Kapitel 67

80 6 1
                                    

Tatsächlich hat Charly etwa eine Stunde später etwas herausfinden können.

Manchmal bin ich wirklich erstaunt, wie gut und zuverlässig diese Frau in ihrem Job ist.

Etwas nervös bin ich vor der Labortür auf und ab gelaufen.

In meinem Kopf haben sich viele Dinge und Gedanken abgespielt, sodass ich mich fast schon wundere, dass ich noch keine Kopfschmerzen habe.

Mein Herz rast nun um einiges schneller und irgendwie fange ich auch noch anzuschwitzen.

Was geht denn jetzt mit mir ab?

Gleich würde ich hoffentlich Gewissheit haben und dann kann ich mir weiter Gedanken machen, wie es nun in Zukunft weitergeht.

Natürlich hoffe ich irgendwo, dass die Bilder Fake sind.

Denn wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, möchte ich nicht, dass Leni wieder zu meiner Vergangenheit gehört.

Diese Frau bedeutet mir wirklich wahnsinnig viel und ich liebe sie einfach unglaublich.

Einer der Gründe warum ich vermutlich dazu bereit bin, ihr fast jeden Fehler zu verzeihen.

Diese Frau soll nicht wieder zur Vergangenheit werden, sondern endlich zu meiner Zukunft und nichts anderes.

Nach einer gefühlten Ewigkeit geht die Tür zu Charly's Labor auf und nun steht sie lächelnd vor mir.

Ob ich das als gutes Zeichen auffassen kann?

Ich glaube aber schon, denn ein wenig kenne ich Charly auch schon, auch wenn wir nicht sonderlich viel im Vergleich zu anderen miteinander zu tun haben.

,,Magst du einmal mit rein kommen? Ich konnte nämlich etwas herausfinden und würde das nur ungern auf dem Flur besprechen", sagt sie dann und nachdem ich genickt habe, folge ich ihr rein und schließe dann hinter uns die Tür.

Gespannt schaue ich sie ununterbrochen an und meine vollste Aufmerksamkeit hat sie auch.

Gleich würde ich wissen, was Sache ist.

Sollten die Bilder nicht echt sein, dann bin ich Leni mehr als nur eine fette Entschuldiung schuldig und ich bin dann offiziell der größte Idiot auf diesem Planeten.

Hoffentlich kann ich es dann irgendwie wieder gut machen, wenn das alles ein böser 'Streich' gewesen ist.

Aber wer sollte dahinter stecken?

Wer könnte uns unser Glück nicht gönnen?

Man könnte nun meine Ex verdächtigen, wie ich aber noch erfahren sollte, war sie es diesmal nicht, sondern jemand aus Leni's Vergangenheit.

Bedeutet für mich, jetzt sollte ich erst recht auf meine beiden Frauen aufpassen.

,,Ich kann dir schon einmal eines vorwegnehmen..", fängt Charly dann an und legt ihre Hand auf meiner Schulter.

Wie ich es besonders in diesem Moment hasse, dass sie nicht einfach Klartext redet.

Immerhin ist es eine schon ernste Angelegenheit.

,,Auch wenn die Bilder verdammt real aussehen, so kann ich dir sagen, dass dem nicht so ist. Da konnte jemand sehr gut mit Photoshop arbeiten."

Als sie mir das erzählt hat, gefriert mir das Blut in den Adern.

Wie erstarrt sitze ich auf einem Stuhl und starre die Brünette fassungslos an.

Ich bin so ein verdammter Idiot!

Warum glaube ich auch sofort Bildern und nicht erstmal der Frau, die seit 3 Jahren an meiner Seite ist?!

Die mich bedingungslos liebt und mir vor fast 10 Jahren den schönsten Liebesbeweis in Form unserer Tochter gemacht hat.

Ich kann es gerade nicht fassen und ich sollte mir glaube ich selber eingestehen, dass mein Verhalten absolut scheiße und Leni gegenüber verletztend war.

Schuldbewusst verstecke ich mein Gesicht hinter meinen Händen.

Ich habe meiner eigenen Freundin misstraut, ihr sowas zugetraut und mich sogar noch mit ihr deshalb gestritten.

,,Alles in Ordnung, Paul?", fragt Charly und sieht mich besorgt an.

Nun schaffe ich es auch wieder Augenkontakt mit ihr aufzunehmen.

Ob alles in Ordnung ist?

Wohl eher nicht.

Erst Recht nicht, nachdem sie mir gesagt hat, dass die mir zugesandten Bilder in keinster Weise echt sind.

,,Nein", antworte ich kurz und knapp, erläutere ihr aber noch den Grund.

Nach dieser Erkenntnis werde ich dennoch erstmal bei Stephan bleiben und mir etwas einfallen lassen, wie ich mich bei Leni entschuldigen kann.

Ich traue mich derzeit nicht ihr in die Augen zu schauen.

Warum schenke ich auch einer fremden Person glauben, anstatt meiner eigenen Freundin?

Ich hasse mich sogar schon selbst dafür.

,,Die Kollegen werden sicher noch genaueres zu der unbekannten Person herausfinden und ich bin mir sicher, dass zwischen euch bald alles wieder gut werden wird. Ihr seid füreinander geschaffen!", redet Charly gut auf mich ein und kurz danach haue ich dann wieder ab.

Erstmal muss ich irgendwie den Kopf frei bekommen und mir etwas einfallen lassen.

Ehrlich gesagt fühle ich mich schon ziemlich schlecht und das vielleicht nicht ganz zu Unrecht.

Wie so oft wenn ich Nachdenken möchte, spaziere ich am Rhein entlang.

Es ist wie immer ein bisschen was los hier in Köln.

Als ich eine Stunde später wieder in der Wohnung meines besten Freundes bin, rufe ich erstmal bei meiner kleinen Schwester an.

Ich habe sie kurz vorher gefragt, ob sie gerade etwas Zeit hat und dem ist auch so.

Es tut wirklich so gut ihre Stimme zu hören, vor allem wenn meine Schwester lacht, erwärmt es wirklich mein Herz.

Im Hintergrund höre ich meine kleine Nichte, weswegen ich mir ein kleines schmunzeln nicht unterdrücken kann.

,,Genug Smalltalk. Du rufst doch bestimmt nicht ohne Grund an, oder?", fragt Ramona mich und sie hat wirklich ein gutes Gespür.

Oder ich bin zumindest bei meiner Familie gut zu durchschauen.

,,Ja, ich brauche ein offenes Ohr!", gestehe ich ihr und rede mir alles von der Seele, was ziemlich gut tut.

Von Minute zu Minute fühle ich auch wirklich erleichterter, auch wenn ich mir von Ramona anhören könnte, dass ich manchmal wirklich ein Idiot bin.

,,Ich weiß, Mona, und ich hasse mich dafür selber. Dabei vertraue ich ihr doch", sage ich seufzend und lasse mich auf der Couch nieder.

Meine Schwester gibt mir sogar ein paar Tipps, wie ich es wieder gut machen kann.

,,Danke dir. Ich liebe dich, Schwesterherz!", sage ich noch zum Schluss und muss dabei Lächeln.

,,Nicht dafür, Paul. Dafür sind Geschwister doch da und ich liebe dich auch."

Anschließend rede ich noch kurz mit meiner Nichte und dann beenden wir das Telefonat.

Plötzlich Vater?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt