Kapitel 149

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Die nächsten Proben vergingen, jeder Tag ging an uns vorbei und dann war es endlich soweit!
Das erste Konzert - endlich wieder eine Tour nur für meine Fans - wir starteten in Hamburg.
Vier Stunden vorher war ich richtig aufgeregt. Sozusagen war das ja mein "Comeback". Sophia war auch beim ersten Auftritt dabei. Zum Glück war es ein samstag, deswegen konnten auch Flo und Felix bei uns sein. Auch Markus war mit Amelie da. Sie hatte im krankenhaus zwei neue Freundinnen gefunden, welche mich sehr mögen.

Als Überraschung durften sie mich treffen und beim Konzert dabei sein. Ich wartete bereits sehnsüchtig auf die kleinen Zaubermäuse, bis sie endlich durch die Tür vom Backstagebereich kamen. Amelie rannte auf mich zu und umarmte mich ganz fest.
Die anderen Beiden standen schüchtern neben ihren Eltern und schauten mich mit unglaublich großen Augen an.
"Hallo ihr zwei Süßen." Vorsichtig ging ich in die Hocke und streckte meine Hände aus: "Wie heißt ihr?" - "Ich heiße Marlene." - "Ich bin Vivi." stammelten sie schüchtern vor sich hin. "Ihr braucht keine Angst vor mir zu haben, kommt mal her." Sofort drückte ich Beide an mich und schon lächelten sie. Das Eis war gebrochen und es wurde erzählt, erzähl, erzählt.
Die Zeit verging schnell und ich musste hinter die Bühne. Ich verabschiedete mich und ging dann auf meine Position.
Die ersten Töne erklangen und ich wurde auf die Bühne geschossen. Menschenmassen jubelten mir zu und die Stimmung war mehr als ausgelassen.

Die ersten Lieder vergingen und mitten drin wurde es etwas dunkler, Sophia trat auf die Bühne und ich erklärte kurz: "So ihr Lieben. Das ist meine Tochter. Ihr kennt sie sicher noch von früher! Die Kleine ist jetzt ganz Groß und möchte euch zeigen, was sie alles kann. Wir spielen jetzt ein ganz besonderes Lied - "Let it go". Wir widmen es meiner kleinen Nichte Amelie, die leider schon viel zu viel in ihrem Leben durchmachen musste. ich hoffe es gefällt euch."
Ein leichtes Zwinkern wanderte zu Amelie ins Publikum, weil ich wusste wo sie saß. Dann begannen wir und es war wunderschön!
Natürlich war ich ziemlich gerührt, aber es tat im Herzen gut zu wissen, dass Amelie jetzt überglücklich war.
Das Konzert ging weiter, Sophia ging wieder hinter die Bühne und wir verzauberten die Fans weiter.
Dann kam das letzte Lied, ich schloss meine Augen und genoss die Nähe zu meinen Fans - der letzte Ton, das Licht ging aus und ich stand wieder Backstage. Alle kamen mir entgegen und umarmten mich.
Flo gab mir einen Kuss und Amelie kam auf mich zugestürmt: "Danke Helene." Ich lächelte sie an und zog mich danach schnell um. Dann fuhren wir in unsere Wohnung nach Hamburg.
Die Konzerte bekamen wunderbare Rückmeldungen und die Zeit verging wie im Flug. Auch die Sehnsucht  hielt sich in Grenzen, weil Sophia sowieso oft da war unf Flo uns mit Felic am Wochenende fast immer besuchen kam. Sophia's Noten wurden sogar eher besser als schlechter und ich war nur noch stolz.

Die letzten zwei Konzerte waren in Frankfurt, zwischen ihnen war ein Tag Pause.
An diesem Tag besuchte ich Amelie im Krankenhaus, denn leider hatte sie einen erneuten Chemoblock und konnte deswegen nicht zum Konzert.
Langsam trat ich durch die Tür: "Hallo Mäuschen." Sie war zwar sehr blass, aber zu meiner Verwunderung ziemlich gut drauf.
Wir hatten viel Spaß miteinander und machten die lustigsten Dinge. Kurz bevor ich los musste, fasste sie nach meiner Hand: "Helene? Ich hab dich ganz doll lieb und sagst du das bitte auch Florian, Sophia und Felix?" - "Aber natürlich Kleine... das kannst du ihnen ja bald selbst sagen." Sie nickte traurig und ich ging aus dem Zimmer.
Zu Hause kuschelten wir win bisschen und ich ruhte mich vor dem letzten Konzert aus. Danach gingen wir alle ins Bett - auch Sophia stand wieder mit auf der Bühne.
Ich drückte mich nah an Flo, er strich mir sanft über den Rücken: "Schau nicht so traurig. Du weißt doch... nach der Tour ist vor der Tour."
Ich gab ihn einen Kuss und versuchte dann schnell einzuschlafen.

Mitten in der Nacht klingelte mein Telefon. Im Halbschlaf griff ich danach und ging ran: "Hmm?" - "Helene?" Am anderen Ende war Erika. "Helene?" - "Ja?" So richtig nahm ich das Gespräch nicht war und merkte, wie ich plötzlich wieder weg war. Irgendwann drang eine etwas lautere Stimme durch mein Ohr: "HELENE?" Ich schreckte hoch: "Ja?" - "Bitte wach auf!" - "Was ist denn?" - "Kannst du bitte ins Krankenhaus kommen?". Plötzlich war ich hellwach: "Warum? Erika?" Ich vernahm ein leises Schluchzen vom anderen Ende der Leitung. "Erika?" - "Ich... Amelie... bitte komm! Bitte. Sie... sie wird die Nacht nicht..." Ich konnte es mir nicht anhören: "Ich bin gleich da! Beruhige dich bitte!". Sofort legte ich auf und rüttelte Flo wach.

Er öffnete verschlafen seine Augen und schaute mich verdutzt an. "Flo... Amelie... Wir müssen ins Krankenhaus." Tränen liefen ungewollt über meine Wange, während ich mich schon umzog. "Was machen wir mit den Kindern?" fragte er. Ich zuckte mit den Schultern: "Frag die Nachbarn... ach keine Ahnung...".
Als wir zum Auto liefen, ging er schnell rüber und klingelte unsere Nachbarn aus dem Bett. Er erklärte alles und sie waren sehr einsichtig.
Dann fuhren wir so schnell es ging los.

Als wir am Krankenhaus ankamen und vorm Eingang standen schaute ich Flo traurig an: "Mir ist so schlecht. Ich habe kein gutes Gefühl." Liebevoll strich er mir über die Wange: "Das wird alles... glaube mir! Gib nicht auf! Hoffnung vergeht nie!" Ich nickte stark und wir betraten das Krankenhaus.
Wie eine Maschine gingen wir vor das Zimmer von Amelie.

Markus saß erschöpft auf einem Stuhl mitten auf dem Gang. Er gab mir ein Zeichen, dass ich rein durfte, Flo setzte sich neben ihn. Erika saß neben Amelie auf dem Bett und hielt ihre Hand. Die Kleine sah sehr schwach aus, lächelte mich aber trotzdem an.
Vorsichtig setzte ich mich auf die andere Seite des Bettes und streichelte über ihre Wange: "Nicht einschlafen meine Maus. Wir brauchen dich noch."
Amelie holte Luft und flüsterte mir etwas ins Ohr...


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