Kapitel 75

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Sicht Wincent

Isa und ich haben uns zwar nur einen Tag nicht gesehen, doch trotzdem habe ich sie einfach extrem vermisst. Gerade saßen wir im Auto und fuhren von Eutin aus in das Dorf, in dem meine Familie mittlerweile wohnte. Isa war relativ ruhig, wahrscheinlich war sie doch wieder etwas nervös, auf meine Mutter zu treffen. Shayenne hatte sich zum Glück wieder beruhigt, sodass Isa etwas runterkommen konnte. „Was ist eigentlich der Plan für heute?" Brach Isa irgendwann das Schweigen. „Du und deine Pläne.", lachte ich. „Also wir kommen gleich erstmal ganz entspannt an und essen noch ne Kleinigkeit zum Mittag, dazu sind wir nämlich nich nicht gekommen. Dann muss ich mit meiner Mum noch nen bisschen die Buchhaltung machen, da kannst du dich dann einfach entspannen. Heute Abend sind wir theoretisch bei meinen Großeltern zum Essen eingeladen, da müssen wir aber nicht hingehen, wenn du nicht willst." „Natürlich gehen wir da hin, sonst habe ich ja direkt verloren.", sagte Isa. Genau das mag ich so an ihr. Sie lässt sich von nichts verunsichern und zieht immer alles durch.

Als wir bei uns zu Hause auf den Hof fuhren stand meine Mum schon in der Tür. Ich glaube sie ist doch etwas nervös Isa jetzt nochmal richtig kennen zu lernen. Wir stiegen aus und ich holte Isas Sachen aus dem Kofferraum, während sie schon von meiner Mum begrüßt wurde. Shayenne ging einfach schon mal rein, während wir noch etwas dämlich in der Tür standen. „Ich muss nur noch schnell den Tisch fertig decken, dann können wir auch gleich essen.", stellte meine Mum aufgeregt fest. „Mach das ganz in Ruhe, ich geh mit Isa erstmal kurz hoch die Sachen abstellen.", sagte ich und zog mir meine Schuhe aus. Isa tat mir dies nach und folgte mir dann nach oben. Ich ging auf direktem Wege in Shayennes Zimmer und machte die Tür hinter uns zu. „Also, wie du sicherlich weißt habe ich hier kein eigenes Zimmer, sondern schlafe in Shays Bett und sie pennt bei unserer Mum. Ich hoffe das ist für dich okay." „Solange das für Shayenne okay ist.", sagte Isa nur leise. „Klar.", erwiderte ich. Shayenne wusste ja, dass Isa kommt und auch über Nacht bleibt und sie hat sich nicht einmal darüber beschwert, dass wir in ihrem Zimmer schlafen. Ich zog Isa zu mir und legte meine Hände auf ihre Taille. Sie verschränkte ihre Hände sofort in meinem Nacken und streckte sich zu mir hoch. Endlich konnte ich sie wieder in Ruhe küssen. Der Kuss wurde etwas intensiver als erwartet, weshalb ich mich irgendwann relativ atemlos von ihr löste. Isa schien das ganze nicht ganz so zu tangieren, denn sie sah mich etwas amüsiert an. „Du siehst heute übrigens verdammt heiß aus. So kenne ich dich gar nicht.", sagte ich dann endlich den Satz, den ich schon sagten wollte, als ich Isa auf dem Bahnsteig gesehen hatte. Sie wurde leicht rot und versteckte ihr Gesicht hinter ihren Händen. „Hey, was ist?", fragte ich vorsichtig und nahm ihre Hände in meine. „Naja, ist vielleicht nicht unbedingt das beste Outfit, um deine Großeltern kennen zu lernen, aber da muss ich jetzt wohl durch.", sagte sie lachend. „Und selbst schuld, dass du mich so noch nicht kennst, wenn du nur so Schlabbershirts für deine Mitarbeiter hast.", warf sie noch hinterher. „Ach so, jetzt bin ich also Schuld? Naja, selbst wenn, wenn du so auf den Konzerten rumlaufen würdest könnte ich mich eh nicht konzentrieren und außerdem müssen dich die anderen Jungs ja nicht den ganzen Tag so sehen." „Oh Gott, wirst du jetzt auch noch eifersüchtig auf deine anderen Mitarbeiter.", lachte Isa. Ich schüttelte nur lachend den Kopf und zog sie zu mir. Ich gab ihr noch einen kurzen Kuss und wie auf ein Kommando knurrte mein Magen. „Okay, ich glaube wir sollten runter gehen. Hast du auch Hunger?" „Naja geht so. In solchen Situationen vergeht der immer ganz schnell.", sagte Isa und lächelte gequält. „Süße. Sei einfach du selbst okay?" Ich nahm Isas Hand und zog sie mit mir nach unten. Dort saßen meine Mum und Shay schon am Tisch. Wir setzten uns ihnen gegenüber und ich schnappte mir sofort etwas zu Essen. Es gab ganz Basic Spagetti mit Bolognesesoße, aber wenn ich ehrlich bin, könnte ich mich den Rest meines Lebens davon ernähren. Ich gab danach auch Shayenne etwas, da sie aussah, als würde sie gleich verhungern. Ich schaute einmal zu Isa und sah, dass sie echt unsicher war. Ich nahm mir einfach ihren Teller und machte ihr eine kleine Portion rauf. Meine Mutter sah einmal prüfend zu mir, schien aber zu verstehen, was los ist. Als letztes nahm sich meine Mutter dann was zu essen und wir legten los. Isa schaffte es zum Glück doch ganz gut was zu essen, was vielleicht auch daran lag, dass meine Mutter sich erstmal auf ein Gespräch mit mir beschränkte. Als wir alle fertig waren räumte Shayenne schnell alles weg, während meine Mutter dann doch begann Isa in ein Gespräch zu vermitteln.

M: „Isa, Wincent hatte ja gestern schon nen bisschen was von dir erzählt, und ich muss sagen, dass klang alles sehr interessant." Isa sah etwas irritiert zu mir.

I: „Was hast du denn bitte erzählt?"

S: „Er hat erzählt, dass du richtig professionell getanzt hast." Schrie meine kleine Schwester aus dem Hintergrund.

I: „Aha. Da hast du ja mal wieder die richtig guten Fakten genommen.", sagte sie lachend.

M: „Ich muss sagen, ich finde das wirklich interessant. Ich meine, wenn ich richtig gelesen habe bist du ja 19 und hast dann schon so viel erleben dürfen."

I: „Ja, ich bin 19... Es ist wirklich etwas ganz besonderes, so etwas erleben zu dürfen, aber ich glaube, da kann Wincent ja ein Lied drüber singen. Es ist total faszinierend, auf so großen Bühnen zu stehen und auch echt was vom Land zu sehen."

M: „Da gebe ich dir recht. Wincent hat nur etwas länger gebraucht, um sein Talent zu entdecken."

W: „Ey, ich sitze auch noch hier."
I: „Das wissen wir. Aber vor zehntausend Leuten stand ich auch noch nicht auf der Bühne."
W: „Ja. Dresden, das wird groß."
M: „So Isa, lassen wir ihn mal schwärmen. Ich wollte dir nur noch mal sagen, dass ich finde, dass du für dein Alter sehr reif bist. Ich muss zugeben, dass ich im ersten Moment schlucken musste, als Wincent dich als seine neue Freundin vorgestellt hat, aber, als ich dich dann gesehen hab, wie du das da alles mit Amelie managest und so war mir relativ schnell klar, dass das Alter doch nur eine Zahl ist."
I: „Danke, das bedeutet mir sehr viel. Ich muss zugeben, dass das auch ein bisschen meine größte Angst war, dass ihr unseren Altersunterschied nicht so ganz akzeptiert. Meine Mutter war zwar nicht super begeistert, aber auch sie akzeptiert es."
W: „Das wusste ich ja noch gar nicht."

I: „Ja da warst du auch nicht dabei. Das hat sie zu mir gesagt, als ich sie zur Arbeit gebracht habe. Und ich muss ehrlich sein, ich verstehe sie auch. Ich weiß nicht, ob das so toll ist, wenn die Tochter erst so einen Job annimmt und dann auch noch einen sieben Jahre älteren Freund mitbringt."

M: „Ja, ich schätze mich auch ein wenig glücklich, dass ich Wincents Mutter bin."

Dieser Satz ließ uns alle in schallendes Gelächter ausbrechen. 

Fehler oder Schicksal //Wincent Weiß FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt