Teil 36

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Lola

Wie in Watte vergeht der Tag. Ich kann es immernoch nicht fassen, dass Enzo die ganze Zeit Bescheid wusste. Ich hätte ihn schon viel eher einweihen können.

Während ich mit den Kids in der Küche Hausaufgaben mache, kommt Luca rein. Mit einem selbstsicheren und verdammt umwerfenden Lächeln kommt er zu mir und küsst mich. Einfach so, vor den Kids. Ich kann mein Glück nicht fassen und die Schmetterlinge in meinen Bauch feiern gerade einen Rave. Doch als Mathilda uns schließlich auf ihre süße Art fragt, ob wir verliebt sind, stockt mir der Atem. Scheiße. Es ist noch alles viel zu frisch. Ich habe Angst vor Luca's Antwort, daher schaue ich schnell überall anders hin, nur nicht zu den beiden. "Ja meine Süße. Ich bin total verknallt in Lola." Höre ich Luca's raue Stimme. Ehe ich reagieren kann, ist er auch schon verschwunden. Wao. Er ist verknallt in mich. Ich kann es noch gar nicht fassen.

Den Rest des Tages laufe ich mit dem breitesten Grinsen überhaupt rum. Doch kurz erstarre ich, als ich Claire treffe. Sie kommt gerade aus Enzo's Arbeitszimmer und mein schlechtes Gewissen schlägt wieder durch. "Claire... Ich... Ich wollte mich noch entschuldigen...." Stammel ich. "Papperlapapp. Wofür?" Lacht sie und zieht mich in eine innige Umarmung. Wie erstarrt stehe ich da und kann es nicht begreifen. "Du gehörst zur Familie. Das in Spanien war keine Familie. Du gehörst zu uns." Sagt Claire, als sie sich von mir löst. "Ich hatte sofort das Gefühl, dass du eine schwere Zeit hinter dir hast und als Enzo mir von deinem Vater erzählt hat, war uns sofort klar, dass wir dich hier beschützen wollen." Zwinkert sie mir zu und ihr Lachen ist so offen und freundlich, dass mir die Tränen kommen. "Danke. Ich wollte die Kids nie in Gefahr bringen. Ich hatte eher damit gerechnet, dass mein Vater die Wut an mir auslässt." Sage ich kleinlaut. "Das wird er nicht können. Wir beschützen dich. Keine Angst." Flüstert sie mir zu. Ich nicke schniefend.

Gegen Abend stehe ich mit Claire und Sophia in der Küche und bereite das Abendessen vor. Wieder betritt Luca die Küche mit einem Grinsen und zieht mich zu einem Kuss heran. Junge und was für ein Kuss. Der zieht mir glatt den Boden unter den Füßen weg. Erschrocken nehme ich erst zu spät wieder wahr, dass wir nicht alleine sind. Verlegen schaue ich auf den Boden, doch das quieken von Claire und Sophia's Klatschen lässt mich schmunzeln.

Leider hält es nicht lange an, denn Luca will mit mir sprechen. Es kann nur um meinen Vater gehen, daher setzen wir uns draußen auf die Bank. Luca erzählt, dass sie gleich zu meinem Bruder wollen. Für mich ist es klar, ich will mit. Doch Luca lehnt ab. Wut kommt in mir auf. Traut er es mir nicht zu? Ich will dabei sein und hören was mein Bruder sagt. Aber Luca bleibt stur. Wie mein Vater bestimmt auch er über mein Leben. Ich bin es so leid. Ich bin ein eigenständiger Mensch, der selbst entscheiden kann.

Wutentbrannt renne ich davon. Ja Lola. Sehr erwachsen. Ich bin so bescheuert. Wenn ich was will, muss ich darum kämpfen. Deshalb drehe ich auf dem Treppenabsatz um und laufe nach draußen. Dort kann ich nur noch zusehen, wie sie in drei Autos davon fahren.

Plötzlich ploppt eine Nachricht auf. Luca:

*Es tut mir leid. Ich will nur, dass du in Sicherheit bist. Du bedeutest mir einfach zu viel. L.*

Sofort muss ich lächeln und antworte.

*Ich bin dir nicht böse. Nächstes Mal diskutieren wir es wie Erwachsene aus. Versprochen. Pass auf dich auf, denn du bedeutest mir auch sehr viel. Kuss*

Etwas besser gelaunt, gehe ich wieder in die Küche. Die Kids sitzen schon zum Essen bereit und Claire schenkt mir ein aufmunterndes Lächeln. Wir essen gemeinsam und ich schaue immer wieder nervös auf mein Handy. Doch Luca antwortet nicht. "Es wird alles gut. Keine Angst." Flüstert sie mir zu und legt eine Hand beruhigend auf meine. "Enzo meint, sie müssten wahrscheinlich lange auf den richtigen Moment warten." Erklärt sie weiter und ich nicke etwas beruhigter.

Nach dem Essen bringen wir die Kids wie jeden Abend ins Bett. Trotz Claire's beruhigenden Worte habe ich ein mulmiges Gefühl im Bauch. Bitte Gott, lass alles gut gehen.

Nachdem alle Kids schlafen, lädt Claire mich noch auf einen Wein ein. Wahrscheinlich will sie auch nicht alleine sein. Auch Rosa, die Frau von Mario und Claire's Freundin, kommt dazu. Auch sie wartet auf ihren Mann. Natürlich muss ich zunächst Rede und Antwort stehen, wie Luca und ich es endlich geschafft haben, uns näher zu kommen. Die beiden scheinen sich riesig darüber zu freuen. Nur kurz erkläre ich, wie viel Überwindung es mich gekostet hat, Luca alles aus meiner Kindheit zu erzählen. Rosa, die Psychologin ist, bietet mir natürlich sofort Sitzungen an, um das Erlebte zu verarbeiten. Ich bin wirklich gerührt, wie sich alle Sorgen machen. Daher werde ich über das Angebot nachdenken. Denn ich bin mir bewusst, dass ich mir mit meinem Verhalten oft selbst im Weg stehe.

Um nicht länger darüber nachzudenken, frage ich, wie sich Rosa und Claire kennengelernt haben. Anscheinend ist Claire mal vor Enzo geflüchtet, was ich nie gedacht hätte. Es war eine schwierige Zeit, die wohl auch mit Claire's Familie zutun hat. Doch letztendlich lieben sie sich wie am ersten Tag. Auch Rosa hat in der Zeit ihren Mann kennengelernt und viel Gewalt erfahren müssen. Darum arbeitet sie jetzt im Frauenhaus, um anderen zu helfen, die ähnliches durchgemacht haben. Wirklich sehr bewundernswert.

Nach dem zweiten Glas werde ich plötzlich so müde. Auch Claire fallen immer wieder die Augen zu. Als mein Blick weiter schweift, sehe ich sogar, dass Rosa bereits schläft. Dann sackt auch Claire zusammen. Verdammt was soll das hier? Mein Mund ist trocken, meine Glieder schwer. Ich versuche die beiden noch anzusprechen, doch es kommt mir kein Ton über die Lippen. Auch mein Sichtfeld wird immer kleiner, in meinem Kopf wird es neblig und dann kann ich es nicht mehr aufhalten. Meine Augen fallen zu. Um mich herum wird es dunkel, ich höre und spüre nichts mehr.

Der MafiaprinzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt