Kapitel 136

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Die Bombe platzt...

„Gerkhan, habe ich Herein gesagt?", schimpft die Krüger, als Semir einfach ins Büro rein marschiert und zu seinem Entsetzen auf ein bekanntes Gesicht trifft. „DU?" „Dir auch einen guten Morgen!", nun sieht Alex Semir gegenüber in die Augen. „Ähm,...wie, was machst du hier?", langsam findet Semir die Sprache wieder, „guten Morgen zusammen!" Die Krüger spielt verlegen mit dem Kugelschreiber in ihrer Hand. „Ich führe gerade ein Gespräch mit Herrn Brandt, würden Sie bitte später wiederkommen oder ist es dringend?" Semir schaut von der Chefin zu Alex und dann wieder zu der Chefin, „nein, nicht so wichtig. Ich komme später nochmal." Zur gleichen Zeit kommt Paul in die PAST, mit schnellen Schritten auf Susanne zu. „Sorry, habe verschlafen!", spricht er schnell und möchte sich unbemerkt in das gemeinsame Büro schleichen bevor die Chefin was merkt. Susanne bekommt einen Anruf, legt auf und ruft: „Paul! Einsatz für Cobra 11! Fluchtfahrzeug nach Banküberfall auf der A4." „Wir übernehmen! Wo ist Semir?", fragt Paul, Susanne deutet wortlos mit dem Kopf Richtung Kims Büro. Kurz sagt Paul noch zu der Sekretärin:„Schick mir die GPS, danke!" Paul möchte ins Büro der Chefin gehen und Semir für den Einsatz holen. Gerade als er fast die Tür erreicht hat, die nun offen steht, sieht er Alex, Semir und die Krüger in einem Gespräch. Paul hört noch mit, wie Alex zu Semir sagt:"Was sagst du dazu, wenn ich wieder dein Partner werde? Ich habe mit Frau Krüger ein gutes Gespräch gehabt." Alex Grinsen wird breit, die Krüger funkt dazwischen:"Noch ist nichts abgesegnet!" Semir ist völlig überrascht von Alex Vorhaben, wieder sein Partner zu werden und braucht eine Weile um sich wieder in Worte fassen zu können:"Was soll ich da sagen? Das ehrt mich, Alex." Semir drückt seine Hände in die Oberarme von Alex, der nun aufsteht. Hinter Semirs Rücken bekommt Paul das alles mit, geschockt von der Antwort Semirs, fühlt sich Paul verraten, verletzt und rauscht wütend an Susanne vorbei aus der PAST, startet seinen Mercedes und nimmt den Einsatz alleine auf. Paul hat den letzten Satz, den Semir an Alex sagt, nicht mitbekommen. „Alex, unsere Zeit ist vorbei. Paul ist mein Partner und er macht seine Arbeit gut, ich hätte ihn gerne weiter als Partner." „Dann kann ich als Partner neben Jenny einspringen oder bei einem anderen, Hauptsache ich bin wieder zurück bei der Autobahnpolizei", ist sich Alex sicher. Just in dem Moment kommt Susanne und meldet aufgeregt einen Einsatz auf der Autobahn A4. „So, die Arbeit ruft. Wo ist Paul? Immer noch nicht da?", nun wirft Semir einen Blick durch die abgetrennte Glasscheibe in das gemeinsame Büro und findet den leeren Stuhl seines Partners vor. Frau Krüger spricht mit strenger Stimme:"Ich muss Renner ernsthaft verwarnen, dass er wieder nicht pünktlich ist!" Semir möchte zum Handy greifen, als Susanne ins Gespräch einmischt:"Moment! Paul war gerade hier, und..." „Und wieso sehe ich ihn dann nicht?", regt sich Semir auf. „Ich habe ihm gesagt, dass es einen Einsatz gibt, und er wollte zu dir gehen und ist doch umgekehrt und aus der PAST gerauscht." „Heisst das, er macht einen Alleingang? Mann, Paul!" Susanne zuckt nur mit den Schultern, und Alex sieht seine Chance gekommen. Er bietet Semir seine Hilfe an. „Ich kann mit dir fahren und dich unterstützen." „Danke, Alex, aber nein! Das mache ich mit Paul. Mein Partner braucht meine Unterstützung!", lehnt Semir dankend ab und will zu seinem BMW rennen, im Vorbeigehen sagt er noch schnell zu Susanne, sie solle ihm bitte die GPS zuschicken. Sofort macht sich die Sekretärin an die Arbeit und Alex wendet sich der Krüger wieder zu. „Das wäre schön, wenn das wieder meine Aufgabe wäre", stellt sich Alex vor und dann wäre er wieder in Jennys Nähe. „Herr Brandt, bei allem Verständnis, wir müssen das Gespräch verschieben. Ich möchte erst Klarheit zwischen Gerkhan und Renner haben, bevor ich Ihnen Ihren alten Job zurückgebe." Leicht enttäuscht nickt Alex und verabschiedet sich von der ehemaligen Chefin und geht an Susanne vorbei, die ihn misstrauisch ansieht, aber gequält lächelt. Im BMW funkt Semir Paul an, dieser ist mittlerweile auf der Autobahn und setzt zum Überholen an. Kurz nimmt Paul das Gespräch an, konzentriert sich aber auf die Fahrbahn und als er Semirs Stimme hört, bricht er den Funk ab. „Paul? PAUL?", ruft Semir und funkt nochmal. „Scheisse! Was soll das?", schimpft Semir nichtsahnend, was eben in der PAST passiert ist und wieso Paul sich alleine auf die Jagd nach dem Fluchtwagen macht.

In New York ganz weit nach Mitternacht wälzt sich Jenny schwitzend im Bett hin und her. Kalter Schweiss tropft von ihrer Stirn, die Hände zu Fäusten geballt, träumt Jenny:"Jenny befindet sich in einem nebeligen Raum, das so unendlich gross erscheint. Sie, im schwebenden weissem Kleid, das von einem stürmischen Wind kräftig durchgeblasen wird, kämpft mit der ausgestreckte Hand durch den Sturm, das sie immer wieder von den vorgegangenen Schritten zurückhält. Je näher sie nach vorne kämpft, desto schwacher wird ihre Kraft und in Sicht sieht Jenny zwei Türen..." Der Wecker klingelt, ihr Handy klingelt und Jenny wird plötzlich wach, hält sich mit beiden Händen an ihren Ohren fest. Langsam öffnet sie die Augen und stellt den Wecker auf stumm. Das Handy verstummt ebenfalls und sie atmet schnell, ihr Herz klopft und sie spürt eine Übelkeit. Blitzartig steht sie auf und rennt zum Bad, lässt sich alles übergeben und lehnt sich erschöpft an der Wand. Sie braucht eine Weile, bis sie aufstehen kann und sich im Spiegel ansieht. Was sie da sieht, lässt sie einen Schauer auf ihren Rücken spüren. So blass und ihre Stirn schwitzend, stützt sie sich mit den Händen am Waschbecken und versucht zur Ruhe zu kommen. Vorsichtig begibt sich Jenny unter die Dusche und möchte sich frische Klamotten anziehen. Dabei packt sie den Reiserucksack vollständig aus, Pauls T-Shirt fällt heraus und sie nimmt den Bilderrahmen, wo Paul und Emilia sie anlächeln. Einen Moment starrt sie auf das Bild und legt es wieder in den Rucksack. Ihr fällt ein, dass das Handy vorher geklingelt hat und sie schaut nach. Dann wählt sie die Nummer und führt ein Gespräch mit Alex. Dabei erfährt sie, dass Alex eine Überraschung für sie habe. Jenny bittet Alex auch um Bedenkzeit und dieser freut sich auf ihre baldige Rückkehr. Mit einem Lächeln beendet sie die Unterhaltung. Für die Arbeit macht sich Jenny zurecht und möchte heute das erste Mal mit der Subway zum FBI Gebäude fahren. James hatte ihr erklärt, welche Richtung sie nehmen müsse. Das sei ganz einfach und nicht zu verfehlen. Unterwegs zu der Subway Station, besorgt sich Jenny einen Coffee to go und geht die Treppenstufen nach unten zur Subway und wählt die Downtown Richtung. Erleichtert, dass sie an der richtigen Station angekommen ist, geht sie die letzten Meter zu Fuss zum Gebäude des FBIs.

Paul hat unterdessen das Fluchtfahrzeug erreicht und gibt das Kennzeichen Susanne per Funk zu. Diese bestätigt sofort, dass das Fahrzeug gestohlen ist. Dann hört er noch, wie Susanne ihm mitteilt, dass Semir auf dem Weg zu ihm sei. Paul gibt darauf keine Antwort, dazu ist keine Zeit mehr. Denn Paul ist mit seinem Mercedes so nah an dem Fluchtwagen und in dem Moment lehnen sich zwei maskierte Männer aus dem Fenster und feuern Schüssen auf Paul. Dieser versucht sich noch zu ducken und schiesst mit seiner linken Hand zurück. Beide erhöhen das Tempo, beide rasen auf eine Baustelle zu, die statt der zweispurige Fahrbahn zu einer Fahrbahn wird. Einer der maskierten Männer schafft es, mit seinem Gewehr auf den vorderen Reifen von dem Mercedes zu schiessen, der in jeder Sekunde zerplatzt, der andere Räuber hat eine Bombe auf die Motorhaube geschleudert und bleibt dort haften. Paul sieht einen letzten Ausweg um der Explosion zu entkommen, er öffnet kurzerhand die Fahrertür und springt raus. Ausgerechnet in der schmalen Baustellegasse knallt er gegen die Baustellenabsicherung und bleibt bewusstlos liegen. Blut strömt an seiner Schläfe empor, sein Kopf ist nach rechts gelegen und sein Körper in unbequemer Position. Die Autos hinter dem Mercedes kommen zum Stillstand. Nun bildet sich eine grosse Explosion, Feuer bricht aus und es brennt lichterloh. Das Fluchtfahrzeug mit den maskierten Männern kommt ungeschoren davon und flüchtet. Zur gleichen Zeit besteigt Jenny alleine den Fahrstuhl im Gebäude des FBI. Kaum ist sie drin, spürt sie einen heftigen Schmerz in ihrem Herzen, mit der Hand drückt sie dagegen und versucht ihre Atmung zu normalisieren, indem sie ein- und ausatmet. „Was war das?", denkt sie, als der Fahrstuhl zur gewünschten Etage stehenbleibt und die Tür sich öffnet...    

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