Der Mafiaprinz

Teil 9

Luca

Was ist mit mir los? Ganz bestimmt stehe ich nicht auf diese kurvige Zicke. Einerseits nervt mich diese spanische Babysitterin dermaßen, anderseits bringt sie mich dazu, sie aus der Fassung zu bringen. Ich habe genau gemerkt, wie sie auf mich reagiert hat. Es macht einfach Spaß, sie aus der Reserve zu locken. 

Doch für so einen Spaß habe ich keine Zeit. Denn der nächste Arbeitstag in der Lagerhalle wartet auf mich. Ich bin jetzt schon gespannt, was für *tolle* Aufgaben Filippo für mich parat hält. Ich habe bereits den Türknauf in der Hand, als Onkel Enzo mich ruft. Fuck. Habe ich wieder was verbockt? Genervt gehe ich seiner Stimme nach, die aus dem Büro kommt. Das Arbeitszimmer meines Onkels ist ähnlich wie das meines Vaters. Mittig im Raum steht ein riesiger Holzschreibtisch und zwei Besucherstühle davor. Die Wände sind bis auf die Regale, die voller Bücher und Ordner sehen, leer. Nur so ein schickes Sofa hat Dad nicht. Das könnte daran liegen, dass Claire Innenarchitektin ist und das Haus immer wieder umgestaltet.

"Was gibt es?" Frage ich Enzo. Er schaut von seinen Unterlagen auf. "Gut dass ich dich noch erwische... Wir haben heute einen großen Deal, da brauche ich jeden meiner Männer..." Beginnt er. "Super. Bin dabei. Was soll ich machen?" Frage ich begeistert. "Remo hat sich krank gemeldet, er hat wohl einen Magen Darm Infekt. Daher müsstest du bitte heute die Fahrten der Kinder übernehmen. Lola weiß Bescheid. Sie wird dich begleiten." Erklärt er. Natürlich... Als ob er mich bei einem Deal dabei haben will... Ich bin der Kutscher für die Kids. Und kein Wunder, dass Remo krank ist. Pah von wegen Magen Darm. Er war gestern Abend so stramm, dass ich ihn bis ins Bett schleifen musste. So ein looser, dass er sich heute krank meldet.

Mit knirschenden Zähnen nicke ich meinem Onkel zu. "Geht klar." Knurre ich genervt. Immerhin habe ich so noch Zeit für einen Kaffee. In der Küche ist bereits einiges los. Claire bereitet mal wieder die Pausenbrote vor, während Lolly die kleine Luna füttert. Als Luna mich sieht, wedelt sie aufgeregt mit ihren kleinen Händchen und schlägt dabei Lolly den Orangensaft aus der Hand. Dieser fliegt im hohen Bogen auf Lolly. Der Saft läuft über ihr üppiges Dekolleté und ihrem Shirt. Verdammt. Es sieht irgendwie heiß aus. Wieso schießen mir Fantasien in den Kopf, wie ich sie von der Flüssigkeit befreien könnte. Holy Shit. Reiß dich zusammen.

Ich werde mit einem lauten herzlichen Lachen aus meinen Gedanken gerissen. Statt sich zu ärgern, sitzt die Babysitterin bei Luna und beide haben riesen Spaß. Auch Claire steht bei ihnen und kann sich ein Lächeln nicht verkneifen. Der Anblick bringt auch mich zum schmunzeln.

Nachdem sich die beiden frisch gemacht haben, sitzen alle vier Kids im SUV. Lolly sitzt vorne bei mir und lotst mich durch die Stadt. Nachdem wir die drei an den Schulen abgesetzt haben, drehe ich mich zu Lolly. "Und wo geht es jetzt hin?" Frage ich sie etwas genervt. Denn diese Fahrerei durch den morgendlichen Berufsverkehr macht mich wahnsinnig. "Naja, da Luna und ich heute ausnahmsweise mit mussten, dachte ich, wir gehen ein wenig in den Park hier in der Nähe." Schlägt sie vor. Etwas irritiert schaue ich sie an. "Das ist okay, so ohne Bodyguard?" Erkundige ich mich. Lolly lächelt mich zuckersüß an. "Ich habe gesehen, dass du eine Pistole bei dir trägst, also wirst du heute auf uns aufpassen." Zwinkert sie mir keck zu. Wie kann man diesem Lächeln etwas abschlagen?

Kopfschüttelnd fahre ich zu dem nahegelegenen Park. Heute ist wirklich schönes Wetter. Wir suchen uns ein schattiges Plätzchen und setzen uns ins Gras. Claire hat auch für uns ein wenig Obst vorbereitet. Nachdem dies vollständig verputzt ist, erkunden wir den Spielplatz. Völlig entspannt und losgelöst verbringen wir den Vormittag mit Rutschen, Schaukeln und Klettern. Ich muss sagen, die Kleine stellt sich gar  nicht schlecht an... Also die beiden Kleinen.

Gerade als es sich Luna in einer Nestschaukel bequem gemacht hat, klingelt Lolly's Handy. Genervt schaut sie darauf und weist den Anruf ab. "Nerviger Verehrer?" Frage ich spontan. "Nein. Familie." Grummelt sie und es bilden sich tiefe Falten auf ihrer Stirn. "Du kannst ruhig ran gehen. Ich pass auf Luna auf." Schlage ich vor. "Wer sagt denn, dass ich da überhaupt dran gehen will?" Zickt sie mich an. Verwirrt über ihre Reaktion schaue ich sie an. Sie verdreht die Augen. "Ooooh. Bist du jetzt verletzt? Nur weil dir nicht jeder in den Arsch kriecht?" Stichelt sie und meine Verwirrung wird immer größer. Wer ruft sie bloß an, der ihr so die Stimmung versaut?

Mit dem Blick auf die Uhr beendet sie den Vormittag. "Lass uns nach Hause. Ich denke heute Nachmittag findet du den Weg alleine, oder?" Fragt sie und hebt Luna auf den Arm und ohne auf eine Antwort zu warten, geht die davon.

Während der Fahrt zum Anwesen versuche ich nochmals mit ihr ins Gespräch zu kommen. "Hey, ich wollte dich nicht verärgern. Wer verhagelt dir denn so die Laune?" Beginne ich und ernte ein abfälliges Schnauben. "Das geht dich einen Scheiß an." Faucht sie. "Scheiß an..." Hören wir Luna aus ihrem Kindersitz die Worte wiederholen. Während ich mir ein Grinsen verkneifen muss, tötet Lolly mich mit ihren Blicken.

Kaum steht das Auto auf dem Parkplatz, da springt Lolly aus dem Auto und reißt die Tür von der Rückbank auf. Mit Luna auf dem Arm stürmt sie rein. "Lolly, warte. Eure Tasche." Rufe ich ihr hinterher. Mit einem wütenden Blick über die Schulter schaut sie die Tasche und dann mich an. "Stell sie in den Flur." Sagt sie mit einem scharfen Ton.

Ich habe wirklich keine Ahnung, was in sie gefahren ist. Was habe ich bloß falsch gemacht? Eigentlich dachte ich, wir hätten viel Spaß zusammen gehabt. Aber das sieht sie wohl anders.

Ich folge ihr in die Küche. Sie kämpft gerade mit Luna, die nicht essen will. Ich kenne das von meiner kleinen Schwester und biete ihr an zu helfen. Zu meiner Überraschung lässt sie es zu. Nach einer zweiten Portion ist Luna fix und fertig und bereit für den Mittagsschlaf. Ausversehen habe ich sie laut *Lolly* genannt, was sie noch mehr ausflippen lässt. Mal wieder. Aber es macht einfach sie zu provozieren.

Da ich die Kids erst am Nachmittag abholen muss, nutze ich die Zeit, um an meinem Bike herum zu schrauben. Ich liebe es, mir dabei die Hände schmutzig zu machen.

Plötzlich schwingt die Haustür auf. "Was zur Hölle machst du da?" Blufft mich Lolly an. "Siehst du doch, mein Baby braucht eine Generalüberholung." Erkläre ich. Die kleine Babysitterin schnaubt verächtlich vor mir und wippt mit dem Fuß, während sie die Arme in die Hüften gestemmt hat. "Du müsstest schon längst die Kids abholen." Erklärt sie genervt. "Fuck." Rufe ich und mache meine Hände an einem Tuch sauber. Augenrollend läuft sie auf ihren Käfer zu und steigt ein. Ich sprinte zu ihr rüber. "Was zur Hölle wird das jetzt?" Äffe ich sie nach. "Ich hole die Kids ab. Sie warten nämlich schon." Ruft sie über das Knattern des Autos hinweg. Ohne zu überlegen, springe ich in ihr Cabrio. "Na aber nicht ohne Bodyguard." Grinse ich breit.