Teil 33

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Luca

Na das sind mal News. Meine Lola ist eine Mafiaprinzessin. Wer hätte das gedacht? Im Moment weiß ich noch nicht, wie ich mit der Information umgehen soll. Aber ich werde sie nicht einfach hängen lassen. Erstmal möchte ich die genauen Hintergründe kennen.

Ich spüre, wie Lola neben mir zittert. Darum werde ich jetzt mutig und ziehe sie auf ihr Kissen, nehme sie in den Arm und decke sie zu. Kurz versteift sich Lola, doch als ich ihr beruhigend übers Haar streichel, atmet sie ihre angehaltene Luft aus. "So ist gut. Entspann dich und wenn du soweit bist, fang einfach an. Ich bin da und höre dir zu." Flüstert ich und küsst ihren Kopf. Es vergehen einige Minuten, die die Spannung weiter in die Höhe treibt, aber ich lasse ihr Zeit.

"Mein Vater wollte mich nie..." Beginnt sie und alleine den Satz aus ihrem Mund zu hören, macht mich wütend. Doch ich lasse sie weiter in ihrem Tempo erzählen. "Er wollte nur Jungs. Starke Nachfolger. Ich bin die jüngste und somit ein Fehltritt. Wenn ich mich recht erinnere, hat er das meine Mutter immer spüren lassen. Und eines Tages.... War meine Mutter verschwunden. Ich war gerade mal 10 Jahre alt. Es hieß, dass sie ihn verlassen hat. Aber.... Einen Alfonso Sanchez verlässt man nicht. Nach einigen Jahren habe ich es begriffen. Ich glaube, er hat meine Mutter umgebracht." Erzählt sie weiter und ich spüre, wie Tränen auf meinen Oberkörper tropfen. "Meine drei Brüder sind wie mein Vater. Kalt und herzlos. Sie mussten immer auf mich aufpassen, dass mir keiner zu Nahe kommt. Das haben sie gehasst. Ich war ihnen lästig."  Fährt sie fort und mein Brustkorb zieht sich zusammen. Ich habe auch eine Schwester. Klar sie nervt manchmal, aber ich liebe sie über alles. Wie kann man nur so sein?

Es dauert einige Zeit, bis Lola weiter erzählt. "Ich wurde, bis auf die Schule, Zuhause eingesperrt. Ich durfte nicht raus. Daher habe ich mich an unsere Haushälterin geheftet. Sie war ein Mutterersatz. Von ihr habe ich das Kochen und Backen gelernt. Doch als ich eines Tages eher aus der Schule kam, habe ich sie gehört. Sie hat mit anderen Angestellten über mich her gezogen. Wie dumm und hässlich ich sei. Und nur weil mein Vater ihr extra Geld gibt, hält sie es überhaupt mit mir aus." Schnieft sie. Fassungslos liegt ich neben ihr und mein Herz zerbricht bei jedem Wort ein Stück mehr. Tief durchatmend erzählt Lola weiter. "Ab dem Tag habe ich mich in mein Zimmer verschanzt und alles in mich rein gefressen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Nicht nur das Essen, sondern auch meine Gefühle. Wen hatte ich schon. Die, die sich mit mir abgaben waren bezahlt, wie unsere Haushälterin oder es wurde ihnen befohlen wie meinen Brüdern. Als ich dann immer pummeliger wurde, kamen die Sprüche meiner Brüder, meines Vaters und meiner Mitschüler und Mitschülerinnen. Mein Vater hat sich bei jedem Essen beschwert, dass ich zu viel Geld koste, da ich so viel Fresse. Meine Brüder haben eher meine Figur belächelt. *Wenn du meine Stoßdämpfer mit deinem Gewicht kaputt machst, läufst du.* Und noch viele andere Gemeinheiten." Erzählt sie so ruhig, als wenn es eine Einkaufsliste ist, die sie runter betet. Lola hat sich verschlossen und lässt gerade nichts an sich ran.

Besorgt drehe ich uns so, dass wir uns in die Augen sehen können. Wir sind uns so nah, dass sich unsere Knie berühren. Zärtlich streiche ich ihre Haarsträhne hinters Ohr. "Es tut mir so leid, was du durchgemacht hast." Flüstere ich. "Deine Familie sollte sich schämen. Wenn ich je einen von ihnen in die Finger bekomme, dann.." knurre ich und Lola fängt an zu lachen. "Du bist süß, wenn du wütend bist." Wispert sie noch immer lächelnd und mein Herz geht auf. All der Schmerz von eben ist verschwunden. Zurück bleibt Liebe. Ja Liebe. Ich liebe Lola. Das wird mir gerade klar. Und ich werde sie auf keinen Fall damit alleine lassen. Ich bleibe an ihrer Seite.

Eigentlich wollte ich sie nicht drängen, aber mir brennt eine Sache unter den Fingernägeln. "Wie bist du dann hier gelandet?" Platzt es schließlich aus mir heraus. Lola atmet wieder tief ein. "Ich wollte von Zuhause weg. Es war mir jedes Mittel Recht. Und ich habe meinem Vater mit Au-Pair Projekten, Work and travel und so weiter in den Ohren gelegen. Ich habe sogar so argumentiert, dass wenn er mich gehen lässt, er nicht mehr für mich zahlen muss. Aber er hat sich dagegen gesträubt. Eines Tages rief er mich in sein Büro, teilte mir mit, dass ich eine Au-Pair Stelle in Italien hätte. Ich war völlig aus dem Häuschen. Dann hat er mir erklärt bei wem und was die Bedingungen dafür sind. Ich sollte Enzo ausspionieren und alles über seine Geschäfte und Geschäftspartner herausfinden. Das war meine Chance da weg zu kommen. Ich musste sie ergreifen. Verstehst du Luca?" Fleht sie mich regelrecht an. "Das war richtig, dass du gegangen bist, Principessa." Raune ich ihr zu und küsse ihre Stirn. "Doch.... Als ich hier angekommen bin.... Claire.... Und auch alle anderen, waren so nett und freundlich. Sie haben mich mit offenen Armen aufgenommen ohne Vorurteile. Ich konnte sie nicht verraten." Schlurzt sie und atmet wieder tief ein. "Ich habe die Anrufe meines Vaters einfach ignoriert. Doch plötzlich habe ich Philipp in der Stadt gesehen. Er hat mich und Umberto beobachtet, aber mich nicht angesprochen." Bei der Erwähnung Umberto's Namen muss ich kurz die Fäuste ballen. Dazu gibt es auch noch Gesprächsbedarf. Aber das muss warten. Doch Lola spürte meine Fäuste an ihrem Körper und nimmt meine Hände in ihre. "Umberto und ich... Wir sind nur Freunde. Das war mir direkt am ersten Abend klar." Flüstert sie mit einem zaghaften Lächeln auf den Lippen. Mein Herz schlägt vor Freude gleich etwas schneller und ich kann nicht anders als sie zu küssen. Sofort steigt Lola mit ein und ich muss mich zwingen aufzuhören. Dafür ist jetzt keine Zeit. "Und dann... Hast du deinen Bruder nochmals gesehen?" Erkundige ich mich. Lola schüttelt sofort den Kopf. "Nein. Eben nicht. Doch als ich eben geschlafen habe, hat mein Vater mich angerufen und mich unter Druck gesetzt. Kurz darauf kam das Foto, welches du gesehen hast." Sagt sie ängstlich. "Glaubst du mir? Kannst du mir das überhaupt verzeihen?" Ihr Blick ist so verletzlich, dass mein Herz schmerzt. Ich nicke ihr zu. "Es wird alles gut. Ich werde dir helfen." Verspreche ich fest entschlossen. "Was schlägst du jetzt vor?" Will sie sofort wissen. Ich blähe meine Wangen auf und lasse die Luft stoßweise entweichen. "Ehrlich gesagt denke ich, dass wir Enzo mit ins Boot holen müssen. Es geht um Mathilda. Er muss sie in Sicherheit bringen oder eher gesagt, alle Kinder." Versuche ich sachlich zu bleiben. "Scheiße. Er wird mich umbringen." Stößt sie hervor. Schwungvoll drehe ich sie auf den Rücken, sodass ich über ihr schwebe. Erschrocken quikt sie auf. "Da habe ich noch ein Wörtchen mit zu reden. Ich werde nicht zulassen, dass dir was passiert." Erkläre ich ihr ernst. Ihre Augen huschen nervös zwischen meinen Augen hin und her. Sie sucht eine Lüge, doch die wird sie nicht finden. Ich bin fest entschlossen. Nach einigem hin und her, habe ich Lola überzeugt, dass sie mit offenen Karten spielen muss. Völlig ausgelaugt, kuschelt sie sich an meine Brust und kurz darauf schläft sie. Ich höre noch lange ihrer gleichmäßigen Atmung zu und denke über ihre Erzählungen nach. Wie abgefuckt muss man sein, dass man sein eigenes Kind so behandelt.

Der MafiaprinzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt