Kapitel 136

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Eine Woche später habe ich dann meine erste Sitzung beim Psychologen.

Leni ist bei ihrer Meinung geblieben und nicht mitgekommen.

Eigentlich schade, aber ich kann und möchte meine Frau auch nicht zwingen.

Trotzdem verliere ich nicht die Hoffnung, dass sie sich bald umentscheiden wird, wenn Leni merkt, wie hilfreich dieser Schritt ist und dass es absolut nicht falsch ist.

Vielleicht ermutigt sie es, wenn ich den Anfang mache und davon etwas berichte.

Während ich also meine allererste Sitzung habe, sind Leni und Isabella mit einer Freundin von Leni unterwegs.

Pünktlichkeit um 10 Uhr habe ich dann mein Ziel erreicht.

Ein paar Minuten verbleiben mir noch bis ich rein muss und diese nutze ich, um nochmal Luft zu schnappen und natürlich auch um nochmal tief ein und auszuatmen.

Neben meiner Frau wussten nur noch meine Eltern und inzwischen auch meine Schwester von allem und auch von meinem Schritt zur professionellen Hilfe.

Nach 5 Minuten gehe ich dann so langsam rein.

Im gleichen Moment habe ich eine Nachricht erhalten, welche ich noch kurz lese, bevor ich dann mein Handy erstmal auf stumm schalte.

Eine Nachricht ist von meiner Mutter und die andere von meiner kleinen Schwester.

Ehrlich gesagt habe ich schon etwas Hoffnung gehabt, dass Leni mir vielleicht geschrieben hat und mir irgendwas ermutigendes geschrieben hat.

Natürlich kann sie das auch gebrauchen und ich bemühe mich das täglich zu tun.

,,Wir wünschen Dir viel Erfolg und sind zuversichtlich, dass dieser Schritt Dir hilft und sicherlich wird Leni auch die Hilfe in Anspruch nehmen. ☺️ Gib ihr die nötige Zeit, Paul. Wir sind für Dich jederzeit da und haben dich lieb 💋♥️ Mama und Papa", schreibt meine Mutter und ich antworte ihr direkt.

Was für schöne Worte sie da wieder geschrieben hat.

Meine Schwester hat sowas ähnliches geschrieben.

,,Hallo Bruderherz 🫶 ich bin in Gedanken bei Dir und bin unglaublich stolz auf Dich, weil dieser Schritt für manche nicht einfach ist. Du warst schon immer mein Held und ein starker Kämpfer! 😘 Das mit Leni wird schon, glaube mir. Sie braucht etwas Zeit, weil es für sie auch nicht einfach ist. Vielleicht rede ich die Tage Mal mit ihr. Ich hab dich lieb, vergiss das nicht! ♥️♥️"

Daraufhin antworte ich einfach nur mit einer Reihe von Herzen und betrete dann das Gebäude.

Am Empfang angekommen werde ich sehr herzlich begrüßt und direkt gefragt wie man mir denn weiterhelfen könnte.

,,Paul Richter mein Name. Ich habe gleich eine Sitzung bei Herrn Sommer um einen Verlust zu verarbeiten", schildere ich mein kleines Anliegen und daraufhin weist die Dame mich in den jeweiligen Raum, welcher gleich um die Ecke ist.

Dort habe ich dann auch nur noch ein paar Minuten warten müssen.

Der Raum, in welchem ich mich gerade und bei den nächsten Terminen befinde, strahlt sofort ein Gefühl von Wohlfühlen aus.

Man könnte fast schon nicht meinen, dass hier ein Psychologe mit seinen Patienten zusammen arbeitet.

Es strahlt Fröhlichkeit und Herzlichkeit aus.

Neben einem Sofa, einem Tisch und einem weiteren Stuhl hängen noch schöne Bilder an den Wänden.

Zudem gibt es noch Getränke für Zwischendurch und eine große Fensterfront erhellt den Raum nochmal um einiges mehr.

Als dann Herr Sommer rein kommt und sich auf den Stuhl gegenüber von mir setzt, stellt dieser sich erstmal vor und bietet mir sogar das Du an.

,,Mein Name ist übrigens Max. Wenn es angenehmer ist, dann können wir uns gerne dutzen."

Dieses Angebot nehme ich natürlich an und so dutzen wir uns und sprechen uns gegenseitig mit dem jeweiligen Vornamen an, was die ganze Situation ein wenig angenehmer macht und im Laufe des Gesprächs fällt meine Anspannung weg.

Max hört mir geduldig zu und lässt mich einfach nur sprechen.

Ich soll alles erzählen.

Was passiert ist, was mir durch den Kopf geht und was meine Gefühle angeht.

,,Dieser Verlust unseres ungeborenen Babys ist schon schlimm, aber dass meine eigene Frau sich momentan so von mir distanziert, ist noch schlimmer. Natürlich leidet sie genauso wie ich und vielleicht kann ich ihre Reaktion irgendwann nachvollziehen", sage ich dann ehrlich und mache eine Pause, damit Max auch Mal zu Wort kommen kann.

Ich musste mich gerade echt zusammenreißen nicht dabei zu weinen, was ich am liebsten getan hätte.

Aber vor ihm wäre mir das total unangenehm, obwohl es mir das gar nicht sein muss, denn ich bin bestimmt nicht der erste.

,,Ich kann mir vorstellen, wie sehr dich das alles belastet. Aber du musst dich auch in deine Frau hineinversetzen, für sie ist das alles noch einmal schlimmer. Ich bin ziemlich sicher, dass sie sich dir wieder annähert und sich auch helfen lässt, wenn man ihr etwas Zeit gibt. Wir schaffen das zusammen und mit jeder Sitzung wird es ein wenig besser", sagt Max und lächelt mich ermutigend an.

Seine Worte in Gottes Ohr.

Nach fast zwei Stunden bin ich dann für heute entlassen.

In zwei Tagen würden wir uns nochmal sehen und ich bin gespannt wie die nächsten Wochen so werden.

Jedenfalls hat es jetzt schon gut getan ein bisschen darüber zu reden.

Plötzlich Vater?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt