Kapitel 66

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Am nächsten Morgen frühstücken Stephan und ich gemeinsam.

Er muss erst gegen Nachmittag zur Schicht, weswegen wir die nächsten paar Stunden natürlich zusammen verbringen und ich weiß, was auch heute wieder ein Gesprächsthema sein wird.

Tatsächlich habe ich gleich nach dem Aufstehen einen Blick aufs Handy gewagt und was soll ich sagen?

Leni hat mich gestern Abend und heute sogar auch schon versucht mehrmals zu erreichen.

Sowohl per Anruf, als auch über sämtlichen Nachrichten, welche ich von ihr erhalten und noch nicht wirklich gelesen habe.

So wirklich viel habe ich letzte Nacht nicht geschlafen.

Meine Gedanken haben mich wirklich noch einige Zeit wach gehalten.

Bis ich die richtige Position zum Schlafen gefunden habe, hat es auch nochmal einen Moment gebraucht.

Noch komischer fühlt es sich aber an, wenn man feststellt, dass keiner neben einem liegt.

Ein absolut merkwürdiges Gefühl, wenn die Person, die du liebst nicht neben dir liegt.

Dann aber fällt mir Recht schnell wieder ein, warum die Situation so ist, wie sie momentan eben ist.

Beim Frühstück unterhalten wir uns erstmal über die alltäglichen Dinge, bevor wir uns wieder mit dem Thema Leni befassen.

Gestern Abend habe ich mit Stephan vereinbart, dass wir nachher gemeinsam zur Wache fahren und mein Handy mit den Bildern an die KTU für weitere Untersuchungen übergeben.

Die Kollegen können dann recht schnell herausfinden, ob die Bilder echt sind und gegebenfalls herausfinden, wer mir die besagten Fremdgeh-Bilder zukommen lassen hat.

,,Hast du denn gut geschlafen?", lenkt Stephan das Thema dann ab und da mir nichts anderes übrig bleibt, bin ich gleich ehrlich.

Denn würde ich ihm jetzt eine Lüge auftischen, dann wird mein bester Freund mir eh nicht glauben.

Dafür kennen wir uns gegenseitig zu gut mittlerweile und wir sind bisher immer ehrlich zueinander gewesen.

Das ist eben eine von vielen Bedingungen, die eine gute und ehrliche Freundschaft ausmacht.

,,Zu wenig. Es hat lange gedauert bis ich eingeschlafen bin, denn meine Gedanken haben mich noch lange wach gehalten und irgendwie fühle ich mich auch mies", gestehe ich, schaue ihm dabei in die Augen und trinke dann erstmal einen großen Schluck vom Kaffee.

Den konnte ich gerade wirklich mehr als nur gebrauchen.

Mitleidig sieht Stephan mich an.

Dabei ist Mitleid das letzte, was ich überhaupt möchte.

Niemand wünsche ich in meiner Situation zu sein, aber Stephan hat ja ganz zuversichtlich gesagt, dass sich bestimmt alles klären würde und die Wahrheit noch ans Licht kommen würde.

Ich hoffe das wird es auch.

,,Wir bekommen das alles hin, Paul. Ich bin für dich da und du kannst natürlich solange bleiben, wie du magst."

Dankbar lächel ich Stephan an.

Eine Stunde vor Beginn seiner Schicht machen wir uns dann auch schon auf dem Weg.

Wir würden gleich direkt zur kriminaltechnischen Untersuchung gehen.

Auf dem Weg dorthin mache ich mir viele Gedanken, was mein bester Freund auch gleich bemerkt, aber vorerst unkommentiert lässt.

Ich denke darüber nach, wie es zwischen Leni und mir weitergehen soll.

Soll es das wirklich unser Ende vom Anfang sein?

Vom Anfang unserer weiteren gemeinsamen Zukunft?

Ich habe immerhin einen Antrag in Planung gehabt und auch war es mein Plan, in naher Zukunft mit dieser Frau noch ein zweites Kind zu bekommen.

Einen Mini-Paul.

Bei dem Gedanken daran muss ich ein wenig Lächeln.

So eine Mini-Version von mir als kleiner Junge wäre doch Zucker.

,,Was lächelst du denn jetzt auf einmal so?", fragt Stephan, als dieser gerade vor unserer Dienststelle geparkt hat und wir dabei sind auszusteigen.

,,Ach nichts..", antworte ich einfach nur und mit einer hochgezogenen Augenbraue sieht er mich an.

,,Erzähle ich dir später. Lass uns erstmal rein gehen und den Part mit mir hinter uns bringen", sage ich bestimmend und nur wenige Sekunden später sind wir dann drin.

Irritiert schaut Fuchs mich an.

,,Ich dachte du hast Urlaub?", fragend bleibt Martin stehen und schaut mich an.

Besonders Fuchs kann man einfach nichts vormachen.

Aber ich mag ihn wirklich sehr gerne für seine Art.

,,Habe ich auch. Es ist Zuhause nur etwas passiert, was ich den Kollegen von der KTU übergeben möchte", erkläre ich ihm kurz und knapp und mir ist bewusst, dass seine Neugier damit noch längst nicht gestillt ist.

Als dieser dann aber nach Leni fragt, mischt Stephan sich nun auch ein.

,,Das ist erstmal nur nebensächlich. Lass Paul zu den Kollegen gehen und wir sollten uns wieder an die Arbeit machen, bevor Klaus nachher noch meckert."

Dankbar lächel ich ihn an und dann zieht Stephan Martin schon förmlich mit ins Büro.

Einen Moment bleibe ich wie angewurzelt stehen, gehe dann aber nach einem weiteren Moment zu Charly, welche für mein Anliegen zuständig ist.

Dann wollen wir Mal hoffen, dass auch dieses Mal wieder auf Charly Verlass ist und sie mir weiterhelfen kann.

Das kann sie aber ganz bestimmt.

Plötzlich Vater?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt