Lola
Während die Wachleute uns wieder in den Keller bringen, höre ich meinen Erzeuger schreien und toben. Recht so. Er hat es nicht anders verdient. Warum gibt er es einfach so zu, dass er meine Mutter umgebracht hat? Er hat wahrscheinlich nicht vor uns hier lebend raus zu lassen. Was hat er mit uns vor, wenn wir ihm nicht mehr nützlich sind? Meine Sorge darf ich mir vor Mathilda nicht anmerken lassen. Daher lächel ich sie beruhigend an.
Bei jeder Bewegung schmerzt mein Körper. Ich denke eine Rippe ist bestimmt angeknackst und mein Kopf dröhnt. Scheiße. Mathilda drückt sich beim Laufen eng an mich. Da mein Bruder nicht mit in den Keller geht, versuche ich mein Glück. "Könnte ich wohl ein Pflaster für ihre Wunde bekommen. Nicht, dass die sich entzündet." Bitte ich die Wachleute freundlich und deute auf Mathilda's Hals. Noch immer läuft Blut aus der Schnittwunde. Die beiden Männer tauschen Blicke aus. "Ganz sicher nicht. Du bist selbst Schuld." Knurrt der eine große breite Typ und drückt meinen Arm noch fester. Hilfesuchend schaue ich zu dem anderen Typ, der etwas kleiner aber nicht weniger muskulös ist. Dieser weicht meinem Blick aus. Aha, wenigstens einer mit schlechtem Gewissen. "Bitte. Sie ist doch noch ein Kind." Bettel ich, doch ich kassiere einen Schlag auf den Kopf und das brummen im Kopf wird stärker. "Halt deine Fresse." Faucht der Typ, der mich festhält und deutet einen weiteren Schlag an. Der kleinere der Männer hält ihn auf. "Lass gut sein, sie hat schon genug abbekommen." Sagt er mit ruhiger Stimme. "Aha. Stehst wohl auf Fette...." Grinst der andere schäbig. So ein Arsch. "Nein, aber wenn sie krepiert kriegen wir Ärger." Erklärt er monoton. Der breite Typ scheint drüber nachzudenken und schiebt mich nun einfach vor sich her. Gott sei Dank. Dankbar versuche ich Blickkontakt mit dem anderen aufzunehmen, aber er weicht meinem Blick aus.
Bevor sich die Tür unserer Zelle schließt, sehe ich nochmals den kleineren Typen in die Augen. Jetzt erwidert er meinem Blick. Mitleid ist dort zu sehen. Ganz deutlich kann ich es erkennen. Zu unserer Verwunderung ketten sie uns nicht wieder an. Wir können uns also in der Zelle frei bewegen. Haben sie es echt vergessen oder ist es Absicht?
Mathilda fällt mir schlurzend in die Arme. Sie zittert am ganzen Körper. "Ganz ruhig Süße. Du bist so tapfer." Versuche ich sie zu beruhigen und unterdrücke meine Schmerzen. Unaufhörlich weint sie und ich kann sie verstehen. Wie soll ein Kind das verstehen, wenn ich es nicht mal selbst verstehe. Was hat mein Vater gegen mich, dass er so grausam ist? Das ihm egal ist, wie es mir geht. Still laufen ebenfalls ein paar Tränen herunter, als wir wieder einen Schlüssel im Schloss hören. Ängstlich kauern wir uns in die Ecke auf die Matratze. Es ist der kleinere Mann. In seiner Hand hält er Pflaster und zwei Flaschen Wasser. "Hier." Sagt er kurz und vermeidet den Blickkontakt. "Dankeschön. Das ist wirklich nett." Antworte ich schnell. Er stellt die Sachen auf den Boden und dreht sich wieder um. "Warum hilfst du uns?" Schießt es mir in den Kopf. Kurz verharrt er und ich denke schon er antwortet nicht. Aber dann dreht er sich um. "Ich habe eine kleine Schwester. Wenn ich daran denke, dass sie so behandelt würde..." Erklärt er, greift nach unserem Eimer, der als Toilette dient und nimmt ihn mit. Wie erstarrt sitzen wir noch in der Ecke. Was war das denn jetzt? Kurz darauf kommt er zurück. Er stellt den Eimer verkehrt herum direkt vors Fenster und sieht mir fest in die Augen. Dann geht er.
Verwundert schauen Mathilda und ich uns an. Schnell hole ich das Pflaster und die Wasserflaschen. Während ich sie verarzte, trinkt Mathilda gierig aus der Flasche. "Hier trink auch was." Sagt sie zu mir. Doch ich lehne ab. Sie braucht es dringender. Obwohl mir die Kehle vor Durst brennt, müssen wir es uns gut einteilen.
"Du Lola. So mutig wie du möchte ich auch mal werden." Sagt sie plötzlich und ich erstarre. "Ich und mutig? Du bist hier diejenige, die das tapfer durchsteht." Sage ich schnell und drücke sie feste. "Meinst du, wir können aus dem Fenster klettern?" Fragt Mathilda plötzlich und ich schaue verwirrt von ihr zu dem kleinen Fenster. Unter Schmerzen stehe ich auf und gehe dort hin. Das Fenster ist klein und weit über meinem Kopf. Wie soll das funktionieren? "Der Mann hat den Eimer da so hingestellt.... Wir können darauf klettern." Schlägt Mathilda vor.
Vorsichtig teste ich, ob der Eimer mich hält. Ich steige mit einem Fuß auf den Eimer. Ich brauche einige Versuche, komme dann jedoch auf Zehenspitzen an den Fenstergriff. Tatsächlich. Er lässt sich öffnen. Wie dumm von ihnen! Doch das Fenster ist zu klein für mich. Da passe ich nicht durch. Ich steige daher von dem Eimer und hocke mich zu Mathilda. "Süße. Das ist jetzt ganz wichtig. Schaffst du es Hilfe zu holen?" Frage ich sie eindringlich. Entschlossen erwidert sie meinen Blick. In dieser Situation ähnelt sie ihrem Vater sehr. "Klar. Ich bin doch schon groß." Sagt sie mit so einer Überzeugung, dass ich vor stolz platzen könnte. "Ok. Ganz wichtig. Lauf schnell von dem Gebäude weg. Merk dir den Weg. Du schaffst das. Davon bin ich überzeugt." Flüstere ich. Hoffentlich ist das keine Falle, aber wir müssen es probieren. Ich drücke sie nochmals fest an mich, steige auf den Eimer und hebe Mathilda hoch.
Flink wie ein Wiesel klettert sie durch das kleine Fenster. "Ich hab's geschafft. Halt durch, ich hol Hilfe." Flüstert sie und schon ist sie verschwunden. Ich stelle mich auf die Zehenspitzen, um sie noch zu sehen, verliere jedoch das Gleichgewicht und kippe. Rums. Mit voller Wucht schlage ich auf dem Boden auf. Mein Kopf brummt wie verrückt und ich spüre Blut, das an meinem Kopf entlang läuft und zu Boden tropft. Bitte Mathilda, du musst es schaffen. Ist mein letzter Gedanke. Dann wird alles schwarz.
DU LIEST GERADE
Der Mafiaprinz
RandomDie 2. Generation Luca ist der Sohn des Mafiaboss Leonardo Mancini. Er ist wild, aufmüpfig und verdammt selbstbewusst. Von Verantwortung hält er nichts und will nur seinen Spaß. Doch als er zu seinem Onkel dem Padre nach Italien geschickt wird, änd...