Teil 37

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Luca

Die Fahrt im Hotel verbringe ich damit, über Lola und unseren Streit nachzudenken. Doch als ihre Antwort kommt, kann ich mich entspannen. Natürlich ist es für sie nicht ganz einfach. Es ist und bleibt ihre Familie. Auch wenn man sie so vielleicht nicht nennen sollte.

Ich fahre bei Enzo mit. Mario ist wie immer sein Fahrer. Er schaut immer wieder in den Rückspiegel und kann meine Anspannung erkennen. "Rosa, ist heute Abend bei ihr. Vielleicht kann sie mal mit ihr Reden." Erklärt er und ich finde, es ist eine gute Idee. Rosa arbeitet im Frauenhaus und kennt sich mit jegliche Form von Gewalt aus. Auch wenn Lola's Vater sie nie geschlagen hat, ist es psychische Gewalt, die mindestens genauso grauenhaft ist.

An dem kleinen Hotel am Meer kommen wir auf dem Parkplatz zum stehen. Vito geht zunächst alleine zur Rezeption und erkundigt sich, ob Lola's Bruder auf seinem Zimmer ist. Wie zu erwarten ist er unterwegs. Dann heißt es warten. Die drei Fahrzeuge verteilen sich in der Umgebung, sodass wir alle einen Blick auf den Eingangsbereich haben. Genervt über die Warterei trommel ich mit meinen Händen auf meinen Oberschenkeln. "Ganz ruhig. Er wird bald kommen und im Nu bist du wieder bei Lola." Grinst Enzo mich an. "Hoffen wir es." Antworte ich. "Also..
Seid ihr jetzt richtig zusammen?" Will Mario wissen. Mein Grinsen wird breiter. "Na das sagt doch schon alles. Unser kleiner Luca wird endlich erwachsen." Spottet Enzo, aber seine Sprüche sind mir egal. Denn ich war mir in meinem Leben noch nie so sicher, dass ich genau das will. Verdammt ja. Ich will sie sowas von. Bei meinen Gedanken muss ich nochmal grinsen. Weitere Stunden vergehen und es ist bereits dunkel.

"Er kommt." Hören wir Mick durch Funkgerät. Ok. Jetzt geht es los. Mit schusssicheren Westen und Waffen betreten wir die Lobby. Da der Concierge meinen Onkel sofort erkennt, gibt es keinerlei Diskussion und wir erhalten den gewünschten Zimmerschlüssel.

Die Hälfte von uns geht die Treppe hoch, Vito, Enzo und ich fahren mit dem Aufzug. An der Zimmertür treffen wir uns und mit ein paar Blicken von Enzo wissen alles Bescheid, was zu tun ist. Mick öffnet die Tür und sofort stürmen alle hinein. Es geht alles blitzschnell und so hat Phillip keine Chance. Mick hat den Typen im Nacken auf den Boden gedrückt. Er kniet vor uns und winselt wie ein kleines Baby. Fast schon zu einfach, denke ich mir. Aber wahrscheinlich hat er sich zu sicher gefühlt, dass seine Schwester nichts sagt.

Enzo deutet mir an, dass ich beginnen kann. Er lässt MIR wirklich den Vortritt. Dad hätte mich wahrscheinlich wieder aus dem Zimmer geschickt oder erst gar nicht mitgenommen. "Also.... Phillip.... " Beginne ich und trete in sein Blickfeld. Mick zieht seinen Kopf an den Haaren hoch, damit er mich ansehen muss. "Du willst dich also an kleinen Kindern vergreifen? Wie armselig muss man sein?" Knurre ich und schlage ihm mit der Faust ins Gesicht. Der Typ zischt leise, bleibt aber sonst still. "Was wollt ihr genau von Enzo?" Frage ich weiter. Jetzt beginnt der Typ zu lachen, was mich richtig wütend macht. Daher kassiert er den nächsten Schlag direkt auf die Nase und es knackt ganz fürchterlich. "Ups. Habe ich dir etwa wehgetan?" Grinse ich ihn an. Mit Blut verschmiertem Gesicht schaut er mich an. "Du hast ja keine Ahnung...." Funkelt er wütend und ich schlage sofort nochmals zu. Er spuckt mir das Blut direkt vor die Füße. "Du bist also der Typ, der Mitleid hat und über meine Schwester rutscht." Sagt er und lacht diabolisch auf. Seine Worte sind widerlich und meine Sicherungen brennen durch.

Ich greife den Typen am Kragen und ziehe in auf die Beine. Im nächsten Moment trifft meine Faust bereits seinen Magen. Wie ein Punchingball bearbeite ich seinen Körper. "Rede nie wieder so über Lola. Haben wir uns verstanden?" Brülle ich zwischen meinen Schlägen. Irgendwann legt Enzo eine Hand auf meine Schulter. "Ich denke er hat genug. Es wird als Zeichen für seinen Vater reichen." Erklärt er und beugt sich zu ihm runter. "Schöne Grüße an den Herrn Papa. Er soll die Finger von meiner Familie und meinen Geschäften lassen.... Oh und Lola werdet ihr nicht wieder sehen. Ihr armseligen Würstchen." Knurrt er dunkel. Doch der Typ hat anscheinend noch nicht genug. Er bäumt sich auf und versucht mit seinem demolierten Gesicht zu grinsen. "Ihr.... Habt... Ja... Keine... Ahnung." Keucht er und sackt zusammen.

"Abflug." Ruft Enzo. Mit gemischten Gefühlen verlasse ich das Hotel. "Ich habe ein ungutes Gefühl. Warum war er so siegessicher?" Frage ich im Auto. Mario und Enzo tauschen ebenfalls beunruhigte Blicke aus. "Los. Fahr, wir müssen nach Hause." Brüllt Enzo und greift zum Handy. Auch ich tue es ihm gleich. Doch weder ich noch Enzo kann jemanden erreichen. "So eine Scheiße. Die Jungs am Tor gehen auch nicht dran." Brüllt mein Onkel und rauft sich die Haare. Scheiße. Gar nicht gut. In einem Affenzahn fährt Mario durch die Stadt. Man merkt, dass er früher illegale Rennen gefahren ist.

Kaum sind wir am Tor, dreht sich mir der Magen um. Die Jungs sitzen oder liegen mitten vor dem Tor. Vito springt als erster aus dem Auto und ist bei den Jungs. Mick steigt ebenfalls aus. Meine Hand liegt auf meiner Waffe, als ich ebenfalls aussteige.

"Sie leben. Sind nur betäubt." Ruft Mick und wir atmen erleichtert aus. "Lola..." Geht mein Gedanke sofort weiter und auch Enzo und Mario werden nervös. Kaum stehen wir vor der Haustür, springen wir aus dem Auto. "Claire." Brüllt Enzo so laut, dass das ganze Haus wach wird. Enzo stürmt zunächst in die
Küche, ich laufe mit Mario ins Wohnzimmer. Rosa und Claire liegen schlafend auf dem Sofa... Oder sind sie auch betäubt? Mario versucht Rosa zu wecken, doch sie regt sich nicht. Enzo kommt zu uns und versucht es bei Claire. "Sie wurden ebenfalls betäubt." Folgert Mario. "Wo ist Lola?" Rufe ich und laufe in ihr Zimmer. Doch dort ist sie auch nicht. Mich beschleicht ein ungutes Gefühl. Sofort öffnet ich die gegenüberliegende Tür. Gott sei dank. Luna schläft tief und fest. Auch Riccardo und Louis liegen in ihrem Bett. Doch als ich die letzte Tür öffne, bleibt mein Herz stehen. "Enzo!" Brülle ich aus vollem Halse.

Der MafiaprinzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt