Kapitel 124

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Ich war noch nie so nervös vor einer Besprechung. Ich hatte mich nachdem ich angekommen bin im Hotel noch einen Moment hingelegt und war jetzt auf dem Weg zum Gebäude, indem wir uns alle treffen sollten. Ich bin extra früher losgegangen, damit ich vielleicht noch ein bisschen Zeit mit Isa habe und wir vielleicht über alles reden können. Ich betrat das Gebäude und ging direkt zum Fahrstuhl, immerhin haben wir von Amelie eine idiotensichere Wegbeschreibung bekommen. Im vierten Stock angekommen bog ich links um die Ecke und trat durch die offene Tür in den großen Besprechungsraum, welcher eher wie ein Hörsaal aufgebaut war. Ich war tatsächlich der erste, nur Amelie war schon da. Ich wollte sie gerade begrüßen, als Isa um die Ecke kam. Ich blieb einen Moment wie versteinert stehen. „Hey", sagte sie im vorbeigehen und ging zu Amelie. Sie fragte schnell irgendwas und war auch schon wieder weg. Ich ging zu Amelie und begrüßte sie. „Alles gut?", fragte sie. „Naja, eigentlich wollte ich mit Isa reden...", gab ich ehrlich zu. „Wincent ich kann's dir nicht sagen, aber sie ist heute sehr professionell drauf.", antwortete sie. „Ich merke es.", lächelte ich gezwungen, als die nächsten den Raum betraten. Es ging alles relativ schnell und wie lauschten dem Planungen von Amelie und Isa. Zwischendurch entsandten immer wieder Diskussionen, welche die beiden aber sehr professionell klärten. Ich suchte immer wieder den Blickkontakt zu Isa, doch meistens kam nichts zurück. Und wenn etwas zurück kam, dann war es einfach ein leerer, bedeutungsloser Blick. Allen anderen schenkte sie ein Lächeln, doch ich wurde einfach nur ignoriert.

Als die Besprechung dann endlich mal vorbei war bildeten sich nochmal kleinere Gruppen, die alles Absprachen. Ich saß einfach nur in einer Ecke und machte nichts, während Isa und Amelie scheinbar echt Spaß hatten. Es war voll der Stich ins Herz, dass sie das alles einfach so wegsteckte. Nachdem der Großteil gegangen war, versuchte ich nochmal an Isa ranzukommen. „Können wir vielleicht kurz reden?", fragte ich leise, als sie neben mir stand. „Was soll das bringen?", fragte Isa nur. „Ich möchte mich erklären.", sagte ich und sah sie bettelnd an. „Wincent, das hast du schon in deinen Nachrichten, ich brauche Zeit.", sagte sie und ließ mich stehen. Sie braucht Zeit... heißt das ich habe noch eine Chance? Ich weiß es nicht, aber ich muss da jetzt wohl irgendwie durch.

Sicht Isa

Nachdem ich von den Tourproben nach Hause kam stürzte ich mich, wo es nur ging, in Arbeit. Ich trainierte noch härter fürs Tanzen, gab zusätzliche Kurse und fokussierte mich voll auf meinen Uni Stoff. Die täglichen Nachrichten von Wincent waren jeden Tag ein Rückschlag. Ja ich liebe ihn, aber ich habe ihm so vertraut und wurde so enttäuscht... ich weiß nicht, ob es je so wird wie früher. Momentan versuchte ich mich einfach nur abzulenken und nicht so viel an ihn zu denken, denn immer dann spürte ich einen extremen Schmerz. Natürlich musste ich meiner Mutter erzählen, was passiert war und auch Hannah hatte gefragt. Meiner Mutter erzählte ich nur die halbe Wahrheit, da sie sich gerade von Wincent überzeugt hatte und das wollte ich einfach nicht kaputt machen. Bei Hannah war das was anderes. Ihr erzählte ich alles bis ins kleine Detail und am liebsten hätte sie Wincent in der Luft zerrissen, aber er war ja zum Glück weit weg. Häufig schwebten am Abend meine Finger über der Tastatur, um ihn anzurufen, doch ich war jedes Mal stark genug es nicht zu tun. Irgendwann müssen wir reden, doch momentan kann ich das nicht.

In den letzten Tagen hatte ich mich immer mehr mit der Situation arrangiert. Ich will Wincent nicht aufgeben, aber ich brauche Zeit. Da ich mir dessen Mittelteile bewusst war, fiel es mir nicht schwer zur Tourbesprechung zu gehen. Ich hielt mich an Amelie und konzentrierte mich auf die Arbeit, immerhin war ich deswegen hier, auch wenn Wincent immer wieder versuchte irgendein Zeichen von mir zu bekommen. Das einzige, was ich konnte, war so zu tun, als wenn nichts wär. Denn, wenn ich mit ihm reden würde, würde es darin enden, dass ich weinend in seinen Armen liege und dafür bin ich einfach noch nicht bereit. Wincent verließ deutlich enttäuscht des Meeting und es tat mir weh ihn so zu sehen. „Er leidet wirklich.", sagte Amelie zu mir, als alle weg waren. „Ich weiß, aber ich brauche einfach noch mehr Zeit. Das Vertrauen ist einfach...weg.", sagte ich ehrlich. „Ja, würde mir nicht anders gehen.", lächelte sie leicht. Wir redeten noch ein bisschen über die Situation und auch, wie ich mich auf Tour verhalten werde, damit wir alle professionell arbeiten können. Für mich selbst habe ich beschlossen, dass das nicht das Ende von Wincent und mir sein kann, aber wann es weiter geht weiß ich selbst noch nicht. Jetzt muss ich erstmal noch meine letzten zwei Unitage überleben, bevor es auf die große Tour geht.

Ich wünsche euch allen ein frohes neues Jahr 2020. Ich habe das Kapitel extra etwas anders geschrieben, als geplant, damit euch die nächsten Tage nicht so schwer fallen. Macht das beste aus diesem Jahr 😌

Fehler oder Schicksal //Wincent Weiß FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt