Teil 78

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Lola

Nachdem wir das Schießtraining beendet haben, bringt Leonardo mich zu Enzo. Anscheinend braucht es nur ein Nicken zwischen den beiden und Enzo weiß Bescheid. "Lola, warum willst du das alleine regeln? Wir stehen doch hinter dir." Wendet sich Enzo an mich und in seinem Blick liegt so viel Sorge. Nun bekomme ich ein schlechtes Gewissen. "Ich will es endlich zu Ende bringen. Ich will, dass die Kids und auch ihr wieder in Sicherheit seid." Gestehe ich und schaue auf meine Finger. Enzo schnaubt und ich zucke zusammen. "Es tut mir leid, es ist alles nur meine Schuld." Gestehe ich und Tränen fließen aus meinen Augenwinkeln. Plötzlich legt sich eine Hand auf meine Schulter. "Hey, beruhige dich." Sagt Luca's Dad so mitfühlend, dass ich aufschaue. Er lächelt mich freundlich an. So ein Mafiaboss kann lächeln? Enzo setzt sich neben mich auf den Stuhl. "Glaubst du wirklich, dass deine Familie unsere einzigen Feinde sind? So leid es mir tut, aber wir werden niemals ein normales Leben in Sicherheit führen. Und dein Vater hatte uns schon lange im Auge. Das hat überhaupt nichts mit dir zu tun. Im Gegenteil, dein Vater hat dich damit rein gezogen ohne dass du es wolltest, oder?" Fragt Enzo ebenso ruhig und freundlich. "Ja. Ich wollte das alles nie. Ich wollte doch nur endlich von meinem Vater und meinen Brüdern weg." Gebe ich zu. Bei den Gedanken an die Jahre bei meiner sogenannten Familie kommen mir wieder die Tränen. Es ist so peinlich. Ich sitze hier vor meinem Boss, der zufällig auch noch oberster Boss der Mafia von Italien ist und dem Boss der amerikanischen Mafia und heule. Kann es noch schlimmer kommen. "Du hast eine Menge durch gemacht. Und ich stehe zu meinem Wort. Du gehörst zur Familie, wir werden dich beschützen." Sagt Enzo nun wesentlich ernster. "Trotzdem sollten wir dieses Problem mit Phillip aus der Welt schaffen." Fügt Leonardo hinzu. Ich nicke. "Ich will es. Ich will es klären. Ich will ihm ins Gesicht sehen und dabei sein, wenn er aufhört zu atmen. Er soll sehen, dass er mich nicht klein bekommen hat." Sage mit so fester Stimme, dass ich mich selbst erschrecke.

Leonardo und Enzo schauen sich kurz an und grinsen dann beide breit. "Du bist wirklich eine tolle Frau. Mein Sohn kann sich geehrt fühlen, eine so starke, intelligente und tapfere Frau zu bekommen. Sollte er jemals Ärger machen, sag mir Bescheid, dann knöpfe ich ihn mir vor." Erklärt Leonardo. Nun muss ich ebenfalls schmunzeln.

Also tüfteln wir zu dritt einen Plan aus, wie wir Phillip nochmals in die Falle locken können. "Es muss irgendwie nachvollziehbar sein, warum du alleine unterwegs bist.... Also ohne Fahrer ohne Kids." Bringt Enzo ein. Ich überlege und dann fällt mir eigentlich nur eine Möglichkeit ein. "Gynäkologe." Werfe ich mit hoch rotem Kopf in den Raum. Beide Männer schauen mich verwirrt an. Dann beginnt Enzo zu verstehen. "Klar. Wenn du nicht gerade schwanger bist, geht *Frau* da lieber alleine hin." Stimmt er zu. Bei dem Wort *schwanger* dreht sich mein Magen um. Ich denke an unseren ungeschützten Sex. Hoffentlich hat die Pille danach gewirkt.

"Ok. Ich sag Claire Bescheid. Sie soll bei ihrem Frauenarzt einen Termin für dich machen." Sagt Enzo, während er bereits auf dem Handy tippt. "Zu dem Termin fährst du dann offiziell alleine. Zur Sicherheit versteckt sich einer im Kofferraum, andere positionieren sich auf dem Weg in die Stadt und rund um die Praxis." Plant Leonardo bereits und ich bin wirklich beeindruckt.

Plötzlich springt die Tür auf. Claire und Stella stehen im Raum. Schwer pustend schauen sie mich an. "Bist du etwa schwanger?" Platzt es aus Stella raus. Hilfesuchend schaue ich die Männer an, die sich ein Lachen nicht verkneifen können. Na super. "Nein." Antworte ich kurz, da mein Puls rast und mein Kopf vor Hitze explodiert. "Schade. So ein Enkelkind fänd ich toll." Gesteht Stella schmollend und jetzt muss ich auch lachen.

"Amore. Sie haben doch noch Zeit. Jetzt müssen wir erstmal Lola's Bruder schnappen." Erklärt Leonardo seiner Frau. Die bekommt große Augen. "Leonardo Mancini. Du willst doch wohl nicht ernsthaft unsere zauberhafte Schwiegertochter als Lockvogel einsetzen?" Wendet sie sich mit Händen in den Hüften ihrem Mann zu. Enzo grinst breit in sich hinein. Er findet es lustig, wenn sein Bruder Ärger bekommt. Doch Claire sieht nicht weniger wütend aus. "Und du, Enzo Mancini, findest das richtig?" Faucht sie. Nun kann ich nicht mehr. Es platzt förmlich aus mir heraus. Ich lache aus vollem Halse, während die Männer blöd aus der Wäsche schauen. Jetzt weiß ich, wer die echten Bosse sind. Aber ich werde mich hüten, das zu sagen.

Nachdem Enzo unseren Plan erklärt hat, macht Claire noch für heute einen Termin für mich. Ich werde mich wirklich untersuchen und mir die Pille verschreiben lassen. Das Theater von letztens will ich nicht noch einmal.

"So. Genug geredet. Lola, geh zu Luca. Er wartet schon sehnsüchtig." Erklärt Stella. Nun kommt mein schlechtes Gewissen wieder durch und ich gehe zu ihm. Doch er schläft noch. Daher setze ich mich zu ihm und halte seine Hand.

Nachdem auch Luca's Eltern später zu uns stoßen, wird Luca in den Plan eingeweiht und er ist, wie zu erwarten, nicht begeistert. Leonardo will mit seinen Sohn alleine sprechen. Während wir raus gehen, legt Stella einen Arm um mich. "Kopf hoch. Es wird alles klappen. Und dann kommt ihr uns besuchen." Sagt sie aufmunternd. Sie ist wirklich wahnsinnig herzlich. Luca und Aurora können sich glücklich schätzen so eine tolle Mutter zu haben.

Bereits eine Stunde vor dem Termin beim Frauenarzt mache ich mich fertig. Wieder schnalle ich mir die schusssichere Weste um und nehme den Peilsender in Empfang. Auch meine Waffe stecke ich ein. Enzo wartet bereits in der Haustür auf mich. "Vito fährt im Kofferraum mit. Du nimmst eines unserer Fahrzeuge, da er nicht in dein kleines Auto passt. Außerdem ist es mit dem Verdeck zu unsicher, sollte man auf dich schießen." Erklärt er und mir wird wirklich übel. Plötzlich kommt Luca mit seinem Dad an. "Was machst du hier? Der Doc meint, du sollst dich schonen." Fauche ich besorgt. Doch Luca grinst nur. "Meinst du wirklich, ich würde dich alleine gehen lassen?" Ich schnaube laut auf. "Ich bin nicht alleine. Außerdem kann ich selbst auf mich aufpassen." Ohne zu antworten, zieht Luca mich mit seinem gesunden Arm zu sich ran und küsst mich. Leidenschaftlich und dringend, sodass ich keuchen muss und kurz alles vergesse. Als wir uns von einander lösen, sehe ich in grinsende Gesichter von Enzo und Leonardo. Da mir gerade alle Worte in meinem Kopf abhanden gekommen sind, sage ich nichts mehr. "Aber bitte, pass auf dich auf." Flüstere ich Luca zu. "Hallo....wer ist denn hier der sexy Lockvogel." Zwinkert er mir zu. Dieser... Grrr. Mir fehlen einfach die Worte.

Der MafiaprinzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt