Kapitel 96

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Sicht Wincent

Warum fragt sie genau jetzt nach Berlin? Und kann sie sich nicht mehr daran erinnern? Oder hat sie es einfach nur vergessen? „Naja, am Wochenende ist doch Sing mein Song...", setzte ich vorsichtig an. „Ach stimmt und du wolltest mich ja mitnehmen oder? Oh mein Gott. Ich freu mich da schon so rauf.", sagte Isa euphorisch. Okay, sie kann sich erinnern. „Ja, genau. Hannah macht sich halt nur ein bisschen Sorgen, dass das zu viel sein könnte, und ich mir übrigens auch.", gab ich ehrlich zu. „Ich weiß, aber ich schon mich vorher auch okay?", sagte Isa ernst. Ich nickte nur und zog sie wieder in meine Arme. „Wie lange bleibst du eigentlich?", stellte Isa irgendwann die Frage, vor der ich ein wenig Angst hatte. „Nur bis heute Abend. Dann fahre ich zu meiner Mum und hole dich Freitag wieder ab." Isa nickte nur kurz und kuschelte sich dann noch weiter an mich. „Dann kann ich mich wenigstens ausruhen.", flüsterte Isa und ich merkte, dass sie traurig war, aber es geht nicht anders. „Süße, pass auf: Ich verspreche dir, dass ich mir nach der Novembertour ganz viel Zeit für dich nehme okay?" Isa nickte wieder nur. Ich hoffe, dass ich dieses Versprechen wirklich einhalten kann, aber ich brauche sie Auszeit auch selbst. Wir kuschelten noch eine Weile, bis ich los musste. Ich war mit einem Kumpel verabredet, der mein Auto aus München geholt hatte. Er wohnt zum Glück ganz in der Nähe von Isa, weswegen er mich einfach abholen wollte. Ich stand also langsam auf und Isa folgte mir. Ich wollte eigentlich nicht gehen, aber meine Familie macht sich auch Sorgen, nachdem sie von dem Unfall erfahren haben. Außerdem braucht Isa Ruhe und die kann sie sich besser genehmigen, wenn ich nicht da bin. Unten im Flur zog ich Isa noch einmal in eine feste Umarmung. Nach einer Weile löste ich mich leicht, um sie küssen zu können. Oh Gott, wie sehr hatte ich das in der letzten Woche vermisst und wie sehr wird es mir bis Freitag fehlen. Irgendwann hatten wir es geschafft uns zu verabschieden und ich ging nach draußen, wo schon mein Kumpel mit meinem Auto auf mich wartete.

Die nächsten Stunden waren sehr unspektakulär. Ich fuhr meinen Kumpel nach Hause und machte mich dann auf den Weg zu meiner Familie. Dort konnte ich mir erstmal einen ordentlichen Anschiss meiner Mutter abholen, wie leichtsinnig ich mit der Pyro auf der Bühne umgehe und und und. Danach aßen wir gemeinsam Abendbrot und nun liege ich im Bett meiner Schwester und lasse die letzten Stunden Revue passieren. Ich vermisse Isa jetzt noch mehr, als in der letzten Woche, aber das Wissen Freitag mit ihr nach Berlin zu fahren macht die Situation um einiges erträglicher. Ich wälzte mich noch einige Zeit in meinem Bett herum, bis ich dann endlich einschlief.

-Freitag-

Endlich sehe ich Isa wieder. Wir hatten in den letzten Tagen, am Telefon, einige Diskussionen darüber, ob es wirklich so gut ist, wenn sie mitkommt, aber im Endeffekt konnte ich sie nicht davon abbringen. Sie kennt meine Bedenken und hat mir versprochen aufzupassen, dass es ihr nicht zu viel wird. Isa war die letzten Tage mit ihrer Mutter immer mal wieder draußen, um sich langsam an solche Situationen zu gewöhnen. Abends hat sie mir dann immer ganz stolz erzählt, was sie schon wieder alles schafft und wie gut es ihr geht. Ich habe häufig mit meiner Mutter Gespräche geführt, da mich die Situation mit Isa doch mehr belastet, als ich mir eigentlich eingestehen wollte, aber jetzt bin ich guter Dinge, dass wir das schaffen. Gerade, als ich kurz vor Hamburg war klingelte mein Handy. Ich nahm den Anruf über die Freisprechanlage an.

W: „Ja?"

I: „Hey, ich bins."
W: „Süße, was gibts?"

I: „Ich wollte fragen, wann du da bist, denn eigentlich wolltest du schon längst hier sein."
W: „Ähm, ich bin in zwanzig Minuten da. Du weißt doch, dass ich das mit der Pünktlichkeit nicht so habe."

I: „Jaja, fahr vorsichtig okay?"

W: „Mach ich, bis gleich."

Ich legte auf und konzentrierte mich wieder voll auf den Verkehr.

Punktgenau zwanzig Minuten später stellte ich das Auto bei Isa auf dem Hof ab und stieg aus. Ich streckte mich gerade, als die Tür aufgerissen wurde und Isa auf mich zu gerannt kam. Ich schaffte es gerade noch so meine Arme zu öffnen, bevor sie mir entgegen sprang und ihre Beine um meine Hüfte schlang. Sie gab mir einen langen Kuss, welchen ich natürlich erwiderte. Oh Gott, wie sehr hatte ich sie vermisst. Irgendwann ließ ich sie vorsichtig runter und sagte lachend: „Was ist denn jetzt los? So stürmisch hast du mich ja noch nie begrüßt." „Wir haben uns ja auch ne halbe Woche nicht gesehen und außerdem hatte ich gerade einen Energieschub.", grinste sie und zog mich rein. Drinnen wartete Steffi, von welcher ich auch herzlich begrüßt wurde. „Ach ja, das junge Glück", lachte sie, als Isa wenige Sekunden später auf meinem Schoß saß. „Man Mama.", gab Isa nur zurück und setzte sich neben mich. Wir unterhielten uns noch eine ganze Weile mit Steffi, bis ich einen Anruf von Amelie bekam.

A: „Winni, endlich erreiche ich dich mal."

W: „Hast du es schon öfter versucht? Was kann ich für dich tun?"

A: „Ne, aber auf meine Nachrichten hast du, wie immer, nicht geantwortet. Ich wollte fragen, wann du in Berlin bist und ob wir heute Abend vielleicht noch was machen wollen."

W: „Kommt drauf an, wann wir losfahren, aber heute Abend klingt gut, ich muss nur Isa noch fragen."
A: „Wie Isa? Sie ist doch noch drei Wochen krankgeschrieben."
W: „Ja, aber Berlin war privat geplant und du kennst Isa, ich habe wirklich versucht, ihr das auszureden, aber es ging nicht."
A: „Ja okay, wollt ihr sonst heute Abend vorbeikommen, dass ist für sie weniger Stress."

W: „Ich frag sie gleich mal und sag ihr dann einfach, dass sie das mit dir klären soll. Bis später dann."
A: „Bis später, ich freu mich."
W: „Ich mich auch."

Fehler oder Schicksal //Wincent Weiß FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt