Lola
Ein leises Winseln holt mich aus dem Schlaf. Was ist das? Es klingt wie... Ein Kind.... Mühsam versuche ich meine Augen zu öffnen. Man, der Wein hatte es ja echt in sich. Mit meiner Hand versuche ich mir die Augen zu reiben, aber ich kann sie nicht bewegen. Was ist hier los. Ich blinzel angestrengt. "Lola... Bist du wach?" Schnieft jemand neben mir. Nicht irgendjemand... Mathilda... Was ist hier los? Vor Schock versuche ich mich aufzurichten, doch meine Hände und Füße sind in Handschellen fixiert. Diese sind an Ketten gebunden, die wiederum an den Wänden verankert sind. Schnell drehe ich den Kopf in die Richtung, aus der Mathilda's Weinen kommt.
Nur durch den Mond, der durch das Fenster scheint, kann ich sie sehen. Das kleine Mädchen sitzt verängstigt in der Ecke gekauert. Unter ihr nur eine dünne, alte Matratze. "Süße. Geht es dir gut? Bist du verletzt?" Erkundige ich mich sofort. Mathilda schnieft unaufhörlich. "Bin....nicht verletzt." Sagt sie leise. "Lola... Wo sind wir hier?" Flüstert sie weiter. Mein Blick schweift durch den Raum. Es sieht aus wie ein altes Kellergewölbe. Es riecht auch so modrig. Von den dreckigen Steinmauern tropft Feuchtigkeit hinunter. Ein kleines Fenster in Deckenhöhe ist die einzige Lichtquelle. In diesem Raum befinden sich nur die dreckigen Matratzen auf dem noch dreckigeren Boden.
"Ich habe keine Ahnung, wo wir sind. Aber es wird alles gut. Dein Papa und Luca werden uns finden." Versuche ich Mathilda und auch mich zu beruhigen. "Mein Kopf tut weh und mir ist schlecht." Stöhnt Mathilda plötzlich und schon übergibt sie sich. Der beißende Geruch von dem Erbrochenen steigt mir sofort in die Nase. Auch mir ist übel, aber ich versuche mich zusammen zu reißen. "Es wird alles gut. Mathilda... Spuck alles aus." Rufe ich ihr zu, da ich nicht an sie ran komme. Wie gerne würde ich sie halten und trösten. Es muss für sie sowas von angsteinflößend sein.
Durch Mathilda's Würgegeräusche wird jemand auf uns aufmerksam. Ich höre Schritte, die sich nähern und das klappern von Schlüsseln. Dann öffnet sich die Tür. "Mierda, was stinkt hier so?" Höre ich eine mir allzu bekannte Stimme. Enrique, mein Bruder. "Hallo Schwesterchen. So sieht man sich wieder." Grinst er diabolisch. Mir zieht sich alles zusammen, denn Enrique war der Schlimmste von allen. Er hat mich bei jeder Gelegenheit beleidigt und mir als Kind oft die Zöpfe abgeschnitten. "Enrique. Was soll das hier? Lass die Kleine frei. Sie hat damit nichts zu tun." Zische ich ihn an. Doch er lacht noch breiter. "Na na. Wer wird denn da so aufmüpfig sein. So haben wir dich nicht erzogen. Die scheiß Spagettifresser haben dich anscheinend viel zu gut behandelt und gemästet. Bist noch fetter geworden." Schnalzt mein Bruder mit der Zunge. Sofort schießen mir Erinnerungen in den Kopf, wie er mich früher immer mit Essen beworfen hat, mich gezwungen hat, es vom Boden zu essen und dann gesagt hat, ich soll nicht so viel Essen. Tränen brennen in meinen Augen. Aber ich muss stark bleiben, für Mathilda. "Mathilda hat sich übergeben. Kannst du das weg machen und ihr etwas zu trinken geben." Bitte ich ihn mit hoffentlich fester Stimme. Mit nur zwei Schritten ist mein Bruder bei mir. Er schwebt bedrohlich über mir, greift grob in mein Haar. "Seit wann gibt Pummelchen hier denn Anweisungen?" Knurrt er und Speichel fliegt in mein Gesicht. "Bitte, Enrique." Flüstere ich und sehe ihm tapfer in die Augen. Früher hätte ich sofort klein bei gegeben, aber es geht hier schließlich um Mathilda. "Halt's Maul oder ich stopfe es dir. Wie in alten Zeiten." Säuselt er, stößt mich mit dem Kopf gegen die Wand und verlässt den Raum. Fuck. Das tut weh. Kurz bin ich etwas benommen, doch Mathilda's Schlurzen lässt mich sofort wieder klar werden. "Süße. Alles gut. Wie geht's dir?" Flüstere ich ihr zu. "Mir ist noch immer schlecht." Sagt sie wehleidig.
Dann geht die Tür wieder auf. Enrique und ein mir unbekannter Typ kommt herrein. Während der Fremde Mathilda von den Ketten befreit, kippt mein Bruder ein Eimer Wasser über den Boden und Mathilda's Matratze. Diese ist nun durchtränkt von Wasser. "Nein. Setzt sie nicht wieder da hin. Sie holt sich dann den Tod." Schreie ich panisch. Der Typ schmeißt Mathilda auf meine Matratze und kettet sie bei mir an den Fesseln fest. Sofort ziehe ich sie in meine Arme. Immerhin etwas.
Ohne etwas zu sagen, verlassen die beiden den Raum wieder. "Shhh es wird alles gut." Wispere ich Mathilda ans Ohr und streichel ihr Haar. Schlurzend schläft die Kleine nach einer Ewigkeit ein. Auch mir fallen immer wieder die Augen zu. Irgendwann ergebe ich mich und schlafe ein.
Ein lautes klappern weckt uns. Mathilda liegt noch immer auf meinen Oberschenkeln. Nur langsam wird sie wach. Es dauert ein wenig, bis wir beide realisieren, wo wir sind. "Guten Morgen!" Höre ich meinen Bruder fies grinsen. "Wie war denn die Nacht?" Fragt er, doch ich funkel ihn wütend an. "So gesprächig, Schwesterlein." Lacht er, stellt uns ein Tablett mit zwei Flaschen Wasser und zwei Scheiben Brot hin. "Ich muss mal." Sagt Mathilda leise. Schallendes Gelächter dröhnt durch die alten Gemäuer. Mein Bruder verschwindet und kommt kurz danach mit einem Blecheimer zurück. "Hier. Muss reichen. Aber Lola... Setz dich nicht drauf, dann zerdrückst du ihn." Grinst er und verschwindet.
Es ist ein Kampf, bis Mathilda sich auf diesem Eimer setzt. Aber es ist unsere einzige Möglichkeit. Gerade so können wir dieses Ding mit unseren Ketten benutzen und es ist einfach demütigend.
"Ich habe Hunger." Jammert Mathilda und ihr Blick geht zu dem Brot. "Du kannst meine Scheibe auch essen, ich habe keinen Hunger." Lüge ich. Selbst die zwei Scheiben Brot reichen für ein Kind nicht aus. Aber es muss reichen.
"Ich will nach Hause." Weint Mathilda. "Ich weiß Süße. Bald holt dein Daddy uns hier raus." Versuche ich sie zu beruhigen. "Wer sind die Männer?" Fragt sie. Tja. Was soll ich ihr sagen. "Das ist mein Bruder. Er ist ein böser Mann." Erkläre ich ihr. "Aber keine Angst. Er wird uns nichts tun." Beruhige ich sie und mich selbst.
Anschließend kuscheln wir uns aneinander und ich erzähle ihr eine Geschichte. Erschöpft fallen uns irgendwann wieder die Augen zu. Meine letzen Gedanken gehen zu Luca. "Bitte... Hol uns hier raus." Flüstere ich.
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Der Mafiaprinz
RandomDie 2. Generation Luca ist der Sohn des Mafiaboss Leonardo Mancini. Er ist wild, aufmüpfig und verdammt selbstbewusst. Von Verantwortung hält er nichts und will nur seinen Spaß. Doch als er zu seinem Onkel dem Padre nach Italien geschickt wird, änd...