Mit leichten Rückenschmerzen bin ich am nächsten Tag ziemlich früh wach geworden, obwohl ich mich krank gemeldet habe und eigentlich hätte ich noch länger schlafen können.
Mila würde gleich zur Schule fahren und Isabella muss zum Glück erst in einigen Monaten in den Kindergarten.
Ich bleibe noch einen Moment auf der Couch sitzen um richtig wach zu werden.
Müde reibe ich mir über die Augen und dann höre ich wie eine Tür aufgeht und die Schritte von Leni.
Vermutlich geht sie erstmal ins Badezimmer.
Wie gerne würde ich sie jetzt einfach in den Arm nehmen, sie küssen und versprechen, dass wir diesen Schicksalsschlag zusammen überstehen werden.
Aber leider blockt meine Frau momentan noch ab und scheint mich tatsächlich zu ignorieren.
Irgendwie bereitet mir das ein schlechtes Gewissen, obwohl ich doch keins haben müsste.
Ich kann leider nichts dafür, dass wir unser ungeborenes Baby verloren haben.
Sowas kann leider passieren und lässt sich nicht beeinflussen.
Bestimmt wird es bald wieder etwas anders aussehen und Leni wird mich wieder an sich heran lassen.
Nur gemeinsam schaffen wir das und wir sollten viel darüber reden, wenn nicht sogar professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.
Darüber mit einer neutralen Person zu reden ist vielleicht im ersten Moment schwer, aber kann sicherlich sehr hilfreich sein und gut tun.
Wenn das so weiter geht, dann bin ich noch irgendwann verzweifelt.
Später kümmere ich mich dann um Isabella, damit ich auf andere Gedanken komme und eventuell würde ich Mila schnell von der Schule holen.
Im Laufe des Tages haben Leni und ich nur das nötigste miteinander geredet, was mich langsam wirklich unnormal nervt.
Als ich sie dann gegen Abend in der Küche entdecke, bleibe ich mit verschränkten Armen im Türrahmen stehen.
Mit einem Räuspern mache ich mich bemerkbar und dann dreht Leni sich endlich in meine Richtung um.
Jedoch schaut sie mich nur wortlos an und ihre Augen sprechen Bände.
Wenn ich es kann, dann möchte ich gerne diese Wunden heilen.
Aber man sagt ja, Zeit heilt bekanntlich alle Wunden, was aber noch eine Weile sein wird.
,,Können wir bitte endlich miteinander reden? Das kann doch so nicht weitergehen und ich möchte auch nicht, dass unsere Kinder darunter leiden", fange ich dann an und versuche ruhig auf sie einzureden.
Da sie aber nichts sagt, rede ich weiter und hoffe so das Eis brechen zu können.
,,Ich weiß, dir geht es scheiße. Aber meinst du mir geht es besser? Niemand kann etwas für die Fehlgeburt. Weder du, noch ich und ignorieren bringt uns überhaupt nichts."
Wenigstens schaut Leni mir jetzt in die Augen.
Sie scheint über irgendwas nachzudenken.
Über meine Worte?
Oder ist es doch irgendwas anderes?
,,Wir stehen das zusammen durch und das können wir nur, wenn wir miteinander reden oder indem wir uns professionelle Hilfe suchen", beende ich meinen Monolog und nehme dann ihre Hand in meine.
Einen kurzen Augenblick lang lässt Leni dies zu, aber zieht dann ihre Hand zurück und wendet ihren Blick dann von mir ab.
Auch wenn ich es in diesem Moment nicht sehen kann, so weiß ich, dass sie weint.
,,Professionelle Hilfe suchen? Ich bin doch nicht irre, Paul!", sagt sie schroff und schaut mich dabei mit einem bösen Blick an.
So habe ich Leni in all den Jahren, in denen wir uns kennen und zusammen sind noch nie erlebt.
Außerdem hat sie meinen Vorschlag gerade etwas falsch aufgefasst.
Nur weil man einen Psychologen in Anspruch nimmt, heißt es nicht, dass man automatisch gestört oder verrückt ist.
Ich glaube, ich komme so wirklich nicht weiter, aber dennoch gebe ich nicht auf.
,,Nein, erstmal habe ich das nicht so gesagt und gemeint. Zweitens ist man nicht gleich direkt irre, wenn man zum Psychologen geht. Es gibt Dinge, die sollte man nicht mit sich selber vereinbaren. Sprechen kann soviel bewirken, glaube mir", ich versuche ihr klarzumachen, dass es ziemlich hilfreich ist.
Uns beiden würde das glaube ich gut tun.
Es bringt niemanden etwas wenn unsere Ehe darunter leidet.
Minutenlang sagt Leni kein Wort, sondern starrt mich einfach nur an.
Ich weiß nicht, ob das gut oder schlecht sein soll.
,,Ich gehe Mal ein bisschen an die frische Luft. Wenn was ist, ich habe mein Handy dabei und bin erreichbar."
Ich versuche zu lächeln und gehe mir dann meine Schuhe und eine dünne Jacke anziehen, da das Wetter heute halbwegs in Ordnung ist.
Anschließend stecke ich mein Handy in die Hosentasche und bevor ich dann los spaziere, nehme ich noch mein Haustürschlüssel mit.
Einen klaren Kopf kriegen ist jetzt glaube ich ganz gut.
Statt mit dem Auto zu fahren laufe ich lieber.
So tue ich auch gleichzeitig etwas für meine Figur und wenn ich spontan irgendwo noch was alkoholisches trinken sollte, dann kann ich eh kein Auto mehr fahren.
Anrufe, die eingehen und mir nicht wichtig erscheinen, drücke ich erstmal weg und würde eventuell später irgendwann zurückrufen.
Ich möchte einfach jetzt nur meine Ruhe haben, einen klaren Kopf bekommen und irgendwie mit unserem schrecklichen Verlust klarkommen.
Da stellt sich mir direkt die Frage, ob ich das überhaupt je werde?
Werden wir jemals damit Leben können?
Eines Tages wird die Sonne in unserem Leben bestimmt wieder scheinen und dann wird es sicherlich nochmal klappen ohne eine weitere Fehlgeburt.
DU LIEST GERADE
Plötzlich Vater?!
FanfictionDer 32-Jährige Polizeioberkommissar Paul Richter ist seit über 3 Jahren Single. In einer kleinen Wohnung lebt er alleine in Köln und arbeitet seit 7 Jahren bei der Polizei in Köln-Mülheim. Als Paul sich von seiner Freundin getrennt hat, ist sie bere...