Kapitel 165

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Was ich dann zu hören bekomme, lässt mir das Blut in den Adern gefrieren.

Erstmal sitze ich wie erstarrt neben meiner Schwester, lasse mir ihre Worte noch einige Male durch den Kopf gehen und versuche diese zu realisieren.

Ich bin wirklich mehr als geschockt, wenn nicht sogar enttäuscht und hätte mit dieser Sache niemals gerechnet.

Mir fehlen wirklich die Worte und ich muss mich zusammenreißen, damit Ramona nicht noch unnötig Angst vor mir bekommt.

,,Mein Mann ist mir gegenüber handgreiflich geworden. Ich habe zum Glück den Mut gehabt ihn rauszuschmeißen!", gesteht sie mir dann und anfänglich traut sie sich nicht mir in die Augen zu sehen.

Wenn ich den Typ in die Finger kriege, dann kann er sich aber sowas von Abschied von seinem Leben nehmen.

Dass er sich nicht schämt die Mutter seines Kindes zu schlagen!

Allgemein ist es ein No-Go eine Frau zu schlagen oder auch anders herum.

Ich bin so wütend, dass ich es am liebsten raus lassen würde, aber in der Anwesenheit meiner Schwester mache ich das besser nicht!

Ramona vergräbt den Kopf in ihren Händen und weint bitterlich.

Daraufhin ziehe ich sie wortlos in meine Arme und lasse sie solange nicht los, wie es nötig ist.

Mit einer Hand streichel ich über ihren Rücken und flüster ihr zwischendurch etwas zu.

Wir schaffen das und ich werde persönlich dafür sorgen, dass dieser Mistkerl nicht ungestraft davon kommen wird.

,,Es wird alles gut werden, versprochen! Ich bin an deiner Seite!", murmel ich und irgendwann lösen wir uns voneinander, da es leider ein wenig ungemütlich wird.

Aus dem Badezimmer hole ich eine Packung Taschentücher, damit meine Schwester sich die Tränen einmal wegwischen kann.

Sie tut mir wahnsinnig leid und ich hoffe einfach, dass ihr Mann jetzt nicht noch weiter durchdreht.

Ich komme darauf echt immer noch nicht klar.

Wie kann man sich so in einem Menschen getäuscht haben?

Was war der Auslöser für sein Handeln?

Als sie sich zumindest ein wenig wieder eingekriegt hat, brennen mir ja ehrlich gesagt schon ein paar Fragen auf der Zunge.

Unsicher schaue ich aus dem Fenster und wieder zurück zu meiner kleinen Schwester und überlege einmal mehr, ob ich sie mit meinen Fragen wirklich schon konfrontieren soll?

Früher oder später sollte sie ja schon eine Anzeige machen und wird sich dann dem ganzen stellen müssen.

Alleine schon um diese häusliche Gewalt zu verarbeiten, denn dieser "Mann" ist keine einzige Träne wert und auch nicht, dass es ihr weiterhin schlecht geht und Ramona noch lange darunter leidet.

Jedoch wird die Angst sie noch eine gewisse Zeit lang begleiten, was ja auch vollkommen normal ist, wenn man schon in so einer schrecklichen Situation gewesen ist.

Letztendlich entscheide ich mich dafür, nicht alles zu fragen, was mir durch den Kopf geht.

Das würde ich nach und nach machen.

,,War es das erste Mal gewesen?", fragend und mit einem ernsten Blick sehe ich in ihre blauen Augen.

Ich erkenne deutlichen Schmerz, Angst und nichts als Enttäuschung.

Ach Mensch meine arme Schwester.

Gerade sie hat nur das Beste dieser Welt verdient.

,,Ehrlich Antwort? Nein!"

Fassungslos springe ich von der Couch auf und balle meine eine Hand zu einer Faust.

Minutenlang starre ich aus dem Fenster, bevor ich mich wieder zu meiner Schwester umdrehe.

,,Du musst ihn unbedingt anzeigen, Mona!", sage ich dann bestimmend, auch wenn ich mir ihre Reaktion schon denken kann.

Immerhin habe ich nicht das erste Mal mit Opfern von häuslicher Gewalt zu tun, was wirklich erschreckend ist.

,,Nein Paul, das kann ich nicht. Wer weiß wozu er noch in der Lage ist..", antwortet sie und genau damit habe ich gerechnet.

Ich trinke ein Schluck Wasser und setzte mich wieder neben ihr.

,,Genau deshalb ja. Meine Kollegen und ich sorgen dafür, dass er seine gerechte Strafe bekommt und eventuell können wir auch ein Annäherungsverbot bewirken", rede ich ruhig auf sie ein und halte dabei ihre Hand.

Ich möchte nur das Beste für sie und solche Menschen sollte man nicht ungestraft davon kommen lassen.

Er soll nicht die Chance haben sich noch an andere Frauen zu vergreifen.

,,Du hast ja Recht. Aber gib mir erstmal ein bisschen Zeit und dann komme ich zu euch rum, ja?", bittet sie mich und nun schauen mich zwei blaue Augen an.

Aber natürlich gebe ich ihr die nötige Zeit.

In keinster Weise würde ich jemanden dazu drängen sofort auf unsere Dienststelle zu erscheinen.

Daraufhin nicke ich.

,,Natürlich. Wir schaffen das gemeinsam, ok?"

Dankbar lächelt sie mich an und jetzt machen wir uns noch ein paar schöne Stunden bevor ich wieder zu meiner Familie zurück fahre.

Plötzlich Vater?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt