Kapitel 84

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--------Zeitsprung: einige Monate später----------

Die letzten Monate gingen sehr schnell rum. Sophia wurde immer größer und war jetzt schon fast 2 Jahre alt. Es waren noch 2 Wochen bis zum Geburtstermin. Ich hatte meine Auftritte schon alle hinter mich gebracht und Flo seine letzten waren nun auch vorbei.
Weil gerade Flos Eltern in Frankfurt waren, beschlossen wir für 3 Tage in eine kleine, abgelegene Holzhütte zu fahren. Immerhin hatten wir keine richtigen Flitterwoche, weil noch Interviews, Auftritte etc. anstanden.
Die kleine, niedliche Holzhütte war mitten in einem Wald, in einen kleinen Dorf, sehr abgelegen, aber nicht weit von zu Hause. Flos Eltern passten auf Sophia auf.
Als wir ankamen staunte ich, denn es war eine wunderschöne Umgebung. Wir stellten unsere Taschen ab und gingen erstmal spazieren. Die Sonne schien mir ins Gesicht, aber es war sehr kalt, immerhin war es Januar.
Als wir dann wieder in die Hütte gingen, um uns aufzuwärmen, setzten wir uns vor den wunderschönen Kamin. Flo wickelte mich in eine Decke und brachte mir eine heiße Schokolade. Danach legte er sich neben mich und streichelte meinen Kopf. Dabei sagte er: „Ach mein Schatz, das alles erinnert mich an Weihnachten! Bis jetzt ist unsere Ehe so wunderschön und ich hoffe das wird so bleiben!" Ich nickte und wir kuschelten eine Weile. Nachdem wir auch gegessen hatten und es draußen schon stockfinster war, merkte Flo, wie mir meine Augen vor Müdigkeit schon zufielen. Er lachte, nahm mich hoch und flüsterte außer Atem: „Ok, langsam könnte der kleine Mann mal rauskommen. Lange kann ich die Mama so nicht mehr tragen." Ich schmunzelte und küsste Flo.
Als er mich aufs Bett gelegt hatte, schlief ich sofort ein.

Der nächste Tag begann mit einen wunderschönen Frühstück. Ich schaute aus dem Fenster und sah, dass es wieder ein wundervoller Tag war, also gingen wir gleich spazieren.
Flo nahm meine Hand und wir liefen herum. In dem kleinen Dorf war Markt. Einige Leute erkannten uns und wollten Fotos, wir kamen mit dem Pfarrer der kleinen Gemeinde ins Gespräch: „Ja, hier ist nur einmal im Monat Markt, weil die Anfahrt so schwierig ist! Wollen sie mal unsere Kirche sehen? Wir haben nicht oft solche „hohen" Gäste." Ich musste lachen und antwortete mit Vergnügen: „Ja, natürlich, vielen Dank!"
Die Kirche war wirklich richtig toll. Der Pfarrer hatte direkt daneben seine Wohnung. Und daneben wohnte eine etwas ältere Frau mit 6 Kindern. Die Kleinen tanzten um uns rum und sangen „Atemlos". Begeistert stieß ich Flo an: „Wenn wir erstmal soviele haben!" Dabei streichelte ich meinen Bauch. Wir verbrachten einen wunderbaren Tag, mussten aber eher reingehen, weil ein großes Gewitter kam.
Gemeinsam lagen wir Arm in Arm im Bett und schliefen friedlich ein.

Mitten in der Nacht spürte ich auf einmal ein Stechen im Bauch. Langsam drehte ich mich ein Stück von Flo weg, ich wollte nicht, dass er sich Sorgen machte. Ich schaute auf den Wecker – es war 2:00Uhr nachts. Ein Blick aus dem Fenster – es gewitterte immer noch und der Regen knallte auf die Erde. Beruhigens sprach ich zu meinem Bauch: „Keine Angst Kleiner, das ist nur Gewitter". Ich versuchte einzuschlafen, aber die Schmerzen hörten nicht auf.
Ich wälzte mich im Bett herum, bis ich schließlich aufstand.
Leise tippelte ich ins Bad und setzte mich auf die Toilette. Immer hektischer streichelte ich meinen Bauch. Der Schmerz wurde stärker und ich schrie leicht auf.
Von draußen hörte ich, wie Schritte auf das Bad zu kamen. Ich hörte Flos verschlafene Stimme: „Lene, alles klar?". „Ja" rief ich, doch danach schrie ich nochmal auf.
Wie ausgewechselt kam er hereingerannt: „Schatz, was ist los?" Beruhigend antwortete ich: „Ich glaube die Fruchtblase ist geplatzt. Wir werden Eltern!" Er packte schnell die Sachen, stützte mich und setzte mich sanft im Auto ab. Er lächelte gezwungen und fuhr los. Ich bemerkte natürlich, dass er total panisch war, bis dahin hatte er kein Wort gesagt, wahrscheinlich weil er noch viel zu verschlafen war.
Leider kamen wir mit dem Auto nicht weit. Durch den Regen blieb es kurz vor der Kirche, bei der wir gestern waren, im Schlamm stecken.
Es war mittlerweile 5 Uhr und meine Schmerzen wurden etwas stärker. Jetzt begann Flo alles raus zulassen: „Helene, ganz ruhig, ich hole Hilfe, ich bin da, ich...." „Ja, es ist alles gut Schatz, das ist nicht die erste Geburt" beruhigte ich ihn grinsend.
Flo klingelte stürmisch bei dem Pfarrer, der ließ uns in seine Wohnung und rief einen Krankenwagen. Mit betrübten Gesicht kam er zurück: „Es tut mir Leid, es wird wohl eine Weile dauern, Bäume sind umgekippt und das ist der einzige Weg zum Dorf!"

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