Teil 40

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Lola

Die ganze Nacht haben wir niemanden mehr gesehen. Mathilda schlägt sich wirklich tapfer. Auch wenn an Schlaf nicht zu denken ist. Immer wieder nickt sie ein, zuckt und ist wieder wach. Sie hat verständlicherweise Angst. Ich versuche sie mit Geschichten immer wieder abzulenken. Es ist kalt, nass und wir haben nichts zu Essen oder Trinken. Die kleine Ration ist trotz sparsamen haushalten aufgebraucht. Mathilda hat sich schließlich in den Schlaf geweint. Ich muss mich so zusammenreißen, dass ich nicht mit ihr weine. Doch ansonsten ist es um uns herum still. Ist hier überhaupt noch jemand oder hat man uns hier allein gelassen? Den ganzen Tag und die folgende Nacht war niemand mehr da. Mathilda weint viel. Ich lenke sie immer wieder ab, obwohl mir langsam die Kraft ausgeht. Wir stellen uns vor, was wir als erstes machen, wenn wir wieder draußen sind. Oder auch worauf wir Hunger haben. Trotz der schlimmen Situation hält Mathilda sich tapfer.

Früh am nächsten Morgen, hören wir wieder Geräusche. Ich weiß nicht, was uns erwartet, daher presse ich Mathilda eng an mich.

Enrique kommt mit zwei fremden Männern herein. Wao, wie mutig er doch ist. Eine wehrlose Frau und Kind. Damit käme er nicht allein zurecht, denke ich und muss grinsen. "Was grinst du so blöd, Fetti?" Knurrt er. "Och. Ich denk nur, wie hilflos du zu sein scheinst, wenn du zwei Kerle brauchst, um uns in Zaum zu halten." Witzel ich. Keine Ahnung wo das her kommt. Aber ich möchte Mathilda zeigen, dass man nicht klein bei geben sollte. Doch ehe ich mich versehe, schlägt mir Enrique's flache Hand ins Gesicht. Wao. Das ist neu. Wütend funkel ich ihn an. "Klar. Wenn man mit Worten nicht mehr weiter weiß, benutzt man die Faust." Zische ich unter Schmerzen. "Sag das mal deinem Freund. Er hat Phillip ziemlich vermöbelt. Hatte wohl auch keine Argumente." Grinst er fies. "Naja. Ist ja wenigstens Mann gegen Mann... Außerdem hat Phillip es nicht anders verdient." Sage ich stur und recke ihm mein Kinn entgegen. "Los. Nehmt sie mit." Brüllt er die Männer an.

Mit roher Gewalt bringen die Typen uns eine Etage höher. Ich versuche so viel wie möglich aufzunehmen. Es ist ein Herrenhaus im typischen italienischen Stil. Viel Holz und Sandstein. Der Eingangsbereich, den wir von der Treppe aus betreten, ist schlicht gehalten. Die restlichen schweren Holztüren sind alle verschlossen. Mein Bruder öffnet eine Tür und ich höre bereits Papas Stimme. Er ist hier. Er ist tatsächlich in Italien. Ich versuche Mathilda noch näher an mich zu pressen. Ängstlich schaut sie mich an. Ich drücke sanft ihre Schulter. "Es wird alles gut. Dir wird nichts geschehen. Versprochen." Wispere ich und sie lächelt mir zu. Sie lächelt. So ein starkes Mädchen.

Unsanft wird Mathilda mir entzogen. Ich versuche sie bei mir zu halten, bekomme jedoch einen Ellbogen in die Rippe. "Uff." Stöhne ich. "Halt's Maul." Knurrt Enrique. "Da ist sie ja. Meine verlorene Tochter." Säuselt mein Vater und breitet einladend die Arme aus. Doch seine Augen funkeln vor Wut. Daher bleibe ich stumm und starre ihn an. "Wenn du meine Anrufe ignorierst, muss ich mir wohl meine Antworten anders besorgen." Sagt er monoton. Noch immer sage ich nichts. Ein weiterer Schlag auf die Rippe trifft mich unvorbereitet. Mathilda schreit auf. Doch ist deute ihr an, dass alles okay ist. "Was willst du?" Zische ich meinen Vater an und unterdrücke den Schmerz.

"Ich will Informationen." Knurrt er. Ich lache auf. "Ich habe keine." Sage ich trocken. "Und selbst wenn, würde ich sie dir nicht verraten." Antworte ich mit fester Stimme. Mein Vater springt von seinem Stuhl auf. "So sprichst du nicht mit mir!" Schreit er und sein Gesicht wird feuerrot. "Ich rede mit dir, wie du es verdient hast." Gebe ich murig zurück und klopfe mir innerlich auf die Schulter. Ich lasse es mir nicht mehr gefallen. Die Zeiten, dass sie mich beschimpfen und klein halten sind vorbei. Ich recke das Kinn noch ein bisschen mehr. "Die Mancini's waren vom ersten Tag mehr Familie, als ihr es je wart." Gebe ich mutig zurück und kassiere wieder einen Schlag von Enrique in den Magen. "Gut, dass du dort so gut gepolstert bist. Hälst ja einige aus." Witzelt mein Bruder an mein Ohr. "Arschloch." Fauche ich ihn an und bekomme den nächsten Schlag in den Unterleib. Ich will mich vor Schmerzen krümmen, aber Enrique greift fest in mein Haar und hält mich aufrecht. Mein Blick geht zu Mathilda, die mit einem Griff im Nacken festgehalten wird. "Lasst sie gehen. Sie hat damit nichts zu tun." Versuche ich es. Doch mein Vater lacht hohl auf. "Oh nein. Die kleine Göre brauchen wir noch." Erklärt mein Erzeuger und gibt dem Typen bei Mathilda ein Zeichen. Dieser zückt ein Messer und hält es ihr an die Kehle. Stumm kullern Tränen über Mathilda's Wangen. "Ich denke wir müssen dich nur motivieren, damit du plauderst." Erklärt mein Vater und hebt wieder die Hand. Das Messer bohrt sich leicht in Mathilda's Hals und Blut rinnt an ihrem Hals entlang. "Du Arsch. Vergreifst dich an kleinen Kindern." Schreie ich. "Na na na. Wer ist denn da so frech? Du bist ganz schön verzogen, seit du bei Mancini wohnst. Vorlaut und hurst herum." Säuselt mein Vater und kommt auf mich zu. Er greift grob nach meinem Kinn und sieht es zu sich heran, sodass sich unsere Nasen fast berühren. "Also. Spuck's aus. Was weißt du?" Wispert er leise.

Ich verfalle in ein lautes Gelächter. Ich kann nicht anders. Vielleicht ist es auch die pure Angst. "Dein ach so toller Plan ist nicht aufgegangen. Enzo wusste von Anfang an Bescheid. Er hat alle Unterlagen vor mir versteckt. Ich weiß nichts.... Gar... nichts." Sage ich und mein Lachen klingt hysterisch. Bäm. Jetzt ist es mein Vater der zuschlägt. "Du unnütze Göre. Nicht mal dafür bist du geeignet. Ich hätte dich gleich mit deiner Schlampe von Mutter umbringen sollen!" Schreit er nun so laut, dass ich zusammenzucke. Als die Worte in meinem Kopf ankommen, wird mir spei übel. Insgeheim wusste ich es, aber das zu hören, dass er meine Mutter auf dem Gewissen hat.... Mir dreht sich der Magen um und ich bin froh, dass ich so lange nichts mehr gegessen habe. Doch ich lasse nicht zu, dass er sieht wie sehr es mich erschüttert. Ich versuche meinen Gesichtsausdruck neutral zu lassen und halte dagegen. "Wenigstens musste sie dich dadurch nicht länger ertragen." Erwidere ich. "Bringt sie weg. Sonst vergesse ich mich." Brüllt mein Erzeuger und die Männer gehorchen sofort.

Der MafiaprinzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt