Teil 4

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Lola

Ich bin jetzt seit knapp zwei Monaten Au-Pair bei der Familie Mancini. Bis jetzt gefällt es mir großartig. Claire, die Mutter meiner vier Au-Pair Kids ist wirklich toll. Sie gibt mir viel Freiraum, sodass ich das Leben in Italien genießen kann. Ursprünglich komme ich aus einer kleinen Stadt in Spanien. Meine Familie ist super konservativ, sodass ich ohne meine großen Brüder nicht ausgehen durfte. Also habe ich auch null Erfahrung, was das Thema Jungs angeht. Aber selbst wenn ich die Chance gehabt hätte, so wie andere Mädels in meinem Alter Jungs kennenzulernen, mich hätte eh niemand gewollt. Mit meinen gerade mal 1,60 m bin ich ziemlich klein und naja, sagen wir mal auch etwas zu kurvig gebaut. Mein Vater ist sehr streng und als kleines Mädchen durfte ich nicht, wie meine Brüder, draußen spielen. Also war ich immer drin. Vor Langeweile habe ich unserer Köchin geholfen und von ihr habe ich das Kochen und Backen gelernt. Das zeigt sich auch an meiner Figur. Ich könnte jetzt sagen, ich stehe dazu und die Meinung der anderen Leute ist mir egal. Aber das ist es nicht. Ich schäme mich für meinen Körper.

Daher mache ich, seitdem ich hier bin, jeden Morgen ein Workout zu meiner Lieblingssängerin Taylor Swift. Die Mancini's haben zwar ein riesen Fitnessraum, aber da trainieren die Mitarbeiter von Signore Mancini. Die gucken dann nur blöd. Alle sehen aus, wie aus einem Modellkatalog. Gerade als ich meine morgendlichen Übungen beendet habe, höre ich ein lautes Gebrüll von unten.

"Wem gehört der Käfer? Ich muss los." Höre ich eine unbekannte männliche Stimme in italienisch mit Akzent fluchen. Mist. Gestern Abend ist es spät geworden und ich habe nicht drauf geachtet, wo ich parke. Schnell sprinte ich die Treppe hinunter und bleibe im Türrahmen stehen. Mich trifft der Schlag. Vor mir steht ein Bild von einem Mann. Groß, muskulös, dunkelblonde Haare, die leicht nach hinten gegeelt sind. Mein Blick wandert wie von selbst über seinen verdammt heißen Körper, der in einer Jeans und schwarzen engen Shirt steckt. Dazu trägt er eine schwarze Lederjacke und Sneakers. Hot hot hot. "Der Käfer. Wem gehört der?" Höre ich ihn nochmals fragen. Seinen leichten Akzent finde ich wirklich niedlich. Schnell unterbreche ich mein Gaffen und zwinge mich zu einer Äußerung. Mein Puls schlägt mir bis zum Hals als ich "Mir.... Sorry..." Stammel. Der Typ dreht sich flink zu mir um. Seine wunderschönen blauen Augen scannen mich und wie immer sehe ich die Gleiche angewiderte Reaktion. Noch total in seine ozeanblauen Augen versunken, starre ich ihn an. "Hallo.... Hopp Hopp... Los. Fahr deine Karre weg, ich muss los." Schnauzt er mich an. Meine Chefin Claire räuspert sich und schaut zwischen uns hin und her. "Luca, mach mal halblang. Das ist Lola unser Au-Pair. Lola das ist Luca unser Neffe aus New..." "Ja ja... Bla bla. Ich muss los. Mach mir jetzt Platz, ich darf nicht zu spät kommen." Unterricht er seine Tante unhöflich. Was für ein Arsch. Kurz fixiere ich ihn, um ihm zu zeigen, wie unhöflich er ist. Aber das prallt an diesem arroganten Typen einfach ab.

Um nicht noch mehr mit ihm aneinander zu rasseln, laufe ich zu meinem Käfer und fahre ihn zur Seite. Ohne sich zu bedanken oder zu verabschieden, steigt Luca geschmeidig auf sein Motorrad und braust davon. Und verdammt, sieht das verboten gut aus. Shit Lola. Was denkst du denn da? Der Typ ist zehn Nummern zu groß für mich. Ich weiß warum er hier ist. Claire und Signore Mancini haben sich über ihn unterhalten. Er hat wohl die Falsche flach gelegt und soll sie jetzt heiraten. Aber statt dazu zu stehen, lässt er Papilein die Suppe auslöffeln. Was für ein Feigling.

Ohne weiter über diesen arroganten, sexy Arsch nachzudenken, gehe ich zurück in die Küche. Claire lächelt mich entschuldigend an. "Er ist eigentlich nicht so. Enzo hat ihn nur ziemlich unter Druck gesetzt, dass er heute pünktlich sein muss." Erklärt sie. Ok, ist eine Entschuldigung aber kein Grund. Ein Bitte oder Danke hätte ja wohl noch drin gesessen.

Da ich schon mal hier in der Küche bin, bereite ich mir mein Müsli zu und frühstücke mit Claire und den Kids. Wie immer geht es laut und wild zu. Aber das liebe ich. Diese Familie ist so liebevoll und herzlich zu einander. Das bin ich von Zuhause nicht gewohnt. Da ging es immer nur ums Geschäft.

Nach dem Frühstück mache ich mich schnell fertig für den Tag. Erst jetzt fällt mir auf, dass ich noch mein Sportdress trage. Gott ist das peinlich. Auf den Weg ins Kinderzimmer klingelt mein Handy. Natürlich.... Papa wieder. Ständig ruft er an und will wissen wie es läuft. Doch ich ignoriere ihn und das schon seit Wochen. Kaum habe ich mein Handy wieder zurück in meine Hosentasche geschoben, ertönt das Zeichen für eine Nachricht.

*Wie läuft es. Antworte mir!*

Mehr schreibt er nie. Kein einziges nettes Wort. Doch auch die Nachricht ignoriere ich. Er kann mir hier nichts tun. Er ist hunderte Kilometer weit weg und er wird einen Teufel tun und einen Fuß auf italienischen Boden setzen.

Zurück bei den Kindern mache ich die Jüngste für den Tag fertig. Die anderen Kinder sind schon Älter und erledigen das alleine. Luna ist 4 Jahre alt und der reinste Sonnenschein. Mit ihr verbringe ich die meiste Zeit des Tages alleine, da die anderen bereits zur Schule gehen. Sie werden natürlich mit einem eigenen Fahrer dort hin gefahren und auch wieder abgeholt.

Remo ist der Fahrer der Kids und ein wirklich netter Kerl. Er ist in meinem Alter, also 19 Jahre. Mit ihm war ich gestern auch im Kino. Wir sind nur Freunde. Am Anfang war ich schon ein wenig verknallt, aber er steht auf blond und schlank. Das habe ich bereits an unserem ersten Abend im Club gecheckt. Aber freundschaftlich haben wir viel Spaß miteinander und unternehmen in unsere Freizeit viel.

Nachdem Luna sich ihr rosa Prinzessinkleid ausgesucht hat, starten wir in den Tag. Wir haben einen ziemlich geregelten Tagesablauf. Bei gutem Wetter verbringen wir den Vormittag draußen im Garten. Was heißt Garten. Es ist ein Park mit allem was das Herz begehrt. Von Rutsche, Schaukel, Trampolin und Sandkasten ist alles da. Sogar zwei Esel stehen auf dem Gelände im Stall. Diese gehören Rosa. Sie ist die Frau von Mario, einem Mitarbeiter und wirklich nett. Sie wohnen in einem kleinen Häuschen auf dem Grundstück und haben eine 8-jährige Tochter Valeria.

Nach dem Mittagessen macht Luna Mittagsschlaf. In der Zeit habe ich frei und lese meistens. Dann steht am Nachmittag malen, basteln oder auch Sport auf dem Programm.


Der MafiaprinzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt