Kapitel 107

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Vor der Show war natürlich mal wieder eine krasse Hektik, weswegen ich mich etwas an den Rand setzte und alles beobachtete. Momentan war eine solche Hektik gar nichts für mich und irgendwie frage ich mich auch, wie ich das bei der Novembertour überstehen soll. Während ich noch in diesen Gedanken versunken war, kam Wincent auf mich zu. „Süße, es geht jetzt gleich los. Bleibst du hier hinten?", überschlug er sich mit seinen Worten. „Ja mach ich, Viel Spaß", antwortete ich und gab ihm einen Kuss auf die Wange.


Die Show war mega und nach etwa zwei Stunden kam ein völlig euphorischer Wincent auf mich zu gestürmt. Wir gingen alle gemeinsam in den Backstagebereich, wo es eine kleine After-Show Party gab. Für mich war das gerade alles doch irgendwie ein bisschen viel, der Tag war lang und das schlauchte dann doch mehr als erwartet. Wincent merkte natürlich sofort, dass etwas nicht stimmt, weshalb er mich nach einer Weile an die Seite zog. „Was ist los?", fragte er leise. „Alles gut. Es ist nur gerade wieder ein bisschen zu viel.", gab ich ehrlich zurück. „Okay. Wir fahren ins Hotel.", sagte er und nahm meine Hand. „Nein.", sagte ich und zog ihn zurück. „Isa, ich diskutier da nicht drüber. Dir gehts nicht gut, wir fahren.", sagte Wincent mit Nachdruck und ging zu Johannes. Die beiden redeten kurz, bevor Wincent begann sich von allen zu verabschieden. Ich trabte ihm wiederwillig hinterher und natürlich gab es den ein oder anderen Spruch, warum wir jetzt schon gehen, doch Wincent blockte bei allen ab. Irgendwas stimmt mit ihm gerade auch nicht, da bin ich mir sicher. Auf dem Weg zum Auto redeten wir kein Wort und irgendwie war die Stimmung zwischen uns ungewöhnlich kühl. Wir setzten uns ins Auto und Wincent startete unverzüglich den Motor. Ich sah ein Moment starr auf die Straße, bis ich mich überwand, die Distanz zwischen uns zu brechen. Ich legte meine Hand vorsichtig auf seinen Oberschenkel und wartete auf seine Reaktion. Es passierte erstmal nichts. „Alles gut?", fragte ich deshalb und sah ihn an. Er legte seine Hand auf meine und sah kurz zu mir, bevor er wieder auf die Straße schaute. „Können wir gleich im Hotel mal reden?", sagte er und strich über meine Hand. „Ja", gab ich leise zurück, da ich ehrlich gesagt ein bisschen Angst hatte. Ich löste meine Hand wieder von seinem Oberschenkel uns schaute einfach aus dem Fenster.

Im Hotel angekommen machte ich mich zuerst fertig, bevor ich mich zu Wincent aufs Bett setze, welcher nur gedankenverloren in den Raum blickte. „Also...?", sagte ich und sag Wincent abwartend an. „Isa, weißt du... ich muss das jetzt einfach mal irgendwem erzählen. In letzter Zeit ist mir einfach manchmal alles zu viel. Im einen Moment ist noch alles super toll und dann gibt es aber auch Momente, wo ich einfach nur meine Ruhe will. Seitdem du bei mir bist sind diese Löcher, in die ich manchmal falle, deutlich kleiner geworden, aber sie sind leider immer noch da. Manchmal ist es dann auch so, dass ich Leute um mich rum nicht ganz so behandle, wie sie es verdient haben. Auf jeden Fall habe ich verdammt Angst, dass irgendwas zwischen uns kaputt geht, denn ich weiß noch, in was für ein Loch ich gefallen bin, als Yvonne und ich uns getrennt haben." Wincent sprach diese Sätze langsam und bedacht und ehrlich gesagt musste ich erstmal darüber nachdenken, was er mir da gerade gesagt hatte. Noch bevor ich antworten konnte sprach er weiter: „Weißt du, bei allen Konzerten ist immer so viel Adrenalin und auch Stress dabei, dass ich alles um mich herum vergesse, nur wenn ich dann von der Bühne komme und zur Ruhe komme, dann geht es mir wieder schlecht. Seitdem du da bist ist das nicht mehr so oft passiert, aber was ist, wenn du durch dein Studium oder sonst was mal nicht unbedingt da bist?" „Wincent...", ergriff ich nun das Wort, während ich seine Hand nahm. „Ehrlich gesagt hatte ich damit gerade nicht so ganz gerechnet, aber ich bin für dich da okay? Du kannst jeder Zeit zu mir kommen oder mich anrufen, wenn du wen zum reden brauchst. Außerdem ist jeder von uns mal schwach und auch du musst nicht immer den Starken spielen. Ich liebe dich auch mit deinen Schwächen." Mehr konnte ich gerade nicht sagen. Ich zog Wincent einfach in meine Arme und er kuschelte sich an mich, jetzt war ich also mal die Starke, die für ihn da sein konnte. 

Nach einer Weile löste er sich leicht von mir und sah mir in die Augen. „Danke.", flüstere er und drückte mir einen kurzen Kuss auf die Lippen. Er musterte mich und fing dann leicht an zu lächeln. „Was ist?", fragte ich etwas irritiert, da dieses Grinsen nicht wirklich zur bisherigen Situation passte. „Hast du mir nicht heute morgen noch was versprochen?", grinste er noch breiter. Ich musste kurz nachdenken, bis ich mich wieder an unsere Situation im Bad erinnerte. „Du denkst auch immer nur an das eine...", sagte ich kopfschüttelnd und sah ihm tief in die Augen. 

Fehler oder Schicksal //Wincent Weiß FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt