Teil 76

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Lola

Nachdem ich mich von Luca und seiner Familie weg geschlichen habe, schließe ich mich in mein Zimmer ein. Ich will niemanden sehen. Mir ist richtig elend zu Mute. Diese tolle Familie zusammen zu sehen, bricht mir das Herz. Denn, dass Luca wegen mir verletzt wurde, kann ich kaum ertragen. Und dann noch die Schuldgefühle. Ich habe einen Menschen umgebracht. Klar, Enzo sagt es war Notwehr und der Typ hat es nicht anders verdient, aber er war trotzdem ein Mensch.

Heulend kuschel ich mich ins Bett und ziehe mir die Decke über den Kopf. Ich weiß, dass ich hier nicht ewig liegen kann, aber im Moment kann ich nicht anders. Meine Gedanken springen immer wieder zur Scheune. Dann der Augenblick, wo Luca angeschossen wurde. Es ist alles meine Schuld. Ohne mich wären sie alle in Sicherheit. Jetzt muss Claire Angst um ihre Kinder haben. Daher fasse ich einen Entschluss. Es muss ein Ende haben und wenn es bedeutet, dass mein Bruder mich in die Hände bekommt, dann ist es so. Ich beschließe ein wenig zu schlafen und mich morgen früh aus dem Haus zu schleichen. Irgendwie wird mein Bruder mich finden und die Kids und Luca sind wieder in Sicherheit.

Mein Wecker klingelt, als es noch dunkel ist. Schnell schlüpfe ich in eine schwarze Jeans und schwarzem Hoodie. Meine neue Waffe, die in meiner Schublade liegt, stecke ich ebenfalls ein. Auf leisen Sohlen schleiche ich mich die Treppe runter. An der Tür angekommen öffne ich diese leise. Gerade als ich herausschlüpfen will, spüre ich eine Bewegung hinter mir. "Was genau wird das hier?" Höre ich Enzo mit tiefer Stimme. Ich schlucke hart und drehe mich ertappt um. Vor mir steht nicht nur Enzo, sondern auch sein Bruder. Luca's Vater. Beide im Sportdress. Scheiße. "Ich. Ähm. Ich konnte nicht schlafen und wollte an die frische Luft." Lüge ich und wahrscheinlich verdammt schlecht. Leonardo geht auf mich zu. Er steht nun dicht vor mir und schaut mich ziemlich wütend an. Geschmeidig greift er um mich und holt meine Waffe aus dem Hosenbund. Doppelt scheiße. "Mit Waffe?" Fragt er und hebt seine Augenbrauen. "In mein Büro." Knurrt Enzo wütend. Mit gesenkten Blick folge ich den beiden. Hinter mir schließt Enzo die Tür und deutet mir an, mich zu setzen.

Einige Zeit mustern die beiden mich und tauschen Blicke aus. Verdammt, sind die beiden angsteinflößend. Ich knibbel nervös an meinem Daumen und vermeide jeglichen Blickkontakt. "Also. Sagst du uns wo du mit deiner Waffe hin wolltest?" Fragt Enzo und er klingt nun nicht mehr ganz so wütend. Nervös knabbere ich an meiner Unterlippe, wenn ich ihnen die Wahrheit sage, sind sie sicher dagegen. "Ich wollte zum Schießstand. Das hilft mir den Kopf frei zu bekommen." Erkläre ich verlegen und schaue unsicher auf den Boden. Bitte schluckt meine Ausrede. "Du kannst schießen?" Fragt Luca's Dad. "Ja. Luca gibt ihr Unterricht. Sie ist ein Naturtalent." Prahlt Enzo. Kann es noch unangenehmer werden? "Na dann.  Lass ich mein Training im Gym sausen und gehe mit meiner Schwiegertochter schießen." Erklärt Leonardo in einem so bestimmenden Ton, dass ich mich nicht traue zu widersprechen.

Also gehe ich in der morgendlichen Dämmerung mit Luca's Vater schießen. Schwiegertochter. Der ist ja lustig. So weit sind wir noch lange nicht. In der Hütte angekommen sucht jeder sich einen Stand aus. "Ok. Kleine Challenge. Wer näher am Herz ist, darf dem anderen eine Frage stellen. So lernen wir uns gleich kennen." Schlägt der große Mafia Boss aus New York vor. Sehr witzig. Doch sein Blick erlaubt kein nein. Also stimme ich wieder zu. Ich konzentriere mich, mache alles genau so, wie Luca es mir beigebracht hat und schieße. Ich glaube ich träume. "Volltreffer." Jubel ich. Leonardo kommt hinter der Trennwand hervor und begutachtet meinen Schuss. "Sehr gut. Dann deine erste Frage." Sagt er beeindruckt. Scheiße. Was soll oder darf ich einem gefährlichen Typen denn fragen? Einige Augenblicke überlege ich. "Dein erster Mord. Wie ging es dir danach?" Frage ich frei heraus, denn ich will wissen, ob er sich genauso schuldig gefühlt hat wie ich im Moment. Verwundert über meine Frage schaut er mich an. Ich denke schon jetzt kommt *das geht dich nichts an* aber dann antwortet er. "Ich war 15. Ein Drogendealer meinte mich von hinten angreifen zu müssen. Ich habe ihm das Messer abnehmen können und habe ihn erstochen. Es war Notwehr, trotzdem habe ich viele Nächte davon geträumt. Ich hatte Schuldgefühle." Erklärt er ruhig.

Genau wie bei mir. Still nicke ich. "Enzo hat gesagt, dass du jemanden ermordet hast." Fragt er mit sanfter Stimme. Wieder nicke ich. "In der Scheune. Drei Männer wollten mich.... Sie wollten mich vergewaltigen." Beginne ich und ich spüre die Tränen in meinen Augen. "Ich habe ihn mit dem Griff von meinem Kloeimer in den Hals gestochen. Er ist verblutet." Erkläre ich. Als ich aufblicke und Leonardo's Blick begegne, sehe ich sowas wie stolz aufblitzen. Väterlich legt er eine Hand auf meine Schulter. "Sehr gut gemacht. Wir sind stolz auf dich." Wao. Das hat mein Dad nie gesagt. "Na los. Ich will Revanche." Grinst er. Da meine Hände von den ganzen Emotionen zittern, verfehle ich das Ziel. "Also. Wo wolltest du wirklich eben hin?" Fragt Luca's Vater sofort. Mist. Ich habe es geahnt, dass sie mir nicht geglaubt haben. "Ich wollte zu meinem Bruder und es ein für alle mal zuende bringen." Sage ich dann mit fester Stimme. Wieder grinst er und seine Augen funkeln belustigt. "Ich glaube du bist genau die Richtige für meinen Sohn. Intelligent, stark, tapfer, willensstark und sehr hübsch." Erklärt er und mir fällt fast die Kinnlade herunter. Das sieht er in mir? Irgendwie gibt es mir Kraft. Daher drücke ich meinen Rücken durch, strecke mein Kinn vor und sehe ihm tapfer in die Augen. "Und egal was ihr sagt. Ich werde es durchziehen. Ich werde meinen Bruder umbringen, damit wir endlich Ruhe haben und die Kids in Sicherheit sind." Gebe ich ihm selbstsicher zu verstehen. "Ok." Antwortet er und ich blinzel verwirrt. "Ich helfe dir. Es wird nicht einfach Enzo und vor allem Luca zu überreden, aber ich glaube an dich. Du schaffst das." Erklärt er und zwinkert mir zu.

Der MafiaprinzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt