Kapitel 128

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Ein paar Wochen später haben wir erfahren, dass wir einen kleinen Jungen erwarten.
Also quasi einen Mini-Paul. Endlich bin ich nicht mehr der einzige Mann im Haus.
Die Freude ist riesig und natürlich würden wir am liebsten sofort alles was man für ein Baby braucht besorgen und vorbereiten.
Jedoch sollten wir erstmal nicht so voreilig sein und außerdem haben wir ja noch einige Monate Zeit damit.
Gut geholt gehen wir einige Tage später wieder arbeiten. Solange Leni noch arbeiten kann, genießt sie diese Zeit extrem.
Ihre Kollegen und Kolleginnen scheinen auch toll zu sein, denn bisher habe ich von Leni's Seite aus nichts negatives gehört.
Klar kann es in stressigen Momenten Mal dazu kommen, dass man aneinander gerät, aber das ist vollkommen normal. Es kann ja nicht immer Sonnenschein geben.
Nichts geht über ein familiäres Verhältnis auf der Arbeit!
Weitere Wochen später habe ich während meinem Innendienst einen Anruf von Leni erhalten. Das ist eigentlich ungewöhnlich, denn wenn nichts schlimmes wäre, dann würde sie mich nicht mitten in meinem Dienst anrufen.
Zudem habe ich zum Glück auch momentan erstmal nur Innendienst.
Mit zittrigen Händen nehme ich ihren Anruf dann entgegen und bekomme langsam irgendwie auch Bauchschmerzen. Ich erhebe mich von meinem Stuhl und stehe während dem Telefonat mit meiner Frau die ganze Zeit am Fenster meines Büros.
,,Leni? Was ist los?", frage ich zuerst.
Das einzige was zu hören ist, ist ihr unruhiges atmen und wie sie weint.
Oh nein, überhaupt kein gutes Zeichen.
Langsam habe ich mehr als nur ein schlechtes Bauchgefühl.
Ich gebe ihr einen Moment und hoffe, sie schafft gleich mit der Sprache rauszurücken oder ich mache mich direkt auf dem Weg nach Hause.
,,Atme tief ein und aus und dann erkläre mir alles. Oder soll ich sofort nach Hause kommen?", frage ich dann und eigentlich habe ich noch viel mehr Fragen, halte mich aber erstmal zurück um Leni nicht zu überfordern.
Wenn sie so weint, dann ist entweder was mit unseren Kindern oder mit unserem ungeborenen Sohn. Oder vielleicht sogar etwas komplett anderes.
Alleine meine Vermutungen, welche mir gerade in diesem Moment durch den Kopf gehen bekomme ich eine Gänsehaut.
Nachdem Leni mir aber meine Frage nicht beantwortet hat, treffe ich jetzt selber eine Entscheidung und teile ihr diese mit. Da Marc ebenfalls Innendienst hat, frage ich ihn gleich, ob er für den Rest des Tages für mich einspringen kann. Dafür hat er einen Gut bei mir, beziehungsweise bekommt er dafür einen Tag nach Wahl frei.
,,Okay, pass auf. Ich sage kurz einem Kollegen Bescheid und mache mich sofort auf dem Weg nach Hause. Versuch dich bitte etwas zu beruhigen, okay?", teile ich ihr dann meine Entscheidung mit und eine Widerrede akzeptiere ich nicht. Sie braucht mich jetzt und wenn was mit unserem Sohn ist, dann sollten wir umgehend ins Krankenhaus fahren.
,,Danke. Dann bis gleich!", murmelt sie und es versetzt mir einfach nur ein Stich ins Herz. Egal was es ist, ich weiß dass wir es gemeinsam schaffen.
Wir sind schon seit ein paar Jahren ein starkes Team und so wird es auch immer sein.
,,Egal was es ist, wir schaffen das. Ich liebe dich mein Engel!", sage ich noch abschließend und kann mir schon denken, dass sie in diesem Moment wenigstens versucht zu lächeln. Daraus würde ich bald ein ehrliches und ein vom herzen kommendes Lächeln machen.
,,Ich liebe dich auch."
Danach legen wir dann auf und ich suche gleich nachdem Kollegen Westerhoven. Da ich ihn nicht sofort gefunden habe, frage ich bei Mara nach ihm.
,,Hey Mara. Weißt du zufällig wo Marc steckt?", frage ich meine Kollegin dann und im ersten Moment ahnt sie nichts schlimmes.
Mara nickt und verrät mir dann, wo sie den Kollegen zuletzt gesehen hat. Dann schaue ich Mal. Bis eben war Marc nämlich nicht in seinem Büro, vielleicht war er ja auch auf Toilette.
,,Oh hey Chef. Was gibt's?", fragt Marc mich lächelnd, als ich in sein Büro rein komme und er sich in diesem Moment hingesetzt hat.
So schnell wie das Lächeln in seinem Gesicht gekommen ist, ist es auch wieder verschwunden.
Wenn er wüsste, denke ich mir nur.
,,Was ist los, Paul?", fragt Marc und sieht mich ernst an.
,,Ich muss dringend zu meiner Frau. Würdest du mich bitte für heute vertreten?", flehend sehe ich Marc an und wie aus der Pistole geschossen antwortet dieser mit Ja und möchte natürlich wissen was los ist.
,,Erzähle ich dir später. Ich danke dir, dafür bekommst du einen Tag frei."
Darauf nimmt er mich kurz in den Arm und spricht mir gut zu. Aufbauende Worte sind immer gut und ich hoffe, seine Worte würden wahr werden.
,,Meld dich, wenn was ist,ja?", sagt er noch, bevor ich mich sofort auf dem Weg mache.
Daraufhin nicke ich und bedanke mich noch mehrmals dafür bei ihm. Ich bin wirklich dankbar für solch einen tollen Kollegen.
Kurz darauf sitze ich in meiner Uniform im Auto und fahre in einem etwas schnelleren Tempo nach Hause. Je näher ich meinem Ziel komme, desto schneller schlägt mein Herz.

Plötzlich Vater?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt