Kapitel 94

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Die nächsten Tage vergingen nur schleppend. Isa schlief fast den ganzen Tag und fragte immer mal wieder nach Wincent. Ab und zu telefonierte sie auch mit ihm, aber ich hatte immer noch ihr Handy. Es war nicht immer einfach, da Isa nicht akzeptieren wollte, dass sie so schwach war und eben noch nicht alles alleine konnte. Steffi unterstützte mich, wo sie nur konnte und langsam ging es mit Isa auch wieder Berg auf. Sie schläft mittlerweile fast nur noch Nachts und sieht immer mehr ein, dass es ihr besser geht, wenn sie es langsam angehen lässt. Ich habe jeden Tag stundenlang mit Wincent telefoniert und wir haben versucht uns gegenseitig Kraft zu geben, denn auch ich leide darunter Isa so zu sehen. Die Medikamente konnte sie mittlerweile vollständig absetzen, weswegen sie immer klarer wird. Ab und zu hat sie mal was von wegen Feuer und so gefragt, doch bis jetzt hat sie sich noch nicht zu hundert Prozent an Alles erinnert.

Gerade stehe ich am Flughafen in Hamburg und warte auf Wincent. Ich hatte ihm versprochen ihn abzuholen, damit er Isa wiedersehen kann. Er will nur kurz bleiben und danach zu seiner Familie fahren, bevor es für ihn noch rund geht, immerhin stehen noch das Sprungbrett und die goldenen Henne an. Eigentlich sollte Isa da mit, aber sie war noch krankgeschrieben. Anders sah es für das Sing mein Song Konzert aus. Das ist zwar noch vor den anderen, aber da soll sie privat mit und davon werden wir sie wohl auch nicht abhalten können.

Ich wollte gerade auf mein Handy schauen, ob Wincent noch irgendwas geschrieben hatte, als ich ein kurzes Kreischen in der Empfangshalle hörte. Ich sah einmal auf und entdeckte Wincent, welcher gerade von irgendwelchen Mädels belagert wurde. Na das war ja zu erwarten, ich frag mich ja, wie Isa das aushält, immerhin muss sie das jeden Tag mitmachen. Nach einer Weile hatte Wincent mit allen ein Foto gemacht und kam auf mich zu. Wir umarmten uns nur kurz und machten uns dann auf dem Weg zu Auto. „Gut siehst du aus.", war der Kommentar, den ich mir nicht verkneifen konnte. „Danke, die Erholung war auch bitter nötig.", lachte er. „Aber jetzt mal ehrlich, wie geht es Isa und vor allem, wie geht es dir." „Isa geht es von Tag zu Tag besser und mir geht es auch ganz gut. Die Woche war anstrengend, aber Steffi ist jetzt wieder zu Hause und sie kommt jetzt auch wieder besser alleine klar.", gab ich lächelnd zurück. Auf der Fahrt erzählte Wincent viel von seinem Besuch in Dubai und ich war echt ein bisschen neidisch, wen er alles kennt und was diese Kontakte so möglich machen. Kurz bevor wir da waren klingelte Wincents Handy. Er sah kurz gebannt drauf. „Fuck", murmelte er irgendwann. „Was ist?", fragte ich, während ich mich weiter auf den Verkehr konzentrierte. „Dass der Sänger Wincent Weiss schon länger wieder in festen Händen ist wussten wir ja bereits, aber nun sind Bilder von ihm und seiner neuen Freundin aufgetaucht. Bereits letzte Woche posteten einige Fans Bilder, die Wincent mit einer jungen Dame Arm in Arm im Krankenhaus zeigten. Die meisten Fans sahen es allerdings eher freundschaftlich. Vor wenigen Minuten wurde Wincent allerdings mit der selben Dame am Hamburger Flughafen gesehen. Ist diese junge Dame also die neue Flamme des wohl hottesten Sängers Deutschlands? In den sozialen Netzwerken wird auch schon gemunkelt, dass er sie sogar schon auf der Bühne vorgestellt hätte und zwar als die beste Freundin seiner neuen Mitarbeiterin.", las Wincent vor. „Promiflash.", ergänzte er noch. „Moment da sind Bilder von uns beiden?", fragte ich und verstand die Situation erst nach und nach. „Ja, einmal das Bild aus dem Krankenhaus und dann ein Bild, wie du am Flughafen auf mich wartest. Man das kann doch nicht wahr sein.", fluchte er. „Darf man jetzt nicht mal mehr wen umarmen?", fragte er und raufte sich die Haare. Ich zuckte nur mit den Schultern, denn so richtig wusste ich auch nicht, wie ich damit umgehen soll. Klar war mir bewusst, dass Wincent in der Öffentlichkeit steht, aber so viel hatten wir auch nicht miteinander zu tun, bis jetzt. In dieser Ausnahmesituation waren wir halt einfach füreinander da, ohne an die Konsequenzen zu denken. „Was hast du jetzt vor?", fragte ich vorsichtig. „Naja, das werde ich wohl klarstellen müssen, denn ich will nicht, dass dich da irgendwer reinzieht. Das Problem ist nur, dass ich nicht weiß, wie lange ich Isa da noch raushalten kann. Ich würde es gerne mit ihr besprechen, aber das geht momentan nicht. Sie würde sich da viel zu sehr aufregen." „Da hast du Recht, aber danke, dass du das klarstellst." Wincent tippte etwas auf seinem Handy und sah irgendwann zu mir. „Denkst du ich kann das so schreiben?: Leute, ich weiß, dass ich in der Öffentlichkeit stehe, aber muss es wirklich sein, dass es jedes Mal, wenn ich mit einer weiblichen Person unterwegs bin einen Aufschrei gibt? Ich hatte euch um Privatsphäre gebeten, denn ich bin auch nur ein ganz normaler Mensch. Nochmal für alle: Meine Freundin möchte nicht in der Öffentlichkeit stehen und das werde ich auch akzeptieren. Auf den Bildern seht ihr übrigens Hannah, die Freundin von Isa und nicht meine Freundin.", las er vor. „Ich denke schon, es ist nicht zu hart, aber auch nicht zu verständnisvoll." Den Rest der Fahrt war die Stimmung irgendwie bedrückt. Mich überforderte die Situation ein bisschen und Wincent schien ein schlechtes Gewissen zu haben.

Als wir dann endlich bei Isa angekommen waren, stiegen wir aus. WIncent schnappte sich seine Sachen und wir betraten das Haus. Es war gerade die Zeit, zu der Isa meistens schlief, weswegen wir extra leise waren. „Ich geh mal nach ihr gucken.", sagte ich zu Wincent und lief die Treppe nach oben. Dort betrat ich Isas Zimmer. Isa drehte sich zur Tür und schaute mich fragend an. „Wir sind wieder da.", sagte ich lächelnd und setzte mich zu ihr auf die Bettkante. „Wie ihr?", fragte sie und setzte sich leicht auf. „Na ich hab dir doch gesagt, dass ich Wincent heute vom Flughafen abhole. Er wartet unten." „Stop. Wincent ist da? Hast du mal geguckt, wie ich aussehe? Ich lag tagelang nur im Bett..." „Isa, beruhig dich. Du bist nicht ohne Grund krankgeschrieben und er weiß das. Leg dich jetzt bitte wieder hin, du weißt, dass du dich noch extrem schonen musst." Isa schien leicht unzufrieden, was ich aber auch verstehe. Ihr Körper kann nicht so, wie sie das möchte und das schon seit über einer Woche. Ich rief Wincent nach oben, welcher wenige Sekunden später im Zimmer stand. „Hey", flüsterte er und ich stand von der Bettkante auf, um ihm Platz zu machen. Er gab Isa einen wirklich vorsichtigen Kuss und setzte sich dann auf meinen Platz. „Boah Leute, ihr könnt schon normal mit mir umgehen, ich breche nicht gleich auseinander.", meckerte Isa. „Das sah aber letzte Woche noch ganz anders aus.", konterte Wincent. „Ja, aber ich habe mich jetzt eine Woche komplett geschont, langsam reicht es. Ich darf weder mein Laptop noch mein Handy haben, nicht wirklich aufstehen, geschweige denn irgendwie was für die Planung der Novembertour machen.", feuerte Isa weiter. Wincent sah hilfesuchend zu mir und man sah ihm an, dass er mit so einer Reaktion nicht gerechnet hatte. Ich setzte mich zu den beiden und ergriff das Wort. „Isa, beruhig dich bitte. Das alles hat Gründe und irgendwann müssen wir dir das wohl sagen. Die Ärzte wollten, dass wir das alles möglichst lange von dir fern halten, aber ich glaube es geht nicht mehr länger. Dein Zusammenbruch hatte einen Grund... und da dieser Grund überall im Internet zu sehen ist durftest du dein Handy auch nicht haben..."

Fehler oder Schicksal //Wincent Weiß FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt