Lola
Na super. Luca ist unser Fahrer. Aber ich werde es schaffen, mich nicht von ihm auf die Palme bringen zu lassen. Ignorieren... genau. Ich werde ihn ignorieren. Bis wir die Kinder abgeliefert haben, klappt es auch gut. Aber dann muss ich gezwungenermaßen mit ihm reden und ihm den Weg zeigen. Aber auch das klappt mit wenigen Worten gut. Im Schreibwarengeschäft steht er an der Tür und wartet. Ich spüre seine Blicke auf mir und sie brennen sich regelrecht ein. Oder mir ist einfach nur heiß. Gentlemanlike trägt er sogar die Tüten. Wao. Er kann auch nett sein.
Da ich noch kurz für mich zur Drogerie muss, will ich ihm wieder den Weg lotsen. Doch er biegt in die entgegengesetzte Richtung ab und bleibt schließlich an einem Café stehen. Nein bitte nicht. Ich hasse es öffentlich was zu Essen oder zu Trinken.
Anscheinend merkt er mein zögern und hält mir tatsächlich die Tür auf. Und nicht nur das, er versucht sich sogar an spanisch. Irgendwie ja süß. Verdammt. Lola. Du darfst nicht einknicken. Doch ich lasse mich doch breitschlagen und setze mich mit ihm ins Café. Natürlich sucht er einen Platz draußen, wo wir wie auf dem Präsentierteller sitzen. Mir ist es so unangenehm und fühle mich von allen beobachtet. Als der Kellner kommt, habe ich das Gefühl er sieht mich auch von oben bis unten an. Aus dem Zwang raus bestelle ich mir einen Cappuccino. Luca nimmt natürlich gleich zwei Croissants und einen doppelten Espresso. Während wir warten, schaue ich immer wieder die Umgebung an, ob uns jemand beobachtet. Doch keiner schaut zu uns. Alle laufen eilig die Straße entlang. Immer wieder versucht Luca sich zu entschuldigen. Aber ich weiß nicht, ob ich es kann, gestehe ich ihm.
Nachdem der Keller unsere Bestellung gebracht hat, verfallen wir wieder ins Schweigen. Ich traue mich nicht mal einen Schluck zu nehmen. Als Luca mir dann auch noch ein Stückchen Croissants vor den Mund hält, kann ich nicht anders.
"Frieden? Es ist nicht vergiftet. Du kannst es ruhig nehmen." Lacht er blöde und zwinkert noch. Meint er, nur weil er nett ist, falle ich ihm regelrecht um den Hals? In mir brodelt es und ich kann nicht anders. Mit Schwung stehe ich auf, sodass mein dicker Hintern natürlich am Stuhl hängen bleibt und er verdächtig wackelt. "Was soll das Luca? Willst du mich hier vor allen vorführen? Die Dicke, die sich mit Croissants vollstopft?" Motze ich ihn an. Er zuckt erschrocken zusammen. "Ich... Lola... Ich will dich nicht vorführen. Warum auch... Ich will einfach nur Zeit mit dir verbringen..." Stammel er verlegen und sieht wahrscheinlich in dem Moment meine Tränen. Scheiße. Ich will einfach nur weg hier.
Betreten schaue ich auf den Boden. "Können wir jetzt bitte fahren?" Frage ich daher vorsichtig. Ohne weiter nachzufragen, steht er auf und legt Geld unter den Teller. Zum Glück lässt er mich in die Drogerie alleine gehen. Es wäre der nächste Tiefpunkt gewesen, wenn er mir beim Tampons shoppen zugeschaut hätte.
Der Weg nach Hause kommt mir heute zehn Mal länger vor. Doch endlich Zuhause angekommen, stürme ich regelrecht in mein Zimmer. Kaum das die Tür im Schloss ist, laufen mir Tränen die Wangen hinunter. Scheiße. Warum kann er nicht einfach wieder nach New York verschwinden. Es war vorher so schön hier.
Wie aufs Stichwort klingelt mein Handy. Papa...
*Gibt es Neuigkeiten? Antworte endlich.*
Doch auch wie jede andere Nachricht und Anruf ignoriere ich diese. Er interessiert sich gar nicht für mich, er denkt nur ans Geschäft.
Rückblick
"Lola.. in mein Büro. Sofort." Höre ich Papa durchs Haus brüllen. Verdammt. Was habe ich jetzt wieder gemacht? Im Büro angekommen, bleibe ich vor dem Schreibtisch stehen. Mein Vater legt großen Wert drauf, dass alle vor ihm zu Kreuze kriechen. Daher gibt es bis auf seinen Stuhl keinen weiteren in seinem Büro. Dauert die Besprechung noch so lange, seine Leute und auch die Familie müssen vor ihm stehen bleiben. "Na endlich. Hast du deinen dicken Hintern endlich hier hin bequemt." Faucht er mich an. Da er eh keine Antwort erwartet, bleibe ich einfach still. "Ich habe eine gute Nachricht für dich. Endlich bist zu was nützlich!" Grinst er diabolisch. "Du wolltest doch immer ins Ausland. Ab nächste Woche gehst du als Au-Pair nach Italien." Sagt er und schnalzt triumphierend mit der Zunge. Es stimmt. Ich bitte schon länger darum, ein Auslandsjahr einzulegen, damit ich aus dieser Hölle entkomme. Doch verwundert es mich jetzt doch sehr. "Du gehst als Au-Pair zur Familie Mancini. Das ist der Padre. Dort wirst du ihr Vertrauen erschleichen und mir wichtige Informationen bringen. Haben wir uns verstanden?" Sagt er in seinem kalten Ton. Natürlich. Darum geht es ihm. Es hätte mich auch gewundert, wenn er es mir zu liebe eingefädelt hätte. Doch egal warum. Hauptsache weg. Wenn ich Papa Informationen bringen muss, um hier weg zu kommen, ist es halt so. Ich kenne die Leute nicht und wenn sie mein Ticket aus der Hölle sind, ist es halt so.
Rückblick Ende.
Doch es kam alles ganz anders. Die Familie Mancini und auch alle anderen hier sind so nett, dass ich einen Teufel tun werde, sie auszuspionieren. Sofort am ersten Tag haben sie mich mit offenen Armen empfangen. Ich weiß, es ist ein gefährliches Spiel, denn irgendwann wird meinem Vater der Geduldsfaden reißen. Ich mag mir gar nicht ausmalen, was dann passiert. Aber hier in Italien fühle ich mich wohl und willkommen. Naja, zumindest bis zu dem Zeitpunkt als Luca kam. Was soll ich bloß tun? Zurück nach Spanien kann ich nicht. Will ich auch nicht. Mein Plan war es, nach dem Jahr hier unter zu tauchen. Ich wollte all mein Geld sparen, was ich hier bekomme, und irgendwo ein neues Leben beginnen. Ohne die Schläge und Beschimpfungen meiner Familie. Ja Familie. Denn meine Brüder sind wie mein Vater. Auch sie haben mich immer wie Dreck behandelt. Keiner von ihnen hat mir je geholfen oder mir mal was Nettes gesagt. Seit meine Mutter verschwunden ist, war ich auf mich allein gestellt. Da war ich 10 Jahre alt. Dann hatte ich nur noch unsere Köchin. Aber die war nur nett zu mir, weil sie dafür bezahlt wurde. Das hat sie damals dem Hausmädchen erzählt und da ist eine Welt für mich zusammen gebrochen. So musste ich schmerzhaft lernen, dass alle nur nett zu einem sind, weil es Vorteile für sie bringt.
Tja, kein Wunder also, dass aus mir eine pummelige, schüchtern Frau ohne jeglichem Selbstbewusstsein geworden ist.
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Der Mafiaprinz
NezařaditelnéDie 2. Generation Luca ist der Sohn des Mafiaboss Leonardo Mancini. Er ist wild, aufmüpfig und verdammt selbstbewusst. Von Verantwortung hält er nichts und will nur seinen Spaß. Doch als er zu seinem Onkel dem Padre nach Italien geschickt wird, änd...