Teil 84

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Lola

Stella schleppt mich von einem Geschäft zum anderen. Mir qualmen echt die Socken. Immer mehr Tüten häufen sich an, die Mario oder Vito ins Auto tragen. Hilfesuchend und entschuldigend schaue ich sie an. Jedoch zucken sie nur mit den Schultern und nehmen es hin.

"Jetzt habe ich Hunger." Verkündet Stella und zieht mich in ein kleines Restaurant am Marktplatz. Es sieht urig aber gemütlich aus. Zurzeit sind auch kaum Gäste da, sodass ich sie versuche unauffällig in eine ruhige Ecke zu bringen. Mario und Vito atmen stöhnen aus, als sie sich setzen. "Sorry." Forme ich wortlos mit meinem Mund. "Schätzchen. Für dich machen wir alles." Grinst Vito breit, was Stella lächeln lässt.

Da auch ich langsam Hunger habe, ringe ich mich dazu durch, einen kleinen Salat zu essen. Vito und Mario waren schon öfter abends dabei, sodass ich mich an ihre Anwesenheit gewöhnt habe. Aber Stella. Luca's Mutter. Diese wunderschöne, schlanke Frau.... Da fällt es mir verdammt schwer. Zum Glück merkt Stella mir meine Unwohlsein nicht an. Während die Jungs ordentlich reinhauen, begnügen Stella und ich uns mit einem Salat. Wir unterhalten uns über alles mögliche. Stella erhält viele lustige Geschichten über Luca und mir kommen vor lauter Lachen die Tränen.

Irgendwann wird Stella ernster und tauscht Blicke mit den Jungs. "Wir zahlen schon mal." Erklärt Vito und zieht Mario mit sich. Kaum sind wir alleine, lässt Stella die Bombe platzen. "Seid wann hast du schon eine Essstörung?" Fragt sie frei heraus und mir stockt der Atem. "Ich... Ich habe keine... Also ich übergebe mich nicht oder so." Stammel ich. "Süße. Das ist nicht die einzige Art von Essstörung. Ich habe dich beobachtet. Du kannst nichts essen, wenn Fremde oder zu viele Menschen dabei sind." Erklärt sie mir. Sie klingt nicht anklagend oder so... Sondern besorgt. Ihr Blick und ihre Stimme deutet wirklich auf Sorge hin und der Kloß im Hals wird größer. Tränen brennen in meinen Augen. Liebevoll nimmt sie meine Hand. "Was ist dir bloß passiert?" Fragt sie und schaut mir fest in die Augen. Da platzt es aus mir heraus. Ich erzähle von meinen Brüdern, meinem Vater und den vielen Demütigungen, die ich all die Jahre ertragen musste. Als ich fertig bin, sitzen wir beide weinend am Tisch.  "Also, wenn die nicht schon Tod wären, ich würde die alle einen Kopf kürzer machen." Erklärt Stella mit fester Überzeugung und wischt sich eine Träne weg. Bei der Vorstellung muss ich schmunzeln. Ich kann es mir bildlich vorstellen, wie sie vor ihnen steht und ihnen die Meinung geigt.

"Weißt du was? Wir gönnen uns noch ein wenig Wellness. Das tut dem Geist und dem Körper gut. Und glaub mir, du musst dich mit deiner tollen weiblichen Figur nicht verstecken. Du bist eine zauberhafte junge Frau. Luca kann sich glücklich schätzen, dich an seiner Seite zu haben. Vergiss das nie." Beschwört sie mich regelrecht.

Gesagt getan. Wir fahren in ein Day Spa, wo Stella alle möglichen Behandlungen für uns bucht. Als es an die Ganzkörpermassage geht, bekomme ich doch etwas Hemmungen. Zum Glück massiert mich eine junge Frau mit ähnlicher Statur. Ob Stella das extra organisiert hat? Nach der Massage geht es noch in die Sauna. Auch hier sind Stella und ich alleine. Ohne irgendwelche umschweife und groß darüber zu reden, zieht sie mich einfach mit. Viele würden jetzt sagen, oh Gott. Mit der Schwiegermutter in die Sauna. Aber es fühlt sich freundschaftlicher an. Vielleicht auch eher wie meine eigene Mutter.

Nach einer wunderbar entspannenden Gesichtsbehandlung wünscht Stella sich noch ein tolles Abendmakeup. Ich weiß zwar nicht, wofür, da wir nur nach Hause fahren, aber ich will ihr den Spaß nicht verderben. Nach gefühlten Stunden sehe ich wie neu geboren aus. Meine Haare fallen mit  Wasserfalllocken auf meine Schultern, ich trage roten Lippenstift und Smokey Eyes, sowie Nagellack an Füßen und Händen. Als ich mich wieder anziehen will, drückt Vito mir augenzwinkernd eine Tüte in die Hand. Darin ist eines der etwas gewagteren Kleider. Die, die ich nur genommen habe, weil Stella mich mit Schmollmund überredet hat. Es ist ein feuerrotes, knielanges, verdammt enges Kleid mit langen Ärmeln. Der Rundhalsausschnitt betont meine Brüste extrem. Ich persönlich finde es zeigt zu viel von meinem Schwabbel aber Stella und auch Vito und Mario waren hin und weg. Ob sie mich wohl verarschen? Nachdem ich ins Kleid und in die passenden schwarzen Lackpumps geschlüpft bin, stehe ich vorm Spiegel und betrachte mich. Bedächtig fahre ich mit meinen Händen über meine Hüften. Kann ich das wirklich tragen? Unschlüssig drehe ich mich immer wieder hin und her. "Wao. Du siehst wirklich wunderschön aus. Luca werden die Augen ausfallen." Höre ich plötzlich Stella hinter mir. Sie stellt sich neben mich in den Spiegel und schaut mich bestätigend an. Auch sie hat ein neues Outfit an. Sie trägt ein schwarzes enges Kleid, dass sich an ihren schlanken Körper schmiegt. "Du siehst aber auch richtig gut aus." Gebe ich zurück. Sie zwinkert mit zu und zieht mich mit zum Auto. Es ist bereits Abend und ich muss an Luca denken. Ob er sich schon Sorgen macht?

Als wir die Toreinfahrt passieren, werde ich immer nervöser. Meine Hände sind klitsch nass. Ob ich Luca wirklich gefallen werde? Aufgeregt schaue ich aus dem Fenster. Kaum dass der Wagen steht, sehe ich, wie Luca auf den Wagen zugestürmt kommt. Ich atme noch einmal durch und steige mit Marios Hilfe aus. Noch etwas ungewohnt, wackel ich auf den Schuhen und schiebe mein Kleid zurecht. Doch keine Sekunde später zieht Luca mich in seinen Arm. "Baby. Willst du mich umbringen? Du siehst wahnsinnig sexy und schön aus." Raunt er mir ins Ohr und küsst mich schließlich. Aus Sorge um dieses aufwendige und wahrscheinlich verdammt teuere Make-up, unterbreche ich den Kuss. "Fuck. Eigentlich wollen wir jetzt Essen, aber ich habe auf was ganz anderes Appetit." Wispert er leise. Jedoch nicht leise genug, denn seine Mutter steht hinter ihm und schlägt ihm mit der flachen Hand auf den Hinterkopf. "Au. Mum. Was soll das?" Stöhnt Luca, grinst mich dabei aber lüstern an. "Benimm dich doch mal. Ihr habt später noch genug Zeit. Jetzt führ deine Freundin mal zu den anderen. Sie sollen sie doch alle bewundern." Flötet sie aufgeregt. Oh Gott. Bitte nicht.

Der MafiaprinzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt