Teil 8

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Lola

Oh mein Gott ist das peinlich. Ich bin regelrecht vor ihm geflüchtet und als ich dann im WC sitze und mir überlege, wie ich am schnellsten nach Hause komme, höre ich zwei Stimmen aus der Nebenkabine. Haben die etwa Sex? Ich sitze starr da und traue mich gar nicht zu atmen. Wenn ich jetzt gehe, hören die mich auf jeden Fall. Zum Glück scheint es bei den beiden Turteltauben ziemlich schnell zu gehen. Als die Frau dann hemmungslos und laut stöhnt, nutze ich meine Chance und will mich rausschleichen. Geräuschlose öffne ich langsam den Drehknopf von der Kabine und steuere bereits auf die Ausgangstür zu, als sich die besagte Toilettentür öffnet. Und niemand geringeres als Luca steht vor mir. Er nestelt noch an seinem Gürtel, als unsere Blicke sich treffen. Er war es... Er hat in der kurzen Zeit eine Frau abgeschleppt. Wie konnte ich nur denken, dass er auf mich wartet und wir den Abend zusammen verbringen?

Auch Luca scheint überfordert zu sein und sagt kein Wort. Erst als diese aufgedonnerte Kuh aus der Kabine tritt und ihn fragt, ob er mich kennt, löst sich seine Schockstarre. Natürlich. Wir kennen uns nur flüchtig, aber man könnte es auch netter formulieren. Aber was erwarte ich schon von so einem Fuckboy. Ja genau. Fuckboy. Definitiv. Also fahre ich meinen Schutzwall hoch und gebe vor, dass mich das alles nicht interessiert und spiele die super gut gelaunte Lola. Die, die nichts an sich ran lässt und die Blicke der feiernden Leute ignoriert, die ihr angewidert beim Tanzen zu gucken.

Auch wenn ich bei der Musik gut abschalten kann, spüre ich jeden einzelnen abfälligen Blick auf mir. So war es schon immer. Doch mit der Zeit lernt man diese zu ignorieren. Zumindest nach außen hin. In mir fühlt es sich ganz anders an. Ich bin bei jedem Wort, jeder Bewegung gehemmt, weil ich mich innerlich für den nächsten blöden verletzten Spruch wabne.

Und dann ist es so weit. Remo kommt zu uns und natürlich hat er getrunken. Und auch wie immer, wenn er blau ist, wird er gemein. Er hat mir mal erklärt, dass wenn er mir besoffen Sprüche rein drückt, er es nur gut mit mir meint. Er will mich motivieren, was zu verändern. Mich zu verändern. Remo hat zwei Seiten. Im nüchternen Zustand ist er charmant und freundlich. Angetrunken ist er ein verletzendes Arschloch. Aber er ist das Einzige Arschloch, dass überhaupt etwas mit mir unternimmt.

Während Luca Remo's Wagen durch die Stadt lenkt, denke ich darüber nach, wie es wohl wäre, wenn ich eine schlanke, attraktive Frau wäre. Würde ich dann auch einfach Sex in Toiletten in einem Club haben? Ehrlich gesagt kann ich mir das nicht vorstellen. Sowas will ich nicht. Ich will jemanden, der für mich da ist, mir den Rücken stärkt und mich bedingungslos liebt. So schwer kann das doch nicht sein. Ok, Luca wird dies nicht sein. Obwohl er wirklich gut aussieht. Aber gerade das ist das Problem. Er weiß, dass er gut aussieht und kann jede haben. Warum sollte er sich als mit mir abgeben?

"Alles okay bei dir?" Holt mich Luca's raue Stimme aus meinen Gedanken. Reflexartig antworte ich standartmäßig "Klar." So ist es immer. Ich werde mich niemanden anvertrauen, denn dann mache ich mich nur noch mehr angreifbar. Außerdem, was soll ich schon sagen: hey, eigentlich fühle ich mich wohl in meinem Körper, aber eure Sprüche und Blicke verletzen und verunsichern mich? Genau. Die Lacher wären auf meiner Seite.

Am Haus der Mancini's angekommen, stürme ich regelrecht aus dem Auto und überlasse Luca den besoffenen Remo. Er würde mich sowieso wieder nur belehren wollen. "Du musst einfach weniger Essen und mehr Sport machen. Dann wird das schon...." Ist sein Standardspruch.

In meinem Zimmer angekommen, schließe ich schnell die Tür hinter mir ab. Ich will nicht, dass irgendjemand mal zufällig in mein Zimmer platzt, wenn ich mich umziehe.

Eigentlich sollte ich schon längst schlafen, da morgen wieder ein anstrengender Tag mit den Kids wird. Aber meine Gedanken kreisen um Luca. Ich habe seine Blicke auf der Tanzfläche gespürt. Sie waren anders. Nicht urteilend oder abwertend. Nein. Es war gut anders. Aber was hat das zu bedeuten?

Völlig übermüdet schleppe ich mich nach dem Klingeln des Weckers aus dem Bett. Es ist 5.30 Uhr und ich schlüpfe schnell in meine Sportklamotten. Nachdem die ersten Töne meines Lieblingssongs erklingen, spüre ich die Energie zu mir zurück kommen. Dann beginne ich mich meinen Übungen. Gerade als ich meinen 20 push-up geschafft habe, klopft es an der Tür. Irritiert, wer mich zu der Zeit stört, öffne ich diese ohne an mein verschwitztes Outfit zu denken. Ich traue meinen Augen kaum. Vor mir steht ein nackter Luca. Also... Naja... Nicht ganz nackt. Er trägt eine dunkelblaue, verdammt eng anliegende Boxershorts.... Sonst nichts. Verdammt. Verdammt. Dieser gut durchtrainierte Oberkörper. Seine muskulösen Arme, die von Tattoos betont werden. Mir läuft förmlich das Wasser im Mund zusammen, als mein Blick über die Ausbeulung in seiner Hose streife und dort einige Sekunden zu lange verweilt. "Fertig mit starren?" Fragt er genervt. Röte schießt mir ins Gesicht und mir läuft der Schweiß in die Augen. Ah. Verdammt unangenehm. Doch ich blinzel den Schmerz weg und wandere mit meinem Blick zu seinen Augen. "Mmh?" Frage ich dümmlich. "Ob du fertig bist, mich anzuglotzen? Ich würde nämlich gerne noch eine Runde pennen." Knurrt er. Shit. Dann soll er doch schlafen.... Denke ich mir und genau das Frage stelle ich ihm auch. "Warum stehst du dann hier so blöd rum, wenn du eigentlich schlafen willst?" Kontere ich. Wao. Wo kommt das denn her? Schnell straffe ich mein Kinn und schaue ihn tapfer an. Ich sehe, dass seine Mundwinkel leicht zucken. "Würde ich ja, wenn diese Musik mich nicht in den Wahnsinn treibt..." Knurrt er und schaut mich wieder wütend an. Ups. Ich versuche mich an einem freundlichen Lächeln. "Sorry, bis gestern hat ja keiner in dem Zimmer neben mir gewohnt, daher habe ich wohl nicht an die Lautstärke gedacht." Erkläre ich und will gerade die Lautstärke herunter drehen, da kommt Luca einfach zwei Schritte auf mich zu. Ich spüre die Wärme seines Körpers. Verdammt, das ist nicht gut. Er neigt seinen Kopf, sodass er mir in die Augen schauen und ich seinen Atem auf meinem Gesicht spüren kann. "Ich habe nix gegen Musik, aber Taylor Swift. Echt jetzt?" Grinst er, zwinkert mir zu und geht. Soll doch mal jemand aus dem Typen Schlau werden. Auf jeden Fall steht mein Körper regelrecht in Flammen, auch ohne weiteren Sport. Gar nicht gut.....

Der MafiaprinzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt