Kapitel 64

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Eine ganze Weile schweigen wir uns gegenseitig an, beziehungsweise warte ich immer noch auf eine Antwort.

Noch immer habe ich meine Arme vor der Brust verschränkt und könnte wirklich platzen, wenn ich an die Bilder denke, welche mir heute Morgen von einer für mich fremden Person zu geschickt worden sind.

Wenn Leni mir nicht bald antwortet, dann sehe ich ihre Reaktion erstmal als Bestätigung.

Dabei habe ich dieser Frau die ganze Zeit vertraut und ihr in allem geglaubt.

Kann man sich in einem Menschen doch so täuschen?

Vor allem schon wieder?

Vielleicht sollte ich langsam doch einsehen, dass ich viel zu gutmütig bin und etwas in meinem Leben daran ändern sollte.

Widerrum bin ich normalerweise kein Mensch, der sofort alles glaubt, was einem zugetragen wird.

Ach, ich weiß doch auch nicht.

Warum muss sowas genau zwei Wochen vor unserem Urlaub kommen?

Zwei Wochen bevor ich einen Antrag machen wollte?!

Zudem frage ich mich auch, wer diesmal dahinter steckt?

Fragen über Fragen, auf die ich gerade selber keine Antwort parat habe.

,,Nochmal..hast du mir was zu sagen oder wie möchtest du mir folgende Bilder erklären?!", kaum habe ich diese Frage erneut gestellt, ziehe ich mein Handy aus der Hosentasche und zeige Leni dann die Bilder, welche ich vorhin geschickt bekommen habe.

Es scheint, als würde sie nach den richtigen Worten suchen.

Langsam aber sicher werde ich wirklich ungeduldig und ich muss echt hier raus, bevor ich noch irgendwas tue, was ich am Ende bereue oder was mir eventuell in irgendeiner Art und Weise schaden könnte.

,,Paul, es ist nicht das, wonach es aussieht. Bitte, du musst mir glauben!", war das einzige, was Leni zu den Bildern zu sagen hat.

Zu den Bildern, wo eindeutig sie zu erkennen ist, wo sie mit einem anderen Mann am rumknutschen ist.

,,Ach nein? Was soll ich bei solchen Bildern denken?", werde ich nun ein wenig lauter und ich erschrecke mich schon fast vor mir selbst, weil ich eigentlich gar nicht so aufbrausend bin.

In Leni's Augen macht sich Angst bemerkbar, aber nie im Leben würde ich ihr Gegenüber meine Hand erheben.

Niemals würde ich eine Frau schlagen, egal wie enttäuscht ich bin!

,,Die Bilder sehen dafür verdammt echt aus und im ersten Moment ist sowas ganz schön schmerzhaft", füge ich noch hinzu.

Was ich jetzt erstmal brauche ist Abstand und diesen werde ich auch nehmen, egal ob die mir zugesandten Bilder wirklich echt sind oder nicht.

Das können sicherlich die Kollegen von der kriminaltechnischen Untersuchung rausfinden.

Einen Augenblick schaue ich Leni noch an, bevor ich mich umdrehe und im Schlafzimmer ein paar Klamotten zumindest erstmal für die nächsten Tage packe.

Ich hoffe bei Stephan schlafen zu können.

Als meine Freundin nach einer Weile immer noch kein Wort sagt, mache ich es eben, bevor ich erstmal ein paar Tage weg bin um nachzudenken.

Plötzlich werden ihre Augen auf einmal so glasrig, was mir widerrum Leid tut.

Aber sobald die Sache geklärt ist, werde ich zurück sein oder vielleicht auch nicht.

Je nachdem ob es sich bestätigt, dass die Bilder wirklich echt sind oder da erlaubt sich jemand einen mehr als schlechten Scherz mit uns.

,,Ich muss erstmal hier raus. Vielleicht kann ich erstmal bei Stephan schlafen", erwähne ich und es zerbricht mir fast schon das Herz, wenn ich Leni so traurig sehe.

Traurig und verletzt.

Mir geht es doch nicht anders, aber Mal im Ernst: was soll ich denn bei solchen Bildern denke, wo sie scheinbar wen anders küsst?

Als ich mich dann umgedreht habe und mit dem Rücken zu ihr stehe, hält Leni mich an meinem Arm zurück.

,,Paul, warte!", nehme ich ihre Stimme wahr.

Doch diesmal liegt ein anderer Klang in ihrer Stimme.

Ich würde mich zu gerne umdrehen und in ihre blauen Augen schauen, aber ich kann irgendwie nicht.

Es würde nichts besser machen und mir selbst noch weh tun.

Ich brauche erstmal einen freien Kopf, damit ich klare Gedanken fassen kann.

,,Du schenkst den Bildern von irgendeiner Person also glauben, ja? Ich dachte du vertraust mir..", höre ich ihre zerbrechliche Stimme sagen und lasse mir ihre Worte immer und immer wieder durch den Kopf gehen.

Ich glaube einer fremden Person mehr als meiner eigenen Freundin.

Die Person, mit der ich seit über 3 Jahren zusammen bin und mit der ich auch eine Tochter habe.

Kurzzeitig schaffe ich es dann doch mich wieder umzudrehen.

Jedoch weiß ich nicht so Recht, was ich antworten soll.

Eigentlich vertraue ich ihr, das habe ich bisher immer getan.

,,Ich.. ähm.. natürlich tue ich das aber ich weiß doch auch nicht", bekomme ich dann nach anfänglichem stottern einen Satz über meine Lippen.

Ohne noch irgendwas zu sagen, laufe ich ins Schlafzimmer, schnappe mir meine Sporttasche und werfe wahllos ein paar Klamotten rein.

Auf dem Weg zur Haustür versuche ich Stephan zu erreichen, welcher nach dem dritten Klingeln rangeht.

,,Hallo Paul. Was gibt es, dass du mich im Innendienst störst?", höre ich dann seine fröhliche Stimme.

Dabei habe ich gehofft, dass er doch Zuhause ist.

,,Paul? Was ist los? Ich merke doch, dass etwas nicht stimmt", fragt mein bester Freund dann, nachdem ich nichts weiter gesagt habe.

,,Ist es möglich, dass ich ein paar Tage bei dir übernachte? Ich wäre jetzt auf dem Weg gewesen, aber du bist ja leider noch arbeiten", komme ich dann direkt auf dem Punkt und sitze gerade im Auto.

Erst wenn das Telefonat beendet ist, würde ich losfahren.

,,Ähm klar, aber du erklärst mir nachher was los ist. Komm zur Wache und hol dir den Schlüssel zu meiner Wohnung."

Ich bedanke mich dann bei ihm und fahre direkt zur Wache.

Von da aus dann zu seiner Wohnung und später muss ich ihm dann wohl erklären, was überhaupt los ist.

Plötzlich Vater?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt