Teil 110

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Lola

Das....darf...nicht...wahr...sein! Diese Plastiktante im Nuttenoutfit hatte gestern was mit Luca? Mir wird gerade so schlecht. Während die beiden Turteltauben sich unterhalten, greift Sam nach meinem Arm und zieht mich nach draußen. Kaum spüre ich die kalte Luft in meinen Lungen, steigt Galle auf. Gerade noch rechtzeitig kann ich hinter der Hauswand verschwinden und mich übergeben. "Hey, alles wird gut." Höre ich Sam sanft mit mir reden und streichelt meinen Rücken. "Geht's wieder?" Fragt sie besorgt und reicht mir ein Taschentuch. "Ja. Danke." Antworte ich.

Kurz darauf sitzen wir im Taxi. "Ich will nicht zu Luca's Familie." Wispere ich, während weitere Tränen meinen Blick verschleiern. "Dann fahren wir zu mir." Sagt Sam und gibt dem Fahrer ihre Adresse. Dankbar schließe ich kurz die Augen.

Sam's Wohnung ist niedlich. Zumindest soweit ich es sehe. Sie schiebt mich aufs Sofa und ich lasse es geschehen. Es ist ein Einzimmerappartment. Aber wirklich gemütlich eingerichtet und mit allem was man braucht. Eine kleine Küchenzeile, Bett, Sofa und Schreibtisch. "Schöne Wohnung." Schniefe ich. Sam lacht und reicht mir ein Glas Wasser. "Fürs Studium reicht es." Sagt sie achselzuckend. Ich wäre froh, bald so ein kleines Appartement meins zu nennen. Endlich unabhängig sein. Das ist mein Traum. Und wie es aussieht, wird er in Erfüllung gehen. Ganz allein.

Wieder brennen die Tränen und Sam nimmt mich in den Arm. "Glaubst du wirklich, Luca hat dich betrogen?" Fragt sie plötzlich in die Stille, während sie über mein Haar streichelt. "Ich weiß es nicht. Diese Tussi hat mich auf dem Klo angesprochen und erzählt, was für einen tollen Typ sie kennengelernt, sie mit ihm rumgemacht hat und er sie nach Hause begleitet hätte. Außerdem, das Foto war schon eindeutig." Säufze ich schwer. Sam sagt nichts mehr.

Irgendwann legen wir uns in ihr Bett und ich schlafe tatsächlich ein. Mein Körper ist vom vielen Weinen völlig erschöpft. Es war einfach zu viel. Zu viel Liebe, die ich für Luca empfunden habe... zu viel Schmerz in der ganzen Zeit. Ich kann nicht mehr.

Als ich aufwache, ist es hell. Verwirrt schaue ich mich um. Nur langsam kommen die Erinnerungen zurück. Ich suche nach Sam, doch sie ist nicht da. Ich suche mein Handy aus meiner Handtasche. "Wao." Stoße ich aus. 27 verpasste Anrufe. 10 Nachrichten. Darunter auch von Stella.

*Süße. Egal was passiert ist. Bitte sag einfach Bescheid, dass es dir gut geht. Ich mache mir Sorgen.*

Sie ist so lieb. Daher tippe ich kurz.

*Mir geht es gut.*

Was natürlich gelogen ist. Denn mir geht es überhaupt nicht gut. Wieder laufen die Tränen. Doch ich fasse einen Entschluss. Diesmal muss ich nicht lange überlegen und ich wähle Enzo's Nummer. "Pronto." Höre ich Enzo. "Enzo. Hi. Ich bin es. Lola." Presse ich hervor. "Lola. Alles okay?" Fragt er. Dann raschelt es und ich höre Claire. "Lola. Geht es dir gut? Was ist passiert?" Fragt sie nervös. "Kann... Kann ich nach Hause kommen?" Frage ich leise. "Aber natürlich. Immer." Sagt sie und ich höre das liebevolle Lächeln in ihrer Stimme. "Enzo schickt dir, wie versprochen den Flieger." Sagt sie schnell hinterher. "Ich schreibe dir, wann er da ist." Fügt Claire hinzu. "Danke." Bringe ich gerade noch hervor und lege auf. Sie sind so toll. Sie haben nicht mal gefragt, was los ist, sondern einfach gehandelt.

Plötzlich öffnet sich die Wohnungstür und Sam kommt herein. In der Hand zwei Becher Kaffee und eine Brötchentüte. "Ich dachte du brauchst eine kleine Stärkung." Lächelt sie mitfühlend und lässt sich aufs Bett fallen. Sie reicht mir den Becher und ich nehme ihn dankbar an. Die heiße Flüssigkeit tut wirklich gut.

"Also. Was willst du jetzt machen?" Fragt sie frei heraus. "Ich habe gerade mit meinem Boss telefoniert. Er schickt mir den Jet. Ich fliege zurück nach Italien." Erkläre ich und schlucke schwer. Jetzt ist es nicht nur der Kaffee, der mir bitter aufstößt. Jetzt wo ich es ausgesprochen habe, ist es endgültig. Sam nimmt mitfühlend meine Hand. "Denkst du nicht, ihr solltet reden?" Fragt die sanft. "Ich denke es ist alles gesagt." Erwidere ich.

*Jet ist heute Abend 20 Uhr am Flughafen. Kopf hoch. Wir warten auf dich.*

Schreibt Claire und ich bin unendlich dankbar. Aber mehr als ein *danke* kann ich nicht antworten. "Ich fliege heute Abend zurück. Kann ich so lange hier bleiben?" Frage ich vorsichtig und erhalte nur ein liebevolles Lächeln. Die nächsten Stunden verbringen wir in Sam's Bett und schauen einen Film nach dem anderen. Ich bekomme zwar nur die Hälfte mit, aber es ist eine willkommene Ablenkung.

Am frühen Abend geht es schließlich zur Villa, da ich meinen Koffer holen muss. Keine Ahnung was mich dort erwartet, denn ich habe mein Handy ausgeschaltet. Luca hatte es noch mehrfach probiert und ich wollte nicht ständig seinen Namen lesen. Sam ist bei mir und hält während der Taxifahrer meine Hand. Sie ist wirklich toll und ich bin echt traurig, dass wir uns schon wieder verabschieden müssen.

Kaum am Haus angekommen, stürmt Luca mir entgegen. "Ich bin bei dir." Flüstert Sam und drückt meine Hand. Kaum bin ich ausgestiegen, stürzt sich Luca auf mich. "Gott sei Dank. Dir geht es gut. Lola. Lass es mich erklären." Fleht er mich an. Doch ich ziehe meine Mauer hoch und reiße mich von ihm los. Die Genugtuung will ich ihm nicht geben. Mit festem Schritt laufe ich ins Zimmer und sammel meine Sachen zusammen. Keine Ahnung, ob ich alles habe. Luca steht an der Treppe und schaut mich mit Tränen in den Augen an. Stella und Leonardo stehen neben ihm und sehen mich mitfühlend an. Sie wissen wahrscheinlich alles und sind wahrscheinlich froh, die dumme Ex ihres Freundes los zu werden, damit Platz für die nächste ist. Kurz brennen meine Augen, aber ich blinzel schnell alle Tränen weg.

"Ich fahr dich." Sagt Leonardo und nimmt meinen Koffer. Dankbar nicke ich ihm zu und werde bereits in Stella's Arme gezogen. "Willst du ihn nicht wenigstens anhören?" Flüstert sie leise. Ich schlucke hart. "Ich kann nicht." Erwidere ich. "Danke für alles." Füge ich hinzu und laufe schnell hinter Leonardo her. "Lola." Höre ich Luca brüllen und seine Stimme klingt so schmerzerfüllt. Aber ich kann nicht. Einmal zu viel hat er mich verletzt. Ich kann einfach nicht mehr.

Der MafiaprinzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt