Teil 32

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Lola

Was ein Abend. Wir haben uns geküsst. Mehrfach und wahnsinnig intensiv. Ich habe gespürt, dass er sich zurück genommen hat. Auch wenn er mir versprochen hat, dass er sich zurückhalten kann, kann ich es noch nicht glauben. Was, wenn so eine Blondine kommt, um ihm ein eindeutiges Angebot zu machen?

All die schönen Sachen, die er mir gesagt hat, klingen noch in meinem Ohr, als ich im Bett liege. Nachdem Claire und Enzo uns erwischt haben, wollte ich lieber Schluss für heute machen. Außerdem ist morgen wieder Alltag. Tja. Und dann bleibt es abzuwarten, wie Luca morgen früh reagiert. Wird er wieder auf Distanz gehen oder wird er mich vielleicht nochmals küssen? Ganz sicher nicht vor den anderen. Vielleicht bin ich sein kleines Geheimnis.... Oder er will einfach nur sehen, wie lange es dauert, bis er mich rum bekommt. Hunderte Szenarien spiele ich in meinem Kopf ab. Aber ich komme zu keinem Ergebnis. Mein Kopf warnt mich und mein Herz springt mir vor Freude aus der Brust.

Irgendwann bin ich dann doch eingeschlafen, als mich mein Handy aus dem Schlaf holt. Verschlafen und durch den Wind gehe ich dran. Was sich als schlimmster Fehler rausstellt. "Hallo?" Nuschel ich verschlafen. "Ah... na endlich erreiche ich dich. Dachte schon, du hättest dich an der ganzen Pasta überfressen." Ertönt die tiefe angsteinflößende Stimme meines Vaters. Sofort bin ich hell wach und richte mich im Bett auf.

"Papa...." Stoße ich erschrocken hervor. "Glaubst du wirklich, du kannst dir in Italien ein schönes Leben machen und deine Aufgaben vergessen?" Knurrt er wütend. Ich weiß überhaupt nicht, wie ich reagieren soll. Ich spüre, wie ich am ganzen Körper zittere. "Und. Was hast du rausgefunden?" Fragt er und mein Herz bleibt stehen. "Noch... Noch gar nichts. Ich darf nicht mal in die Nähe des Büros." Lüge ich. Mein Vater schnaubt wütend. "Du bist auch zu nichts zu gebrauchen, du undankbare Göre. Dann muss ich dich wohl motivieren. Ende der Woche will ich detaillierte Informationen zu bevorstehenden Deals, ansonsten wird die kleine Mathilda urplötzlich aus der Schule verschwinden. Haben wir uns verstanden?" Brüllt er die letzten Worte, sodass ich zusammen zucke. Scheiße scheiße scheiße. Das kann er nicht machen. Aber klar, darum ist mein Bruder hier. Verdammt. "Ob wir uns verstanden haben?" Brüllt er noch lauter und wütender. "Ja." Antworte ich kleinlaut und schon hat er aufgelegt.

Dann kann ich nicht mehr. Ich breche zusammen und kann überhaupt nicht aufhören zu weinen. Meine Verzweiflung bringt mich um den Verstand. Was mach ich denn bloß? Keine Ahnung wie lange ich vor mich hin schlurze.

Plötzlich klopft es an der Tür. "Lola... Ist alles Okay?" Höre ich Luca. Seine Stimme klingt so besorgt. Was mach ich jetzt nur? "Baby? Alles in Ordnung? Geht es dir gut?" Fragt er weiter. Mein Kloß im Hals lässt mich nicht antworten. Als sich dann leise die Tür öffnet, bleibt mein Herz stehen. Oberkörperfrei und mit kurzen Shorts bekleidet steht Luca vor mir. Nur der Mond und mein Handydisplay beleuchtet den Raum, doch anscheinend reicht es aus, um mein verheultes Gesicht zu sehen. "Baby. Was ist passiert?" Fragt Luca und hockt sich vor mich hin. Ich bekomme Panik und atme schwer. Das Gefühl der Hilflosigkeit macht mich fertig. Luca nimmt mir das Handy aus der Hand, um meine Hand zu streicheln, als es eine neue Nachricht ankündigt. Ein Foto ploppt auf. Mathilda, wie sie mit ihren Freundinnen auf dem Pausenhof spielt. Scheiße. Erschrocken zucke ich zusammen und versuche es schnell weg zu wischen, doch es ist zu spät. Er hat es gesehen. "Lola... Warum schickt dir jemand ein Foto von Matilda?" Will Luca zu Recht wissen. Ich starre vor mich hin und suche nach einer plausiblen Antwort. Doch mir fällt nichts ein.

Luca setzt sich neben mich auf mein Bett und zieht mich in seine Arme. In jeder anderen Situation würde ich durchdrehen, wenn er mir so nahe wäre. "Erklär es mir. Ich werde dir helfen." Sagt er leise. Also ahnt er was. Er ist nicht blöd und wahrscheinlich sind es normale Mafiavorgehensweisen jemanden damit zu erpressen. Ob er auch sowas macht? Oder sein Vater? Oder Enzo? Meine Gedanken drehen sich.

"Ich... Ich soll Informationen aus dem Büro deines Onkels sammeln.... Sonst.. sonst entführt er Mathilda." Stammel ich. Luca atmet tief durch. "Habe ich mir fast gedacht. Haben die dich nur über Handy kontaktiert?" Will er wissen. Scheiße. Ich will ihn nicht anlügen. "Ich... Luca. Es tut mir so leid. Ich wollte das nicht. Es war meine einzige Chance da raus." Fasel ich schnell und Luca sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Wo raus?" Fragt er verwirrt. Ich schlucke hart. Keine Ahnung wie er darauf reagieren wird. "Ich bin nur hier, weil ich Informationen sammeln soll. Aber ich schwöre. Ich habe nichts weitergegeben, darum droht er mir mit Mathilda's Entführung." Erkläre ich. "Wer ist er?" Knurrt Luca ärgerlich. Natürlich ist er sauer. Ich weiche seinem Blick aus. Wie wird er reagieren? Werden sie mich rauswerfen? Oder, oh Gott. Werden sie mich töten? Wahrscheinlich. Das ist es, was man mit Verrätern macht.

"Baby. Bitte. Sag es mir. Ich werde mich darum kümmern und sie ausschalten." Fordert Luca energisch. Er hält mich an meinen Schultern fest und sieht mir entschlossen in die Augen. "Meine... Meine Familie. Mein Vater und meine Brüder..." Stammel ich. Luca knurrt auf. "Wie heißen sie?" Will er wissen und sein Ton ist alles andere als freundlich. "Sanchez. Ich heiße Lola Sanchez, Tochter von Alfonso Sanchez, Kopf der spanischen..." "Der spanischen Mafia." Vollendet er meinen Satz und rauft sich die Haare. "Fuck. Baby. Warum hast du nichts gesagt?" Flüstert er. Und sein Ton ist ruhig und angsteinflößend. Ist es ein gutes Zeichen, dass er mich noch Baby nennt? "Was mache ich denn jetzt? Mein Bruder ist bereits hier. Er hat mich verfolgt. Sie machen keine leeren Drohungen." Frage ich verzweifelt und weitere Tränen der Angst rinnen mir die Wange hinunter. Sofort zieht Luca mich wieder in eine feste Umarmung. "Wir werden uns was überlegen." Erklärt er mit fester Stimme. WIR, er sagt wirklich wir. Ich schaue ihm sprachlos in die Augen. "Ja. Ich werde dir helfen, aber dann will ich auch alles wissen." Fordert er und ich kann ihn verstehen. Daher nicke ich zustimmend.

Der MafiaprinzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt