Kapitel 130

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Eine gefühlte Ewigkeit später sind die Untersuchungen soweit durch und nun widmet der Arzt sich uns.

Er schaut Leni und mich mit einem undefinierbaren Blick an.

Meine Bauchschmerzen werden stärker und Leni's Griff um meine Hände verstärkt sich.

Sie hat noch mehr Angst als ich, das spüre ich in diesem Moment extrem, kann es aber sehr gut verstehen.

,,Herr und Frau Richter, es tut mir leid, aber ich habe leider keine gute Nachricht für sie..", beginnt der Arzt dann und sieht uns im Wechsel mitfühlend an.

Mein Magen verkrampft sich und jegliche Hoffnung auf eine gute Nachricht ist bei mir in diesem Moment erloschen.

Es macht die gesamte Situation nicht besser, wenn man uns einen kurzen Moment auf die Folter spannt.

Natürlich möchte man keine schlechte Nachrichten hören, aber da müssen wir nun gemeinsam durch.

Als Ehepaar, als Team und vor allem als Eltern.

,,Sie haben mir ja etwas von Blutung und Unterleibschmerzen erzählt. Ich habe da meine Vermutung gehabt und leider hat sich diese soeben bestätigt", fährt er weiterfort und Leni scheint nun langsam auch etwas zu ahnen.

Ich nehme ihr schluchzen wahr und es bricht mir jetzt schon das Herz.

Mir kommen jeden Augenblick auch die Tränen, aber ich muss jetzt stark bleiben.

Stark für Leni, für die es noch eine Nummer schlimmer ist als für mich.

Sie braucht eine starke Schulter, meine Nähe und ganz viel Liebe.

Hoffentlich lässt sie dass alles auch zu.

,,Es tut mir wirklich leid ihnen das sagen zu müssen, aber das war eine Fehlgeburt. Sie haben ihr Baby leider verloren, Frau Richter."

Fuck.

Ich habe es schon befürchtet und mir fehlen in diesem Moment einfach nur die Worte.

Mein Herz zerbricht in tausend Teile und ich will einfach nur weg von hier, aber ich kann nicht.

Ich kann und will meine Frau jetzt nicht alleine lassen.

Das wäre absolut falsch und wir leiden beide.

Dementsprechend müssen wir diesen Schicksalsschlag zusammen durchstehen.

Die nächsten Tage und Wochen werden alles andere als einfach und ich hoffe nicht, dass das alles eine negative Auswirkung auf unsere Ehe hat.

Daraufhin nehme ich Leni einfach nur in den Arm und verspreche ihr, dass wir gemeinsam diesen Schicksalsschlag überstehen werden.

In guten wie in schlechten Zeiten.

So haben wir es uns bei unserer Hochzeit gegenseitig versprochen.

Wir bekommen noch ein paar Flyer von sehr guten Psychologen und fahren dann erstmal nach Hause.

Leni zieht sich sofort zurück und ich fühle mich gerade ein wenig überfordert.

Mir geht gerade soviel durch den Kopf.

Soll ich direkt zu Leni gehen oder ihr doch lieber etwas Zeit geben bis sie von alleine auf mich zu kommt?!

Fragen über Fragen.

Ich bitte meine Schwester Mila nachher von der Schule abzuholen und mit zu sich zu nehmen.

Isabella ist bei Leni.

Zu einem späteren Zeitpunkt würde ich mit meiner kleinen Schwester darüber sprechen und natürlich mit anderen engsten vertrauten auch.

Ich gehe jetzt erstmal kurz an die frische Luft.

Vielleicht bekomme ich so einen klaren Kopf.

Immer wieder gehen mir die Worte des Arztes durch den Kopf und es fühlt sich an, als würden wir uns in einem schlimmen Albtraum befinden.

Doch leider ist es die pure Realität und bis wir das endgültig realisiert haben, wird es seine Zeit dauern.

Jetzt wo ich kurz alleine bin lasse ich meinen Tränen freien Lauf und es tut gerade so gut.

Diesmal haben wir kein Glück gehabt.

Kann ja leider nicht immer so sein, aber in dem Fall besonders schade.

Nachdem ich mich einigermaßen gefangen und beruhigt habe, gehe ich wieder rein und gehe dann rüber ins Wohnzimmer.

Aus dem Kühlschrank habe ich mir noch ein Kölsch geholt und ich habe beschlossen, Leni immer noch in Ruhe zu lassen.

Sie würde schon zu mir kommen, wenn ihr danach ist.

Bei einem Kölsch bleibt es natürlich nicht.

Noch am selben Tag habe ich Marc gebeten, für mich Morgen einzuspringen, da es mir nicht gut geht.

Es ist zwar ziemlich spontan, aber der Kollege hat dafür vollstes Verständnis gezeigt und zu gegebem Zeitpunkt werde ich mich natürlich öffnen.

,,Hey Paul! Natürlich springe ich ein! Überhaupt kein Problem. Wünsche Dir eine gute und schnelle Besserung 😊 Gruß Marc ☺️", hat er mir noch geantwortet und ich bin wirklich froh ihn zu haben.

In solchen Momenten wird einem wieder bewusst, wie sehr man sich auf seine Kollegen verlassen kann.

Auch in den nächsten Stunden lässt Leni sich nicht bei mir blicken.

Ab und an habe ich Mal an der Schlafzimmertür geklopft und gefragt, ob ich rein kommen kann, jedoch habe ich leider immer wieder die gleiche Antwort erhalten.

Ich solle sie in Ruhe lassen und letztendlich habe ich die darauffolgende Nacht sogar auf der Couch geschlafen.

Ein Glück habe ich mich für Morgen krank gemeldet.

Plötzlich Vater?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt