtel und bietet sein Gegenüber eine an, zündet dies mit dem Feuerzeug und der Mann atmet einige Züge aus der Zigarette. Dann nimmt Herr Lenz sich selbst eine Zigarette, zündet an und bläst eine dicke Rauchwolke in die klare Abendluft. Paul würde gerne ein Bild mit dem Handy von dem unbekannten Mann machen, aber in der Dunkelheit ist das Bild ohne Blitzlicht nicht scharf genug. Er schaut durch die Pflanze auf das Gesicht des Mannes und versucht sich etwas zu merken. Ihm fällt auf, dass ihn an der Hand, wo sich die Zigarette befindet, ein goldener, dicker Ring prägt. In dem Moment wird die Terrassentür geöffnet und Jenny kommt auf die Terrasse, sieht Paul zwischen den Pflanzen:"Was machst du denn da?", mit einem lauten Lachen und Paul, der sich erschreckt, dreht sich vorsichtig um, ohne dass die Pflanzen sich bewegen und zeigt mit dem Zeigefinger auf seinen Mund:"Psst!" Schaut nochmal durch die Pflanze und sieht, dass die beiden Herren in Pauls Richtung aufmerksam werden und langsam auf ihn zukommen. Ruckartig geht Paul auf Jenny zu und küsst sie auf den Mund, was diese überrumpelt vorkommt, lässt sich aber darauf ein. Nach einer Ewigkeit löst sich Paul von Jenny und schaut wieder durch die Palmen, ob die Herren noch da stehen. Jenny schaut Paul ein wenig enttäuscht nach, lässt sich aber nichts anmerken. Die Herren sind mittlerweile fertig mit dem Gespräch und Paul hat nicht mehr mitbekommen, wo der Mann mit den blonden Stoppelhaaren hingegangen ist. Paul führt Jenny in die Cocktailbar hinein und hält Ausschau nach Herrn Lenz und findet dieser bei seiner Verlobten vor. „Was war denn so Spannendes an der Pflanze zu sehen?", will Jenny lachend von Paul wissen. Dieser flüstert ihr ins Ohr, was er eben gesehen und gehört habe. Paul schaut nochmal zu Herrn Lenz hinüber, der am runden Tisch sitzt und Herr und Frau Gravenberg gesellen sich an den Tisch zu ihm und seiner Verlobten zu und führen eine Unterhaltung. Jenny schaut sich ebenfalls auch um und kann den unbekannten Mann unter der Menschenmenge nicht finden. „Was haben die beiden Männer miteinander zu tun?", grübelt Paul und möchte mit Semir kurz sprechen. „Ich gehe schnell auf die Suite und danach bin ich nur noch für dich da", lächelt Paul Jenny an und diese nickt verständlich und möchte sich zu dem Pärchen aus Hamburg an den Tisch setzen und die Zeit zum Unterhalten nutzen bis Paul wiederkomme.

Kurz vor den Abend ist die Leiterin der Autobahnpolizei, Kim Krüger, für eine Stunde auf das Revier gekommen, will nach den Rechten sehen und nach Neuigkeiten im Undercover Fall wissen. Susanne und Hartmut haben das Bild, das Finn von der ominösen Frau gemacht hat, versucht zu vergrössern und zeigen dies Frau Krüger. Hartmut sei noch dran, sich Zugang zum schwarzen Konto zu machen. Die Chefin sei weiterhin auf Stand-by und lässt die beiden alleine zurück. Zwischendurch hat Semir auch hier auf der Wache angerufen und nach Neuigkeiten erkundigt. Danach habe er kurz Zuhause bei Andrea und die Mädchen nach deren Wohlbefinden gefragt. Auf der PAST haben Susanne und Hartmut, nachdem sich ihre Magen knurrend gemeldet haben, das Schreibtisch von Jenny leergeräumt und daraus einen Esstisch gezaubert. Der Schreibtisch ist mit weisser Tischdecke abgedeckt, darauf stehen von den beiden mitgebrachten Kleinigkeiten wie Baguette, Ciabatta mit Körner, drei verschiedene Dips (Kräuterdip/Möhren-Tomate-Dip/Paprika-Feta-Dip), Weichkäse, in einer Plastikdose rot-gelbe Paprikastreifen und Kohlrabi-Stiftchen geschnitten. Susanne holt aus der kleinen Küche in der PAST zwei kleine Teller und Hartmut öffnet gerade eine Flasche Rotwein und schenkt diese in die breiten Weingläser ein. Von Susannes Schreibtisch holt sie noch die kleine Windlichtkerze, die sie mal zum Geburtstag vor ein paar Monaten geschenkt bekommen hat, stellt sie auf den schön hergerichtet Tisch und zündet die Kerze an. Es wird auf den Abend geprostet und beide lassen das Essen geniessen. Eine nette Unterhaltung erfolgt daraus, und beide vermissen die Zeit, sich für den anderen Freund da zu sein und einfach zu unterhalten. Susanne ist alleinerziehend und nach Feierabend muss sie heim und die Tagesmutter ablösen, Hartmut hat manchmal auch bis in die Nacht zu tun, wenn es sehr Wichtiges ist. Seit Friedrich geboren wurde, ist Hartmut für Susanne eine sehr grosse Unterstützung geworden, für das sie sehr dankbar ist und mit der Zeit wurden die beiden guten Freunde.

In der Suite angekommen, wühlt Paul in der Nachttischkommode nach dem Headset, setzt es auf und funkt Semir an. Am Wohnmobil haben Semir und Finn sich in den Klappstühlen gemütlich gemacht, jeder mit einem gekühlten Bier in der Hand und schauen auf die anderen Camper, die gerade ein Lagerfeuer aufbauen und die beiden Kommissaren einladend zu ihnen zuwinken. Semir hört ein Geräusch im Headset und deutet Finn an, dass Paul dran ist. Finn geht zu dem anderen Camper, damit keinem was auffällt und führt eine Unterhaltung, was in einem Lachen ausbreitet. „Ja, Partner, ich höre dich", beginnt Semir das Gespräch. „Herr Lenz hat sich mit einem Mann, der fein angezogen und kurzen, blonden Stoppelhaaren hat, draussen ausserhalb der Gala eine Unterhaltung geführt, ich konnte nur verstehen, dass eine Vereinbarung eingehalten werden soll. Und der Mann hat einen dicken Ring am Finger, so irgendwas mit einem Wappen. Genaueres konnte ich nicht erkennen", schildert Paul seinem Partner, was eben auf der Terrasse geschehen ist. Semir erzählt Paul schnell, dass der vermissten Oldtimer wieder zurück bei seinem Besitzer ist, der Neffe habe sich den Wagen vom Onkel ausgeliehen und dies auf einem Papier mitgeteilt. Das Papier muss irgendwie vom Tisch weggeflogen sein und unter dem Tisch gelegen habe, die Putzfrau habe es gefunden und so hat sich der Fall erledigt. Nun sind die Karten neu gemischt. Susanne hat die ominöse Frau noch nicht identifizieren können. „Ach", kommt es von Paul, „ich glaube, wir müssen mehr an Herrn Lenz ranhalten, der ist der Schlüssel zum Fall", vermutet Paul und will das Gespräch beenden. Bei Neuigkeiten melde er sich wieder und so verabschieden die beiden das Gespräch am Headset.

Derweil hat sich das Pärchen aus Hamburg zu einem Tanz auf die Tanzfläche begeben und Jenny bleibt alleine zurück. Gerade kommt Paul in die Location herein und seine Blicke fallen sofort auf die schöne Frau, die in dem atemberaubendem Abendkleid eine gute Figur abgibt, gerade aufsteht und ein Mann so um die 40 auf sie zukommt und mit ihr im Stehen ein Gespräch führt,dabei lächelt Jenny. In Paul knistert das Feuer kochend, er marschiert auf die beiden zu und mischt sich in die Unterhaltung ein:"Die Dame gehört zu mir, wenn Sie bitte entschuldigen", schaut Paul den Mann mit einem breiten Grinsen aufgesetzt an, nimmt Jenny in seine Hand und berührt diese liebevoll. Der Mann wünscht den beiden noch einen schönen Abend und dreht sich um und findet eine andere Frau, mit der er den Tanz eröffnen kann. „Was war das denn? Der Mann wollte nur nett sein", fragt Jenny Paul mit hochgehobenem Augenbraunen, lässt aber die Hand nicht von ihm los. „Ich habe dir eben gesagt, ich bin nach dem Telefonat nur noch für dich da, und das bin ich jetzt auch! Komm, wir machen uns einen schönen Abend", führt Paul Jenny Hand in Hand durch die runden Tischen vorbei bis zur Cocktailbar.    

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