Teil 61

69 11 2
                                    

Luca

"Scheiße!" Aus dem Augenwinkel sehe ich nun das Auto, welches ich dachte erfolgreich angehängt zu haben. Mit wahnsinnigen Tempo rast es auf uns zu. Als das Fenster der Beifahrerseite geöffnet wird und zuerst ein Kopf, dann eine Hand herausgestreckt wird, schwant mir böses.

Wie ein Irrer treibe ich meine Maschine an. Ich muss Lola in Sicherheit bringen. Je schneller ich fahre umso schneller wird auch unser Verfolger. Es sind noch über 20 Kilometer bis nach Hause. Keine Ahnung, ob wir es schaffen. "Baby, kommst du an dein Handy?" Brülle ich über den Fahrtwind. "Ich probiere es." Ruft Lola tapfer und löst eine Hand von meinem Bauch. Fuck. Hoffentlich geht das gut, denn langsamer darf ich nicht werden. Wieder fallen Schüsse, aber im Moment ist der Abstand noch zu groß, dass die Kugeln uns verfehlen. "Ich hab's." Schreit Lola. "Ruf Enzo...." Sage ich, da höre ich schon Lola. "Enzo. Hilfe. Wir werden verfolgt....sind auf der Landstraße zurück zur Stadt.... Orte mein Handy...." Schreit sie durch ihren Helm ins Telefon. Wir können nicht hören, was Enzo antwortet. Nur hoffen, dass er es verstanden hat. Dann die nächsten Schüsse, Lola zuckt zusammen... Fuck. Das Handy fällt ihr aus der Hand und zerspringt in tausend Teile. Kurz davon abgelenkt, gebe ich den Verfolgern die Chance aufzuholen. Meine Gedanken rattern, wie ich sie abschütteln kann. Plötzlich zieht Lola meine Jacke hoch und nimmt meine Waffe, die ich dort bei mir trage. Ehe ich überhaupt begreifen kann, dreht sie sich auf der Maschine halb um und schießt. Meine Süße schießt. Immer wieder gibt sie Schüsse an, die zwar das Ziel verfehlen, aber zumindest den Verfolger zum Bremsen bringen. Als das Magazin leer ist, dreht Lola sich wieder zurück. "Scheiße. Nicht getroffen. Hast du noch Munition dabei?" Fragt sie, doch ich schüttel den Kopf. Damit konnte niemand rechnen. Doch als ich mich das nächste Mal umsehe, erkenne ich weit entfernt , dass die Verfolger sich zurückfallen lassen haben. Warum auch immer. Vielleicht hat meine Süße doch getroffen. "Halt dich fest." Weise ich sie an und gebe nochmals Gas. Meine Maschine ist wirklich am Limit, aber wir haben eine gute Chance es zu packen.

In der Stadt angekommen, fahre ich einige Schleichwege. Ich habe Sorge, dass sie uns auf dem Weg zur Villa abpassen, daher halte ich am Frauenhaus. Dort können wir Enzo anrufen und so lange warten. Da es von außen ein unscheinbares Mehrfamilien ist, schaut Lola skeptisch, als ich sie hinter mir her ziehe. Sofort Klingel ich Sturm und kurze Zeit später öffnet Franci die Tür. "Hey....was macht ihr denn hier?" Begrüßt er uns. "Wir werden verfolgt, können wir hier warten?" Frage ich noch immer völlig unter Adrenalin. Solche Situationen hatte ich in New York schon öfter. Aber jetzt, war alles anders. Ich hatte Lola dabei. Ihr darf nichts passieren.

Wir setzen uns in der Wohnküche an den Tisch und Franci gibt Lola erstmal ein Glas Wasser. Sie ist kreidebleich und Angstschweiß steht ihr auf der Stirn. "Süße. Alles gut. Wir sind hier in Sicherheit." Beruhige ich sie. Da Enzo und ein paar Männer bereits unterwegs waren, sind sie schnell bei uns.

"Konntet ihr jemanden erkennen?" Ist natürlich das, was Enzo interessiert. Natürlich will ich auch wissen, wer es war, aber wichtiger ist, dass Lola in Sicherheit ist. "Nein. Aber es waren mindestens zwei. Ein Fahrer und ein Schütze." Erklären wir. Als ich dann den Hergang genau schildere und von Lola's Schüssen erzähle, fallen Franci, Vito, Mick und Enzo fast die Augen aus. Stolz erzähle ich, wie sie meine gesamte Munition verballert hat. "Ich schau mal, ob wir irgendwelche Überwachungsvideos bekommen. Wisst ihr, seid wann die euch verfolgt haben?" Will Mick wissen. "Keine Ahnung. Aufgefallen sind sie mir etwa 5 Kilometer vor Trabia." Informiere ich ihn. Er nickt und ist direkt am Handy.
Lola sitzt noch immer blass wie die Wand am Tisch und starrt in ihr Wasserglas. Ich hocke mich neben sie und lege eine Hand auf ihren Oberschenkel. Kurz zuckt sie zusammen, dann schaut sie mich an. "Hey Baby. Alles gut. Wir sind in Sicherheit." Versuche ich sie erneut zu beruhigen. "Du warst echt toll da draußen. Eine echte Mafia Principessa. Ich bin so stolz auf dich." Sage ich leise und streichel ihren Oberschenkel. Lola's Augen leuchten sofort auf und sie lächelt schwach.

"Ich habe ein Bild." Kommt Mick zum Tisch gestürmt und legt uns das Handy vor. "Ja .. das ist der Wagen." Bestätige ich. "Phillip." Flüstert Lola neben mir. Sie beginnt panisch zu atmen. Schnell ziehe ich sie in meine Arme. "Shht. Es ist alles gut. Er wird dir nichts tun. Ich bin bei dir." Beruhige ich sie weiter und ich spüre Tränen durch mein T-Shirt sickern. Lola ist fix und fertig und weint. "Wahrscheinlich lässt das Adrenalin nach und sie realisiert gerade die ganze Situation." Erklärt Franci. Ich nicke ihm zustimmend zu, während Lola ihr Gesicht gegen meine Brust drückt. "Komm. Wir fahren nach Hause. Deine Maschine bleibt erstmal hier stehen." Sagt Enzo bestimmend. Ich hatte auch nicht vor, Lola alleine im Auto fahren zu lassen. In dieser Situation geht meine Süße eindeutig vor.

Mit einigen Umwegen buxiert Mario uns in Enzo's Auto nach Hause. Lola liegt eingekuschelt in meinem Arm. Sie atmet ruhig, aber ich spüre, wie es in ihrem Kopf arbeitet. "Hey. Keine Sorge. Wir kriegen ihn noch." Flüstere ich und küsse ihren Scheitel. "Ich will das er stirbt. Damit ich endlich ohne Angst leben kann." Kommt es aus Lola so kalt, dass mir kurz der Atem stockt. Auch Enzo, der ausnahmsweise vorne bei Mario sitzt, um uns ein bisschen Privatsphäre zu geben, schaut sich verdutzt um. Ich zucke nur mit den Schultern, denn ich kann ihre Reaktion verstehen.

Auf dem Grundstück angekommen, springt Lola aus dem Auto und rennt ins Haus. "Kümmere dich gut um sie, ich denke sie hat einen Schock." Erklärt Enzo mir. "Was anderes hatte ich auch nicht vor." Sage ich schnell und folge Lola in ihr Zimmer.

Doch dort ist sie nicht. Verwirrt schaue ich mich um. Dann geht das Wasser in der Dusche an. Ohne lange zu überlegen, gehe ich hinterher. Lola steht in voller Kleidung unter der Dusche und weint. Sie weint so schmerzvoll, dass es mich selbst zerreißt. Sofort trete ich ebenfalls in Klamotten in die Duschkabine und ziehe sie in meine Arme.

Der MafiaprinzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt