Teil 17

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Luca

Ich hatte eine verdammt beschissene Nacht. Die meiste Zeit konnte ich nicht schlafen und wenn ich dann doch geschlafen habe, habe ich von Lola geträumt. Bilder ihre Lippen und Augen schwirren mir jetzt noch im Kopf rum und ich muss tatsächlich in der Dusche Hand anlegen. Langsam aber sicher muss ich mir eingestehen, dass mir die Kleine unter die Haut geht.

Als ich in die Küche komme, eröffnet mir Enzo, dass ich bis auf Weiteres der Fahrer für die Kids bin. Anscheinend hat er Remo degradiert. Er hat sich gestern aber auch wie ein Arsch verhalten. Ich würde den Typen am liebsten killen. Kommt er Lolly nochmals zu nah, kann ich für nichts garantieren.

Der Tag beginnt super. Ich sitze mit Lola und den Kids im Auto. Ich werde den Morgen mit ihr alleine verbringen, da sie einige Besorgungen machen muss und Luna bei Claire geblieben ist. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals bei dem Gedanken, dass wir gleich alleine hier im Auto sitzen. Die Kids sind ziemlich unmotiviert und so ist es auf der Fahrt still im Auto. Lola schaut ununterbrochen aus dem Fenster. Sie vermeidet jeglichen Kontakt mit mir. Habe ich auch nicht anders verdient.

Nachdem alle Kids in der Schule sind, drehe ich mich zu Lolly. Ich setze mein breitestes Lächeln auf. "So, wo geht es jetzt hin?" Erkundige ich mich. "Zum Schreibwarengeschäft. Ich lotse dich." Antwortet sie knapp. Beschränkt auf die Kommentare Links und Rechts fahren wir ansonsten still zum Geschäft. Dort angekommen, steige ich natürlich mit aus. Schnaubend nimmt sie meine Anwesenheit zur Kenntnis, sagt aber noch immer nichts.

Während Lola den Einkauf für die Kids tätigt, suche ich bei Google Maps ein Café in der Nähe. Ich möchte sie gerne einladen. Hoffentlich funktioniert es. Mit einigen Tüten beladen laufen wir zum Auto. Nur widerwillig hat sie mir das Tragen der Tüten überlassen. Diese Zicke. "Jetzt noch zur Drogerie. Da musst du hier links." Erklärt sie sachlich. Doch ich biege rechts ab. Genervt stöhnt sie auf. "Wir fahren noch zur Drogerie. Keine Sorge. Aber ich möchte dich gerne zum Frühstück einladen." Gebe ich zu und schaue während der Fahrt aus dem Augenwinkel zu ihr. Sie reagiert gar nicht. Verdammt, macht sie es mir schwer. Aber egal. Ich bleibe dran.

Zum Glück bekommen wir direkt vor dem Café einen Parkplatz. Während ich bereits aussteige, bleibt sie im Wagen sitzen. Daher laufe ich um den Wagen rum, öffne die Tür und halte ihr die Hand hin. "Señora, puedo ayudar!" Was hoffentlich so viel heißt wie darf ich dir beim Aussteigen helfen. Mit großen Augen schaut sie mich an. "Sorry, hatte nur zwei Jahre spanisch in der Schule und das ist schon ewig her. Hoffe ich habe jetzt nichts blödes gesagt." Erkläre ich nervös. Und tatsächlich, sie lächelt. Und was für ein Lächeln. Mein Herz schlägt einige Takte schneller. Nun lässt sie sich aus dem Auto helfen. "Hätte nicht gedacht, dass der große Luca Mancini was nicht gut kann." Spottet sie und geht an mir vorbei. Bäm. Der hat gesessen. Aber wohl auch zurecht. Doch noch immer gebe ich nicht auf.

Wir suchen uns einen Tisch im Außenbereich. Sofort kommt der Kellner und mustert uns. "Wir wollen gerne frühstücken." Erkläre ich und gebe Lolly die Karte. Ich merke wie nervös sie auf dem Stuhl hin und her rutscht. Was hat sie denn? "Weißt du schon was du Essen magst?" Wende ich mich an Lola. "Nur ein Cappuccino bitte." Sagt sie schüchtern. Etwas enttäuscht nicke ich. "Ich hätte gerne einen doppelten Espresso und zwei Croissants." Bestelle ich. Vielleicht isst sie ja doch noch was mit.

Während wir aufs Frühstück warten, schaut Lola wieder überall hin, nur nicht zu mir. Sie fühlt sich unwohl, das merke ich an ihrer Körperhaltung. "Lola. Ich möchte mich nochmals entschuldigen. Ich war ein Arsch. Es kommt nie wieder vor. Zumal es auch absolut Quatsch ist, was ich gesagt habe." Gestehe ich ihr und warte ungeduldig auf ihre Reaktion. Kurz habe ich ihre volle Aufmerksamkeit und sie schaut mir direkt in die Augen. Ich glaube auch, sie will was sagen, aber da kommt der Kellner. Shit.

"Wirst du mir irgendwann verzeihen, sodass wir nochmals von vorne anfangen können?" Frage ich sie. "Ich weiß es nicht. Du hast mich sehr verletzt." Gibt sie zu und rührt in ihrem Cappuccino. Noch hat sie keinen Schluck getrunken. Was hat sie denn nur? Ich breche ein Stück Croissant ab und halte es ihr vor den Mund. "Frieden?" Grinse ich sie breit an. Wie erstarrt schaut sie auf das Gepäck vor ihrem Mund und schaut sich dann verlegen um. "Es ist nicht vergiftet. Du kannst es ruhig nehmen." Zwinkere ich und versuche die Situation zu lockern. Plötzlich springt sie auf, sodass ihr Stuhl ins wanken kommt. "Was soll das Luca? Willst du mich hier vor allen vorführen? Die Dicke, die sich mit Croissants vollstopft!" Brüllt sie mich an. Erschrocken schaue ich zu ihr auf. Ihre Augen sind mit Tränen gefüllt. "Ich... Lola... Ich will dich nicht vorführen. Warum auch... Ich will einfach nur Zeit mit dir verbringen..." Stammel ich.

"Können wir jetzt bitte fahren?" Sagt sie so leise und schmerzerfüllt, dass sich mein Magen zusammenzieht. "Klar." Erwidere ich, lege 20 Euro auf den Tisch und halte ihr die Tür auf. Sofort hüpft sie rein und zieht sich selbst die Tür zu. Super Luca. Du hast es wieder verbockt.

Schweigend fahren wir zu Drogerie. Ich lasse sie dort alleine hinein gehen, denn auch ich muss mich kurz sammeln. Was war denn bloß falsch daran mit ihr in dem Café zu sitzen? Ich verstehe es einfach nicht. Vielleicht sollte ich nochmals mit Claire oder Rosa darüber sprechen. Frauen verstehen das vielleicht alles ein bisschen besser.

Zuhause angekommen helfe ich ihr noch bei den Tüten. Doch anschließend verschwindet sie sofort nach oben. Wie ein Trottel stehe ich am Fußende der Treppe und schaue ihr hinterher. "Alles in Ordnung?" Höre ich Enzo hinter mir. Der hat mir noch gefehlt.

Wahrscheinlich gibt er mir wieder die Schuld. "Na klar. Alles super." Antworte ich daher etwas zu motiviert. "Luca... Komm ins Büro." Ruft er und geht bereits vor. Shit. Ab in die Höhle des Löwen. Doch statt an seinem Schreibtisch sitzt er auf der Couch. "Na los, erzähl schon." Sagt er mit ruhiger Stimme. Daher lasse ich mich neben ihm aufs Sofa fallen und erzähle ihm von unserem Besuch im Café. Enzo hört mir still zu. "Ich denke einfach, dass sie sich in deiner Gegenwart unwohl fühlt, weil sie das Gefühl hat, du findest sie unattraktiv. Ich denke, deine Worte von letztens haben sie tief getroffen. Es wird ein hartes Stück Arbeit, sie vom Gegenteil zu überzeugen." Analysiert er die Situation und mir ist bewusst, dass ein kleiner Vorwurf in seinem Ton liegt. Kein Wunder. Ich habe mich auch wie ein absolutes Arschloch verhalten.

Der MafiaprinzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt