Kapitel 9

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Es brauchte ein paar Minuten bis ich realisiert habe, was soeben passiert ist.

Leni hat meine Frage wohl falsch aufgenommen.

Ich meinte es keineswegs böse, aber wenn sie mal ehrlich zu sich selber ist, dann würde Leni vielleicht merken, dass meine Frage nicht unberechtigt ist.

Nach dieser Reaktion ihrerseits habe ich verstärkt das Gefühl, dass meine Ex mir etwas verheimlicht.

Fakt ist, früher oder später werde ich es rausfinden und dann ist die Kacke vermutlich richtig am dampfen.

Ich meine, wie heftig wäre es, wenn es tatsächlich so ist, dass sie mir all die Jahre verschwiegen hat, dass das meine Tochter ist?

Definitiv werde ich am Ball bleiben und sollte ich mich letztendlich doch getäuscht haben, dann werde ich mich natürlich aufrichtig entschuldigen.

Jedoch sagt mir mein Gefühl aber etwas anderes und mein Gefühl täuscht mich ziemlich selten.

Dann gehe ich wohl erstmal zurück nach Hause und denke nach.

Irgendwie fühle ich mich gerade total Zwiegespalten.

Auf der einen Seite bereue ich es, sowas gefragt zu haben.

Aber auf der anderen Seite widerrum auch nicht, da es ja mein gutes Recht ist, wenn ich tatsächlich den richtigen Riecher gehabt habe.

Als ich dann nach einer guten halben Stunde in meiner Wohnung angekommen bin, nehme ich mir aus dem Kühlschrank erstmal ein Kölsch und setze mich damit auf meinen Balkon.

Ich öffne das Kölsch, stelle es auf dem kleinen Tisch ab und schaue nachdenklich durch die Gegend.

Zwischendurch trinke ich einen Schluck des Biers und möchte für heute einfach nur meine Ruhe haben.

Besser ist es, wenn ich mich nirgendwo einmische und Leni vielleicht zukünftig komplett in Ruhe lasse.

Soll sie mit ihrem Freund und ihrer Tochter auf heile Familie machen.

Alles andere ist nicht mein Problem.

Den ganzen Tag über kommt nichts mehr von Leni.

Nicht einmal eine Entschuldigung für die Backpfeife.

Ich überlege die ganze Zeit, ob ich nicht vielleicht diesen Schritt wagen sollte.

Vielleicht war meine Frage wirklich unangebracht, ich weiß es nicht.

Als dann die erste Bierflasche leer ist, hole ich mir eine neue.

Im gleichen Moment erhalte ich eine Nachricht.

Es ist Stephan, der mir geschrieben hat.

Er fragt, wie das Gespräch denn gelaufen sei.

Ehrlich gesagt möchte ich gerade nicht darüber reden, aber Stephan's Nachricht zu ignorieren wäre auch blöd.

Das hat mein bester Freund nicht verdient.

Daraufhin schicke ich ihm eine Sprachnachricht und erzähle Stephan wirklich alles.

Dabei merke ich, wie gut das eigentlich tut, wenn man sich alles von der Seele redet.

,,Soll ich später mal rumkommen? Dann können wir persönlich reden und dich ablenken", schreibt Stephan dann auf meiner Sprachnachricht hin und ich schreibe ihm, dass er gerne rumkommen kann.

Ich bin ja Zuhause.

Mehrmals öffne ich den Chatverlauf mit Leni, schreibe dann etwas und lösche es wieder.

Sie ist in dem Moment sogar kurz online gewesen und erst hatte ich die Hoffnung, dass sie mir etwas schreiben würde.

Doch Fehlanzeige.

Dann tut ihr die Backpfeife wahrscheinlich nicht Leid.

Ich werde Stephan gleich mal um einen Rat fragen.

Aber vermutlich werde ich meiner Ex schreiben und hoffe, sie würde mir doch noch eines Tages sagen, was Tatsache ist.

Plötzlich Vater?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt