Kapitel 127

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Die Show lief super und ich konnte endlich mal wieder so richtig Gas geben. Wir haben getanzt, ich hab gebrannt und noch ein paar solche Späßchen, doch jetzt wurde es ernst. Der Flügel wurde aufgebaut und die Band verließ die Bühne. Ich setzte mich an den Flügel, schloss die Augen und begann zu spielen.

(Kein Lied)

Als ich den letzten Ton sang, merkte ich, dass mir während des Singens die Tränen in die Augen gestiegen waren. Ich atmete einmal tief durch und stand dann auf. Das Publikum war begeistert und ich sah viele weinen. Die Band kam wieder auf die Bühne und wir spielten die restliche Show, fast so, als wenn nichts gewesen wäre.

Sicht Isa

Als Wincent endlich auf der Bühne stand atmeten Amelie und ich einmal durch. Wir hatten es geschafft, irgendwie hatte doch alles geklappt. Da ich bei den Proben ja nicht wirklich dabei war kannte ich die Show kaum und wollte mir an manchen Stellen am liebsten die Augen zu halten. Vor allem, als Wincent bei „Weck mich nicht auf" brannte, musste Amelie mich ein wenig beruhigen. Die Choreografie zu „Was machst du nur mit mir?" muss ich mit den Jungs dringend nochmal üben. Und als ich mir darüber noch den Kopf zerbrach, kam etwas, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Es wurde total still in der Halle und die Band kam von der Bühne. Ich sah auf unserem kleinen Bildschirm, wie Wincent sich an einen Flügel setzte. „Was zur Hölle macht er?", hörte ich Amelie sagen, doch die Jungs zeigten ihr nur, dass sie still sein soll. Dann begannen die ersten Klaviertöne und Wincents Stimme erfüllte den Saal.

„Es meinst du, es wär lächerlich, wenn ich jetzt geh?", sang er. Moment die Zeilen kenne ich. Die hatte er mir doch als Nachricht geschickt. „Und mein suchender Blick nach Emotionen oder so wird von dir einfach hart gefickt und du lachst dabei so, als wenn nichts wär, als wärs egal.", sang er weiter. Ich spürte wie mir die Tränen in die Augen stiegen. Ich versuchte das ganze Lied lang stark zu blieben, doch als am Ende Alle im Chor „Dadadam" sangen brach es aus mir heraus. Die Tränen liefen über meine Wangen und auch Amelie bemerkte das. Sie kam zu mir und nahm mich in den Arm. „Kann ich kurz raus?", fragte ich und sie nickte schnell. „Ich bin zum Ende der Show wieder da.", versicherte ich und flüchtete mich in Richtung der Busse. Ich ging hoch zu den Betten und legte mich einfach in mein Bett. Ich versuchte mich zu beruhigen, doch das war leichter gesagt, als getan. Nach circa zwanzig Minuten waren die letzten Tränen dann doch versiegt. Laut Zeitplan sollte die Show in zehn Minuten vorbei sein. Ich stand also auf und wollte wieder zur Halle. Ich setzte die Kapuze von dem Hoodie auf, den ich anhatte und verließ den Bus. Ich sprintete zur Halle, da es doch wirklich kalt draußen war. In der Halle kam ich als erstes an einem riesigen Spiegel vorbei, wodurch mir klar wurde, wie scheiße ich eigentlich gerade aussehe. Nach dem gescheiterten Versuch meine verwischte Wimperntusche irgendwie zu entfernen, ging ich zur Bühne, wo ich einen mitleidigen Blick von Amelie kassierte. Sie zog mich in eine Umarmung, gegen die ich mich nicht wehren konnte. „Redet bitte.", flüsterte sie mir ins Ohr und sah mich dann an. Das einzige, was ich erwidern konnte war ein schwaches Nicken. „Du bekommst auch den restlichen Abend frei.", sagte Amelie. „Nein. Ich muss erstmal den Kopf frei kriegen, ich mach mit.", erwiderte ich mit brüchiger Stimmt. Amelie verdrehte nur die Augen, stimmte aber zu. Und dann war es so weit. Schneller, als ich es realisieren konnte, kamen die Jungs von der Bühne und alle direkt auf uns zu. Die Band wendete sich sofort, mit tausend Sachen die morgen anders laufen müssen, an Amelie, während Wincent langsam auf mich zu kam. Mir stiegen sofort wieder die Tränen in die Augen und auch er sah nicht gerade so euphorisch aus, wie er es nach den Konzerten sonst war. „Hey", flüsterte er leise, als er direkt vor mir stand und genau in dem Moment bahnten sich die Tränen den Weg über meine Wangen. Wincent zog mich in seine Arme und ich erwiderte die Umarmung sofort. „Es tut mir leid. Können wir bitte in Ruhe reden?", flüsterte Wincent mir ins Ohr. Ich löste mich leicht, um ihm in die Augen zu sehen. „Ja, aber ich möchte erst hier mithelfen. Feier bitte erst mit den Jungs das erste Konzert. Wir können uns dann ja im Bus ein bisschen zurückziehen.", lächelte ich schwach. Auch auf Wincents Lippen tauchte ein leichtes Lächeln auf und er nickte. Er strich mir noch die Tränen von den Wangen und ging dann hinter den Jungs her, welche gerade auf den Weg Richtung Garderoben waren. „Und?", fragte Amelie, als alle weit genug weg waren. „Wir reden nachher.", sagte ich und machte mich dann an die Arbeit. Zwischendurch fragte mich immer mal jemand, ob alles okay ist. So scheiße seh ich doch gar nicht aus.

Oder vielleicht doch. Dachte ich mir, als ich im Bad in den Spiegel sah. Wir hatten mittlerweile alles abgebaut und alles war verstaut. Amelie und ich holten unsere Koffer und wir machten uns auf den Weg zu den Bussen. Alle waren abfahrtbereit und somit stiegen wir ein und der Bus setzte sich direkt in Bewegung. Die Jungs saßen unten in der Lounge mit ihrem (Alkoholfreien-)Bier und unterhielten sich. Allerdings wurde es relativ schnell still, als wie die Lounge betraten. „Ihr dürft ruhig weiterreden", grinste Amelie deshalb. Alle lächelten entschuldigend und Wincent stand auf. „Jetzt?", fragte er zurückhaltend. Ich nickte nur und folgte ihm nach oben. „Wollen wir in mein Zimmer gehen?", fragte er oben. „Wenn das für dich okay ist.", gab ich leise zurück und er öffnete die Tür. Wir setzten uns mit einigem Abstand auf das Bett und sahen uns einen Moment an. „Isa. Es tut mir alles so leid...", begann Wincent dann das Gespräch. 

Fehler oder Schicksal //Wincent Weiß FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt