Kapitel 143

2.2K 58 11
                                    

Der restliche Nachmittag verlief für mich sehr entspannt. Ich quatschte etwas mit der Band, wir aßen alle gemeinsam und ich konzentrierte mich ein bisschen auf meine Stimme. Mittlerweile tummelten wir uns alle hinter der Bühne, da die Show gleich losgehen sollte. Isa wirkte auf mich immer noch ein bisschen fertig und ich glaube auch nicht, dass sie die Lösung mit Elena gut findet, aber ich möchte nicht, dass ihr Prof irgendwie einen schlechten Eindruck von ihr hat. Ich ging zu Isa und nahm sie in den Arm. „Was ist los?", fragte ich so, dass nur sie mich hörte. „Ach keine Ahnung...", gab sie leise zurück. „Ist es wegen Elena?", hakte ich nach. „Auch.", sagte Isa und schnappte sich irgendwelche Zettel. Sie wollte gerade Richtung Bühne gehen, als ich sie am Handgelenk zurück hielt. „Isa, was ist?", fragte ich so einfühlsam, wie in dem Moment nur möglich. „Alles gut. Ist gerade alles ein bisschen viel.", sagte sie und ich sah einen Tränenschleier in ihren Augen. „Hey, Süße. Möchtest du dich im Bus ausruhen?", fragte ich und zog sie zurück in meine Arme. „Das geht nicht.", gab sie leise zurück. „Wenn es dir nicht gut geht, geht das.", sagte ich bestimmt. In dem Moment stellte sich Amelie neben mich und sah uns fragend an. „Was geht?", fragte sie. „Kann Isa sich im Bus ausruhen? Ihr gehts nicht so gut.", sagte ich und signalisierte Amelie, dass es wirklich nötig war, denn ich wusste mehr, als Isa annahm. „Klar, ich bring dich rüber, wenn die Jungs auf die Bühne gehen okay?", sagte sie ruhig. „Danke.", lächelte Isa schwach und lehnte sich wieder an mich.

Ich gab Isa noch einen letzten Kuss, bevor ich auf die Bühne ging und meine Show begann. Trotzt des Vorfalls mit Isa hatte ich extrem gute Laune, denn ich konnte nach dem Off-Day endlich wieder in die glücklichen Gesichter meiner Fans blicken. Ich machte viele Späße auf der Bühne und kletterte zwischendurch sogar die Ränge hoch, um einer total niedlichen Omi zum Geburtstag zu gratulieren. Am Ende der Show wünschte ich allen noch eine schöne Woche und verließ dann die Bühne.

Sicht Hannah

Ich hatte Wincent vor einiger Zeit mal gesteckt, dass der 19.11. für Isa kein sonderlich einfacher Tag war. Es ist ihr Geburtstag und eigentlich sollte man diesen Tag genießen, allerdings war das bei Isa ein bisschen anders. Sie feiert diesen Tag eigentlich sehr gerne, doch es ist gleichzeitig auch immer noch der Tag, mit dem sie eine große Veränderung in ihrem Leben verbindet. Als sie vor zwei Jahren groß ihren 18. Geburtstag gefeiert hat, waren sowohl die Familie ihres Vaters, als auch die ihrer Mutter eingeladen. Isa hat mir nie alles erzählt, doch was ich weiß ist, dass die Feier in einem riesigen Streit geendet ist und seitdem ihre Eltern sich gegenseitig die Schuld geben und nicht mehr miteinander reden. Außerdem ist ihre Familie mütterlicherseits noch weiter auseinander gerückt und ihre Tanten väterlicherseits sind seitdem sehr gefühlskalt zu Isa. Sie sagt, sie weiß selber nicht, was genau der Auslöser war, doch je mehr Zeit ins Land zieht, desto größer sind ihre Schuldzuweisungen an sich selbst. Das Gespräch mit Wincent war entstanden, weil er mich neulich anrief und fragte, was er Isa zum Geburtstag schenken könnte, und ob er ne kleine Party machen sollte oder nicht, immerhin war es ja ihr Zwanzigster. Ich riet ihm von der Party ab, da ich wusste, dass Isa damit zu viele Erinnerungen verbinden würde. Allerdings wollte er sie trotzdem mit irgendetwas überraschen, was er organisiert hatte und deswegen werde ich sie am Offday in Hannover besuchen, auch wenn es der Tag nach Isas Geburtstag ist. Gerade war ich dabei meine Sachen zu packen, als mein Handy klingelte.

H: „Hey Isa, was ist los?"

I: „Hannah, wie gut, dass ich dich erreiche. Ich glaub mir wird das hier alles zu viel."
H: „Lass mich raten: Morgen?"

I: „Ja... auch. Ich glaube hier hat nicht mal irgendwer auf dem Schirm, dass ich Geburtstag habe und das ist auch gut so, aber was, wenn die irgendwas aushecken und ne Party machen oder so."

H: „Das glaub ich nicht, dafür habt ihr alle viel zu viel um die Ohren."
I: „Da hast du auch wieder recht. Wir haben zwar übermorgen Off-Day, aber wir fahren Nachts noch nach Hannover."

H: „Na siehst du, dann gibts schon mal nichts Größeres."

I: „Ey, ich hoffe. Aber es ist noch was."

H: „Na schieß los."

I: „Elena muss ihr Praktikum bei Wincent und Bengio fortsetzen, weil ihr Betrieb pleite gegangen ist."

H: „Nicht im Ernst. Und jetzt müsst ihr sie mit auf Tour nehmen?"

I: „Zum Glück nur zwei Tage, aber das sind zwei Tage zu viel. Hannah, ich hab Angst. Erst morgen und dann auch noch das... ich weiß nicht, ob ich das schaffe."

H: „Natürlich schaffst du das. Isa du bist so verdammt stark, das merkst du nur selber gar nicht. Klar ist die Situation kacke, aber mit Wincent an deiner Seite meisterst du das."

I: „Und was ist, wenn ihm mein ständiges Geheule irgendwann zu viel wird?", fragte sie und war wieder am weinen.

H: „Mäuschen so ein Quatsch. Er liebt dich wirklich und er will für dich da sein, dass hat er schon oft genug gezeigt. Du weißt gar nicht, wie gern ich dich gerade in den Arm nehmen würde, aber das geht leider nicht. Ich denk morgen ganz fest an dich und wenn dir das mit deiner Familie zu viel wird, dann machst du dein Handy einfach aus. Ich weiß ja Bescheid und deine Mum versteht das auch."

I: „Vielleicht ist die Idee gar nicht so schlecht, aber vielleicht meldet sich ja auch gar keiner."

H: „Egal, was passiert: Du stehst da drüber, okay?"

I: „Ja. Die Show müsste jetzt auch gleich vorbei sein. Ich leg mich jetzt glaube ich noch ein bisschen hin, bis die anderen kommen."

H: „Gut mach das. Und wenn was ist, darfst du mich immer anrufen. Ich hab dich lieb."

I: „Ich dich auch."

Fehler oder Schicksal //Wincent Weiß FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt